Gefährliche Bisse

Uta Witt. Nach ihrer Borreliose-Erkrankung konnte die Tanzpädagogin ihre Spitzenschuhe an den Nagel hängen. Nur sehr langsam kommt die Beweglichkeit zurück. | Foto: Foto: Gohl
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  • Uta Witt. Nach ihrer Borreliose-Erkrankung konnte die Tanzpädagogin ihre Spitzenschuhe an den Nagel hängen. Nur sehr langsam kommt die Beweglichkeit zurück.
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Den Jahreswechsel 2006/2007 hat Uta Witt in wenig guter Erinnerung. „Nach Feiern war mir so überhaupt nicht, ich fühlte mich schlecht, litt unter den typischen Erscheinungen eines grippalen Infektes“, erinnert sich die 53-jährige Essenerin.
Doch auch lange nach dem Jahreswechsel wurden die Symptome nicht besser. „Das Gegenteil war der Fall. Ende Januar kamen akute Probleme mit den Beinen hinzu.“
Für die Tanzpädagogin ein Problem. „Ich hatte keine Kraft mehr, die Sprünge so auszuführen wie sonst.“ Dabei hatte die Inhaberin eines Ballettstudios kurz zuvor noch mit ihren Schülerinnen gemeinsam auf der Bühne gestanden.
„Ich wusste, dass meine Beschwerden absolut nichts mit muskulären Problemen zu tun hatten.“ Ein Besuch beim Hausarzt, Blutuntersuchungen, das alles brachte keine Klarheit. Uta Witt allerdings ging es immer schlechter.
Es war wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Mediziner vermuteten als Grund für die nicht nachlassenden Beschwerden zunächst Nebenwirkungen der Schilddrüsentabletten, dann wurde Muskelschwund als mögliche Diagnose diskutiert und in Erwägung gezogen, auch Multiple Sklerose und ein akuter Vitamin B12 Mangel standen im Raum.
„Doch nichts hat sich bestätigt und mir ging es immer schlechter. Irgendwann konnte ich nur noch mit Hilfe eines Stocks laufen.“
Im Dezember 2007 wusste die Tanzpädagogin dann endlich, woran sie war. „Eine erneute Blutuntersuchung beim Neurologen brachte Gewissheit.“ Uta Witt war an Borreliose erkrankt. „Natürlich war ich geschockt, aber auch ein Stück weit erleichtert, weil ich endlich wusste, was mit mir los war.“
Die damals 50-Jährige wurde sofort ins Krankenhaus eingewiesen, erhielt dort Antibiotika-Infusionen. Kurz vor Weihnachten ging es für kurze Zeit nach Hause, anschließend folgte der Aufenthalt in einer Rehaklinik.
Hinter Uta Witt liegt ein langer Leidensweg. Die 53-Jährige kann heute kurze Strecken wieder alleine laufen, „ein Stück weit ist die Bewegungsfähigkeit zurückgekehrt.“ Auch beruflich hat sich die Tanzpädagogin mit der Situation arrangiert.
„Was ich mit den Beinen nicht leisten kann, erkläre ich halt mit Worten - noch.“ Denn dass sie in Sachen Genesung weitere Fortschritte macht, davon ist die 53-Jährige felsenfest überzeugt. Und man darf ihr glauben. Denn eisernen Willen, den hat Uta Witt in der Vergangenheit bereits bewiesen.
„Allerdings möchte ich aufklären, vor den möglichen Gefahren eines Zeckenbisses und einer Infektionen mit Borrelien warnen. Aufgrund fehlender Informationen und gesonderter Blutuntersuchungen wird die Krankheit oft nicht erkannt. Und noch eines ist von Bedeutung: Ein Zeckenbiss ist nicht spürbar. Und auch eine Wanderröte tritt oftmals nicht in Erscheinung.“

- Borreliose ist eine durch Zecken übertragene Infektionskrankheit. Krankheitserreger sind die sog. Borrelien. Mediziner bezeichnen Borreoliose als Multisystemerkrankung, kann sie doch Haut, Gelenke, Augen, das Nervensystem und das Herz befallen.

- Mit Borrelien befallene Zecken können in allen Regionen Deutschlands vorkommen. Allerdings ist das Reisiko, nach einem Zeckenstich an Borreliose zu erkranken, eher gering: Nur 1,5 Prozent der Betroffenen sind tatsächlich infiziert.

- Der Verlauf der Borreliose ist zumeist schleppend. Meist tritt eine handtellergroße Rötung (Wanderröte) im Bereich der Stichstelle auf. Noch nach Wochen, Monaten und Jahren kann die Borreliose unterschiedlichste Gewebe und Organe befallen. Im Anfangsstadium können allgemeine Beschwerden wie Schwäche, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, Fieber, Lymphknotenschwellungen und Bindehautentzündung auftreten.Während des zweiten Stadiums kommt es zu grippeähnlichen Symptomen. Stadium III tritt Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich ein. Damit verbunden sind Gelenkentzündungen, auch die Nerven können Schaden nehmen. Bei schwerem Verlauf sind Teile des Körpers gelähmt.

- Eine Antibiotika-Therapie im frühen Stadium verspricht zumeist Erfolg und hilft, spätere Komplikationen zu verhindern.

- Nach Schätzungen erkranken in Deutschland pro Jahr bis zu 60.000 Menschen an Borreliose.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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