Raus aus der Tabu-Ecke! Gewalt gegen Mitarbeitende in Wohneinrichtungen

Heribert Piel (Geschäftsführer GSE), Helmut Quentmeier (Psychiatrie Koordinator), Frank Wübbold (Fachgruppenleiter Alter und Pflege- Der Paritätische) und Hartwig Lux-Rauen (pädagogische Leitung Wohnen GSE, von links) erkennen einen dringlichen Handlungsbedarf. Foto: Gohl
  • Heribert Piel (Geschäftsführer GSE), Helmut Quentmeier (Psychiatrie Koordinator), Frank Wübbold (Fachgruppenleiter Alter und Pflege- Der Paritätische) und Hartwig Lux-Rauen (pädagogische Leitung Wohnen GSE, von links) erkennen einen dringlichen Handlungsbedarf. Foto: Gohl
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n Pflege- und Betreuungseinrichtungen ist Gewalt gegen Mitarbeitende ein wachsendes Problem. Dass Mitarbeiter und auch andere Bewohner von Menschen, die in einer stationären Einrichtung leben, angegangen werden, ist vielfach ein Tabu-Thema. Die Betroffenen fühlen sich mit ihrer Erfahrung oft alleingelassen und hilflos. Daher muss das Thema raus aus der Tabu-Ecke!

Die GSE Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen Essen mbH und der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW haben sich entschlossen die betroffenen Gruppen in den Dialog zu bringen. Die GSE ist eine Mitgliedsorganisation des Paritätischen NRW, die selbst Träger von stationären Pflege- und Betreuungseinrichtungen für Ältere und Menschen mit Behinderung in Essen ist. Zusammen haben die beiden Organisationen am Mittwoch, 25. April, zu einer Veranstaltung in die Kreuzeskirche eingeladen, um Mitarbeitenden die Möglichkeit des gegenseitigen Austausches zu geben und Wege zur Vermeidung und zum Umgang mit Gewalt durch Betreute zu finden.

Die Probleme offen benennen

Frank Wübbold, Fachgruppenleiter Alter und Pflege beim Paritätischen NRW: „Die Mitarbeiter brauchen einen Ort, um von ihren Erfahrungen zu berichten und die Probleme offen zu benennen. In der öffentlichen Debatte geht es aktuell beim Thema Aggression und Gewalt in Einrichtungen vorrangig um solche, die von Mitarbeitenden oder Einrichtungen ausgeht. Natürlich ist auch das ein wichtiges Thema, aber es gibt auch den umgekehrten Fall und mit dem müssen wir uns dringend befassen.“

Schutz durch Polizei oder Sicherheitsdienste

Aktuell erleben soziale Einrichtungen, dass sich einzelne Mitarbeiter nach persönlichen Gewalterfahrungen ängstlich zurückziehen und dass sie Wach- und Sicherheitsdienste oder sogar die Polizei zur Hilfe holen müssen, um ihre Belegschaft oder andere Bewohner vor einzelnen aggressiven Betreuten zu schützen. Diese Probleme dürfen nicht totgeschwiegen oder dem Einzelnen überlassen werden. Der Paritätische NRW und die GSE wollen Raum für die psychische Entlastung der Betroffenen schaffen und eine Kultur in Einrichtungen fördern, in denen Platz für eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema ist, beispielsweise bei Schicht-Übergaben, Team-Gesprächen oder durch spezielle Coachings.
Heribert Piel, Geschäftsführer der GSE: „Darüber hinaus wollen wir auch den Blick auf eventuelle strukturelle Ursachen richten. Denn auch gesetzliche Veränderungen haben dazu geführt, dass das Selbstbestimmungsrecht kranker Personen höher gewichtet wird als der Schutz der Umgebung vor Gewalt. Zu dieser Umgebung gehören nicht nur Mitarbeitende, sondern oft auch andere Menschen, die dort wohnen. Die Träger der Einrichtungen stellt das vor massive Probleme.“

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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