Spitzenmedizin in Essen: Disphagie - gefährliches Verschlucken

Diagnose per Endoskop | Foto: Winkler
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Schlucken ist so selbstverständlich wie Atmen. „Bis zu 2.000 Mal pro Tag geschieht dies zumeist unbewusst “, so Dr. Horst Gerhard, Chefarzt für Neurologie am Philippusstift Borbeck.

Das dortige interdisziplinäre Dysphagiezentrum Essen (IDE) beschäftigt sich mit der Diagnose und Therapie von Schluckstörungen.
Knapp 80 Prozent aller Schlaganfall-Patienten leiden unter einer Schluckstörung. „Zwischen 25 und 30 Prozent müssen anschließend mit einer bleibenden Dysphagie leben“, berichtet Matthias Suchanek, Leiter des IDE. Gerade im Akutfall hat die Dysphagie oft schwerwiegende Folgen. „Letztlich kann es zu einer Pneumonie (Lungenentzündung) kommen, die lebensbedrohlich ist. Die Diagnostik ist deshalb gerade im Akutfall wichtig, um gezielt behandeln zu können.“
Für die Medizinier liegt eine Dysphagie oder Schluckstörung vor, wenn der im Normalfall automatisierte und reflexgesteuerte Schluckablauf in Teilen oder ganz zusammenbricht. „80 Muskeln und fünf verschiedene Hirnnerven sind für den Schluckvorgang zuständig“, weiß der Leiter des IDE. Nur eine umfassende Diagnostik kann die Ursachen ermitteln, warum dieser komplexe Ablauf nicht funktioniert.
Bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Schlaganfall oder Demenz, bei onkologischen oder Hals-Nasen-Erkrankungen kann es zu Schluckstörungen kommen. Auch sogenannte Altersschluckstörungen sind bekannt. Für den Patienten geht eine Dysphagie häufig mit Husten und undeutlichem Sprechen nach Flüssigkeitsaufnahme einher, Fieberschübe und unklarer Gewichtsverlust gehören ebenfalls zum Krankheitsbild. „Die Lebensqualität ist deutlich eingeschränkt, denn die Angst vor dem Verschlucken lässt Dysphagie-Patienten auf Restaurantbesuche, gemeinsame Essen oder Reisen verzichten“, weiß der Experte.
Im Essener Dysphagiezentrum erfolgt die Diagnose durch spezielle Röntgen- oder endoskopische Untersuchungen. „So lässt sich erkennen, wo während des Schluckvorgangs Probleme auftreten.“ Anschließend wird ein Therapieplan erstellt. „Die Patienten lernen, wieder sicher zu schlucken“, erklären Angelika Hofmann, klinische Linguistin, und Logopädin Alexandra Fortmann. Ein Schlucktraining kann helfen, die Defizite zu kompensieren. Gesteigert werden Beweglichkeit, Zungenkraft und Sensibilität etc.
Die Experten sehen auch in Aufklärung und Information eine wichtige Aufgabe. „Da es sich um einen verhältnismäßig jungen Bereich handelt, ist dies von großer Bedeutung."

Haben Sie Fragen an unsere Experten? Dann einfach per Kommentarfunktion an unserer kleinen Sprechstunde im Lokalkompass teilnehmen. Diese kann jedoch noch kurze und allgemeine Informationen weitergeben und keinen Arztbesuch ersetzen.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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