Charlotte und Ann Kathrin auf Abenteuerreise

Die Freude war übergroß bei den beiden Freundinnen, als sie erfuhren, dass gerade sie das Stipendium für ein Auslandspraktikum der Alfried Krupp Stiftung erhalten hatten. Die beiden Schülerinnen der Realschule am Schloß hatten sich zwar für gänzlich andere Praktika beworben, aber das spielte dann keine Rolle mehr. Charlotte Rullich hatte eigentlich vor in den Beruf der Physiotherapeutin hineinzuschnuppern - sie bekam allerdings einen Praktikumsplatz bei den Chiltern Railways in Aylesbury in der Nähe von London zugewiesen, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn. Auch Ann-Kathrin Grunert landete ganz woanders. Beworben hatte sich die 15-Jährige für den Beruf der Sportfachfrau, gelandet ist sie dann beim TÜV-Nord in Helsinki. Charlotte, besser gesagt „Charly“ hat in den vier Wochen des Praktikums viel gelernt. In der ersten Woche war sie der Werkstatt zugeteilt, dort werden die Züge repariert. „Da war ich die einzige Frau und am Anfang haben mich die Männer nur fragend angeschaut“, erinnert sich die 16-Jährige. „Dazu kam anfangs noch das Wirrwarr mit den Akzenten der englischen Sprache, aber daran habe ich mich schnell gewöhnt.“ Während die eine in England unter die Züge stieg, saß die Freundin „Aki“ derweil im Büro der Unterabteilung des TÜV in Helsinki. Im Gegensatz zu Charly kam sie nicht im aufkeimenden Frühling einer Insel an. „Es lag meterweise Schnee und ich war froh, dass ich warme Sachen eingepackt hatte.“ Die Unterbringung in einem Vier-Sterne-Hotel mit Schwimmbad war da ebenso eine kleine Entschädigung wie ihre Begleitung. Die Auszubildende Ebru Yilmaz absolvierte ebenfalls einen vierwöchigen Auslandsaustausch. Die beiden jungen Frauen wohnten in der Zeit zusammen. Derweil machte sich es ihre Freundin Charly in ihrem Zimmer gemütlich, das ihre Gastfamilie für sie frei geräumt hat. „Die waren total lieb und haben immer gefragt, ob sie mir etwas Gutes tun können.“ Und auch das Essen gefiel der Praktikantin. Auf dem Speiseplan standen Gerichte aus Indien, Mexiko und der heimischen Küche , „die total lecker waren“, versichert sie. Witzig, besser „total crazy“ fand Charlotte auch den Elvis-Wahn ihrer Gastgeber. „Überall im Haus waren Sachen und Bilder von Elvis.“ Klar, dass sie auch zum Rock ‘n‘ Roll-Tanzabend mit genommen wurde. Neben viel Büroarbeiten für den TÜV, waren die Highlights bei Aki die „American Car Show“, auf der sie den Messestand des TÜV-Nord mitbetreute. Auch ein Besuch in Talinn/Estland ermöglichte der Chef ihr und Ebru. „Eine tolle alte Stadt,“ schwärmt Ann-Kathrin. Finnisch konnte und kann sie nicht. Aber: „Jeder Kioskbesitzer und jede Verkäuferin spricht perfekt Englisch, das ist erstaunlich.“ Lustig fanden ihr Chef und die vier Kollegen allerdings ihren Spitznamen. Aki ist in Finnland nämlich ein Männername.
Charlotte durchlief in jeder Woche eine andere Station. Von der Werkstatt wechselte sie zum Infopoint im Bahnhof Marylebone und danach nach Birmingham, um Tickets zu kontrollieren. „Da wurde ich manchmal komisch angeschaut, weil ich keine Uniform anhatte.“ In der letzten Woche durfte sie dann richtig „Hand anlegen“. Sie säuberte die Überwachungskameras und übernahm kleine Wartungsarbeiten an den Zügen. Nach einer abenteurlichen Heimreise - wegen der Aschewolke des isländischen Vulkans konnten beide nicht mit dem Flieger heim - waren beide Mädchen heilfroh, endlich wieder zu Hause zu sein. „Es war schon ein tolles Abenteuer“, schwärmen beide - und versichern: „Wir würden das sofort wiederholen.“