Der Wein war's! - Scheytt und Pleitgen plaudern auf Borbecker Maienmahlzeit

Prof. Dr. Oliver Scheytt, ehemaliger Kulturdezernent der Stadt Essen (l.) und Fritz Pleitgen im Dialog zum Thema „Europas neue Metropole – Visionen und Wirkungen der Kulturhauptstadt RUHR.2010" | Foto: Debus Gohl
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  • Prof. Dr. Oliver Scheytt, ehemaliger Kulturdezernent der Stadt Essen (l.) und Fritz Pleitgen im Dialog zum Thema „Europas neue Metropole – Visionen und Wirkungen der Kulturhauptstadt RUHR.2010"
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Maienmahlzeit – schon das Wort zergeht auf der Zunge. Und ebenso war es mit den gereichten Speisen in der Dampfe. Angefangen mit dem lauwarmen Spargelsalat, über die leichte Cremesuppe von geräucherter Bachforelle, den westfälischen Rosenkranz vom Spanferkel mit sahnigem Kartoffelstampf bis zum traumhaften Dessertbuffet – für die 150 Besucher war es eine wahre Gaumenfreude.

von Doris Brändlein

Und nicht nur für den Geschmackssinn war gut gesorgt bei der 32. Maienmahlzeit, die der Borbecker Bürger- und Verkehrsverein ausgerichtet hat. Nach der Begrüßung durch Susanne Asche, 1. Vorsitzende des BBVV, vermittelten Kinder der Dürerschule, unter Leitung ihrer Musiklehrerin Cornelia Krause, Frühlingsgefühle. Mit bekannten Liedern wie „Komm lieber Mai und mache …", "Es geht eine helle Flöte …", "Nun will der Lenz uns grüßen …" und mutig vorgetragenen Gedichten stimmten die Kinder die Gäste auf den Frühling ein.

Hand in Hand - Ehrenpreis an Runden Tisch Frintrop

Die Auszeichnung „Hand in Hand“, verliehen für besondere Verdienste um menschliches Miteinander und Füreinander, erhielt in diesem Jahr die Initiative „Runder Tisch WPS Frintrop“.
Die inzwischen rund hundert Mitglieder setzen sich ehrenamtlich mit zahlreichen Hilfs- und Betreuungsangeboten für Flüchtlinge ein, die eine vorübergehende Unterkunft in der Walter-Pleitgen-Schule gefunden haben.
Da der Leiter des Runden Tisches Ralf Oyen nicht persönlich anwesend sein konnte, nahmen fünf Mitglieder (Erika Küpper, Elke Böing-Sterner, Sabina Kun, Nico Worring, Gertrud Tissen) stellvertretend den Ehrenpreis entgegen.
Und dann kam der mit Spannung erwartete Höhepunkt des Abends: Prof. Dr. Oliver Scheytt, ehemaliger Kulturdezernent der Stadt Essen, vielen aber besser im Gedächtnis als Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH und Fritz Pleitgen im Dialog zum Thema „Europas neue Metropole – Visionen und Wirkungen der Kulturhauptstadt RUHR.2010".

"Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets

Fritz Pleitgen, ehemaliger Intendant des WDR und Vorsitzender der ARD, wurde 1938 in Duisburg-Meiderich geboren „da kam der ganze Mist von Thyssen runter“, lebte dann fünf Jahre mit seiner Familie in Essen-Holsterhausen. Nach einem Bombenangriff 1943 wurde die Familie evakuiert. Seitdem hat er nicht mehr im Ruhrgebiet gelebt. „Ich bin trotzdem ein Ruhri und immer im Herzen ein Kind des Ruhrgebiets geblieben“, versichert er.
Auf die Frage von Scheytt, wie das sein könne, dass Pleitgen Fan vom MSV Duisburg und gleichzeitig vom BVB wäre, antwortet der schmunzelnd: „Ich habe zwei Herzkammern, also viel Platz für beide Vereine“.
Scheytt, als Geschäftsführer der RUHR.2010 und Pleitgen als Vorsitzender der Geschäftsführung übernahmen 2007 die Planung und Organisation des Europäischen Kulturhauptstadtjahres 2010 in Essen und im ganzen Ruhrgebiet. Es war das erste Mal in der Geschichte der Kulturhauptstadt, dass nicht eine Stadt alleine nominiert war, sondern eine ganze Region.

"Still-Leben Idee entstand beim Rotwein

„Wie sind Sie eigentlich auf die Idee mit der Autobahnsperrung gekommen, die dann zum Leitprojekt ,Still-Leben Ruhr' wurde?". Die Antwort von Pleitgen kommt sofort und klar und deutlich: „Die Idee ist unter heftigem Alkoholeinfluss entstanden. Wir wollten alle fünf Millionen Menschen des Ruhrgebietes einladen und das Ruhrgebiet ist ja bekanntlich von einem großzügigen Autobahnnetz durchzogen. Da ich etwas Ähnliches in Amerika gesehen hatte, kam mein Vorschlag, dass wir dafür ein Stück Autobahn schließen könnten. Wir gingen erst von zehn Kilometern aus, aber je mehr wir dem Rotwein zugesprochen hatten, desto länger wurde die Strecke, sodass wir letztendlich bei 60 Kilometern landeten“.
Nicht nur das Still-Leben, sondern auch die Schachtzeichen, die Local Heroes-Veranstaltungen und die grandiose Eröffnung auf der Zeche Zollverein sorgten dafür, dass das Ruhrgebiet in der Welt wahrgenommen wurde und noch wird. Das erkennt man auch an den seitdem gestiegenen Übernachtungszahlen.
„Kultur ist für mich ein harter Standortfaktor und das wissen Politiker nicht zu schätzen. Wenn Gelder gestrichen werden, steht der Kulturetat immer an erster Stelle“, poltert Pleitgen.
Dr. Scheytt berichtet, dass es im Zuge der „Grünen Hauptstadt Europas“, diesen Titel hat die Europäische Kommission Essen für das Jahr 2017 verliehen, ein Zukunftsforum auf der Zeche Zollverein geben wird, um weiter zu denken und weiter zu planen. Und wenn man sich die verschiedenen Projekte, unter anderem 300 Jahre Duisburger Hafen, Innovation City Bottrop, die Klimakonferenz 2022, Glück auf Zukunft und die Emscher Renaturierung, ansieht, kann man hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Ruhrgebiet muss Kräfte bündeln

„Ich halte es für wichtig, dass das Ruhrgebiet gemeinsam seine Kräfte bündelt und die einzelnen Städte zusammenarbeiten“, betont Scheytt.
Der informative Abend klang - natürlich - mit dem gemeinsam gesungenen Steigerlied, begleitet von Günther Eggert und seinem Kornett, stimmungsvoll aus.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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