Geschichten von der "Köttelbecke"

Die Menschen im Ruhrgebiet haben ein ganz besonderes Verhältnis zu ihren Köttelbecken. Fotos/Repro (2): Verlag Henselowsky Boschmann | Foto: Henselowsky Boschmann
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  • Die Menschen im Ruhrgebiet haben ein ganz besonderes Verhältnis zu ihren Köttelbecken. Fotos/Repro (2): Verlag Henselowsky Boschmann
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Friedhelm Wessel ist ein Kind des Ruhrgebiets. Und daher sind dem ehemaligen Journalisten, der seine Kindheit und Jugend in Oberhausen verbrachte, auch die Köttelbecken und ihre ganz besondere Philosophie nicht unbekannt. "Die gehören zum Ruhrgebiet wie Schlackenhalden, Gasometer oder Fördertürme", berichtet Wessel in seinem aktuellen Buch. "Unsere allerschönste Ecke: Die Halde anne Köttelbecke" ist das im Verlag Henselowsky Boschmann erschienene Werk überschrieben.

Darin kann sich der Leser nicht nur über die Begrifflichkeiten schlau machen. Es gibt immer wieder nette Hinweise darauf, wie eng der Begriff als solcher, die Köttelbecken im Speziellen und die Menschen hier im Ruhrgebiet miteinander verbunden sind. Und auch auf die Frage nach dem wohl berühmtesten "Köttel" der Region weiß Wessel eine Antwort. "Das ist und bleibt natürlich unser Fußballidol Reinhard ,Stan' Libuda." Der sei in seiner Kinderheit ausschließlich "Köttel" gerufen worden. "Vielleicht weil seine Heimat, der Haverkamp in Gelsenkirchen-Bismarck, am Ufer einer Köttelbecke gelegen ist."
In dem knapp 80 Seiten starken Bändchen, bebildert mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Fotografien, hat Friedhelm Wessel eine Menge humorvoller, spannender und interessanter Geschichten rund um die Abwasserbäche des Reviers und seine Bergehalden gesammelt. Erzählt werden sie von Menschen aus dem Ruhrgebiet.
So unterschiedlich die Erinnerungen auch sind, eines machen sie deutlich: Den Ruhrgebietler verbindet eine Art Hassliebe mit den Abwasserbächen: "Auf der einen Seite", so weiß Friedhelm Wessel, "werden sie wegen ihres oft penetranten Duftes verdammt, auf der anderen bedeuten sie ein Stück Identität." Das gilt natürlich genauso für die Bergehalden. Die Schurenbachhalde, bis 1986 Deponie der Zeche Zollverein, liegt auf Essener Gebiet am Ufer des Rhein-Herne-Kanals. Die Ruhris nennen die Halden liebevoll "Unsere Alpen", Touristen kommen inzwischen zum "Halden-Hügel-Hopping" ins Revier.
Unter den Geschichten rund um die Köttelbecken und Schlackenberge finden sich auch solche aus Essen. Helmut Spiegel beispielweise berichtet von Land unter in Karnap. Im Februar 1946 war die Emscher über die Ufer getreten und sorgte für Hochwasser im nördlichsten Stadtteil Essens. Und auch über den Bernepark und den berühmten Berne-Zander aus der Pfanne gibt es in dem gebundenen Ruhrgebietsbuch aus der Feder Friedhelm Wessels einiges nachzulesen.
Warum sich Ruhrgebiets-Autor Wessel in seiner aktuellen Publikation ausgerechnet den Köttelbecken und Bergehalden widmet, liegt für den Herner auf der Hand. "In nicht allzu ferner Zukunft werden sie verschwunden sein, werden zu renaturierten Bächen oder begehbaren Landschaftsbauwerken. Höchste Zeit also, die vielen tollen Geschichten rund um die aller schönsten Ecken des Ruhrgebiets aufzuschreiben."

Friedhelm Wessel: Unsere allerschönste Ecke: Die Halde anne Köttelbecke. Geschichten von künstlichen Bergen und aromatischen Bächen. ISBN 978-942094-52-8, 9,90 Euro.

Die Menschen im Ruhrgebiet haben ein ganz besonderes Verhältnis zu ihren Köttelbecken. Fotos/Repro (2): Verlag Henselowsky Boschmann | Foto: Henselowsky Boschmann
Jochen Patrzek hatte einen Traum: Als Django wollte er die Wild-West-Welt erobern.  Auch seine Geschichte findet sich in dem Buch von Friedhelm Wessel. | Foto: Henselowsky Boschmann
Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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