Was ist geplant? Emotionen in Frintrop kochen hoch

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Stadtteil: Die ehemalige städtische Grundschule im Neerfeld als mögliche Unterkunft für Asylbewerber? Noch ist nichts entschieden, winkt die Verwaltung ab. Doch die Frage, was mit dem leergezogenen Schulgebäude in Unterfrintrop passiert, brennt den Anwohnern auf den Nägeln.

Donnerstag, 17 Uhr. Schon vor der Gaststätte Wienert am Höhenweg stehen die Menschen. Drinnen ist kaum mehr ein Platz zu bekommen. Viele Frintroper wollen wissen, was ist dran an den Gerüchten. Seitens der Stadtverwaltung ist niemand vor Ort, um für Informationsfluss zu sorgen. „Es gibt ja noch nichts Konkretes zu berichten“, erklärt die Stellvertretende Pressesprecherin Jeanette Kern am Nachmittag.
Vertreter der politischen Parteien sind da, versuchen die aufgeheizte Stimmung im Saal in geordnete Bahnen zu lenken. Doch mehr als die Menge zu beruhigen, ist nicht drin. Rainer Wittmann hat die Versammlung einberufen. „Die Schule steht leer. Warum plötzlich diese Bauaktivitäten?“, will der Frintroper wissen. Eine Antwort seitens der Verwaltung hat er nicht bekommen. Mangelnde Transparenz, die Bürger fühlen sich überfahren, vor vollendete Tatsachen gestellt. So wie damals, bei der Lohstraße.
Informationsdefizite auch bei der Politik. Bezirksbürgermeister Helmut Kehlbreier: „Der Bezirksvertretung liegen keine Informationen vor.“ SPD-Ratsherr Peter Lotz will mehr wissen.

Gespräche angekündigt

Er sichert den Frintropern seine Unterstützung zu. „Aber mir liegen Informationen vor, dass die Walter-Pleitgen-Schule ganz oben auf der Liste steht.“
Der Unmut wird lauter. Viele deuten die Aussage des SPD-Politikers so, als ob eine Entscheidung längst gefallen sei. Ängste werden laut. Vor fallenden Grundstückspreisen, vor steigender Kriminalität. „Dann können wir unsere Kinder doch nicht mehr auf die Straße schicken“, wirft eine Frau aufgebracht in die Menge.
Jutta Eckenbach, sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, versucht die Ängste der Bürger zu entkräften, setzt auf Gespräche. In der nächsten Woche soll ein Treffen mit Vertretern der Verwaltung, Bürgern und der Politik stattfinden. „Was da besprochen wird, werde ich weitergeben“, verspricht Rainer Wittmann.
Unabhängig vom Ergebnis der angekündigten Gespräche steht eines allerdings fest. Die Zahl der Menschen, die in Deutschland einen Antrag auf Asyl stellt, ist im ersten Halbjahr 2013 erheblich gestiegen - bundesweit. „Die asylsuchenden Menschen werden entsprechend einer Quote auf die Städte und Landkreise in Nordrhein-Westfalen verteilt“, erklärt Kern das Procedere.
Noch ist die derzeitige Diskussion eine Rechnung mit gleich mehreren Unbekannten. Doch gerechnet wird in der Verwaltung auf Hochtouren. Denn man geht davon aus, dass der Zuzug von Asylbewerbern weiterhin anhält. „Und zum Winter hin auch noch einmal ansteigen wird, das zeigt die Erfahrung“, so die stellvertretende Pressesprecherin weiter.
Dann würde in Essen rechnerisch ein Bedarf von 900 Unterbringungsplätzen bestehen. Die derzeitige Kapazität liegt bei 720. „Sechs Monate sind notwendig, damit weitere reguläre Unterkünfte errichtet werden können“, weiß Jeanette Kern. Daher müssten kurzfristig Behelfsunterkünfte eingerichtet werden. Ein möglicher Standort - die ehemalige Walter-Pleitgen-Schule.
Die Belegung sei durchaus schon Anfang Oktober möglich. „Wenn das Land Flüchtlinge zuweist.“
Die Dilldorfschule an der Oslenderstraße in Kupferdreh wurde bereits zu einer Behelfsunterkunft umgebaut. 80 Plätze stehen dort zur Verfügung. Für 100 weitere wird nach Auskunft der Stadt derzeit ein Standort gesucht. Nach Auskunft der Verwaltung im kompletten Essener Stadtgebiet.

Verschiedene Standorte werden geprüft

Geprüft werden demnach leerstehende Immobilien im Besitz der Stadt Essen sowie solche, die angemietet werden können. Mit Ergebnissen wird nach Aussage von Jeanette Kern in den nächsten 14 Tagen gerechnet.
Sollte die Wahl dann auf die Walter-Pleitgen-Schule fallen, dann werde die Stadt die Anwohner umgehend darüber informieren. „Und eines sollte klar sein, die Asylsuchenden verbleiben nur solange in den Unterkünften, bis ein Platz in einem Asylbewerberheim frei wird. Der Aufenhalt estreckt sich nicht auf die Dauer des Asylverfahrens.“ Beruhigen werden diese Aussagen die aufgebrachten Bürger nicht. Die Gerüchteküche brodelt weiter. Frühzeitige Information wäre sicherlich die bessere Alternative gewesen.
Rainer Wittmann löst die Versammlung auf. Aufgrund der vielen Menschen ist eh so gut wie keine Wortmeldung von allen zu verstehen. Vor dem Lokal gehen die Diskussionen weiter. Auch hier kochen die Emotionen hoch. „Ich möchte, dass alles in Ruhe und Frieden abläuft“, bekräftigt Wittmann noch einmal. Aber auch er zeigt sich überrascht von der Resonanz auf die Versammlung.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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