Das Leben im Paradies hat seinen Preis

Boris Brömse hat nach dem tragischen Unfalltod des Vaters Verantwortung auf dem Hof übernommen. Mit dem Traktor geht es zu den Himbeeren. Die benötigen derzeit intensive Pflege in Sachen Schimmelschutz und Blattläuseprävention.
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  • Boris Brömse hat nach dem tragischen Unfalltod des Vaters Verantwortung auf dem Hof übernommen. Mit dem Traktor geht es zu den Himbeeren. Die benötigen derzeit intensive Pflege in Sachen Schimmelschutz und Blattläuseprävention.
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Sie leben inmitten von Obstbaumplantagen und Beerensträuchern, umgeben von Wiesen und Feldern. Vor dem Haus grasen Pferde, auf der hinteren Weide tummeln sich Schafe und Ziegen. Keine Frage: Gitta Brömse und ihre Kinder leben wie im Paradies. In einem Paradies mitten in der Großstadt Essen.

Doch das Leben im Paradies hat seinen Preis. "Es macht schon eine Menge Arbeit", räumt die Mutter von vier Kindern ein. "Und wir müssen uns stets und ständig etwas Neues einfallen lassen, damit wir mit der Landschaftwirtschaft überleben können. Für Betriebe unserer Größe ist das nicht einfach."
Noch hat die Saison auf dem 35 Hektar Hof in Dellwig gar nicht angefangen. "Die Erdbeerfelder blühen derzeit", berichtet Boris Brömse. Nach dem tragischen Unfalltod des Vaters vor knapp sechs Jahren übernahm der Sohn Verantwortung im Betrieb, den seine Eltern knapp 20 Jahre gemeinsam geführt hatten. Kein leichter Start für den gelernten Bauern. "Denn man muss schon einiges wissen, damit es beispielsweise mit den Erdbeeren klappt." Das notwendige Wissen hat sich der Junior längst angeeignet. Ende Mai, Anfang Juni wird es auf den 1,5 Hektar großen Erdbeerfeldern mit der Ernte los gehen. "Dann beginnt die heiße Zeit", weiß Gitta Brömse. Schon jetzt beginnt ihr Arbeitstag morgens um 5.30 Uhr. "Dann geht es in den Stall. Die Pferde müssen versorgt werden", erzählt die Bäuerin, die vor ihrem Umzug auf den Dellwiger Hof den Beruf einer Bürokauffrau erlernt hat. 48 Pferde, eigene und Einsteller, leben auf dem Hof an der Schilfstraße. Misten, füttern, einstreuen. Dann geht es für die Vierbeiner raus auf die Koppel.

Nach der Stallarbeit geht es direkt hinaus aufs Feld

"Vor der Erntesaison kann ich nach der Arbeit im Stall dann in aller Ruhe einen Kaffee genießen", erzählt Gitta Brömse. "Heute früh war ich mit den Hunden am Teich. Ich saß in der Sonne, sie haben ein Bad genommen." Während der Ernte sind solche Auszeiten nicht drin. Dann geht es direkt morgens raus aus Feld. "Einen Teil der Erdbeeren pflücken wir selbst, verkaufen ihn dann in unserem Hofladen oder in dem mobilen Verkaufsstand am Klaumerbruch." Zwei Saisonkräfte und eine Verkaufshilfe werden die Familie während der Ernte unterstützen. "Den Rest machen wir", so Gitta Brömse. Wir - das sind neben Sohn Boris und ihr selbst Tochter Laura Jasmin und Sohn Johannes. Der Junior geht mit seinen 16 Jahren noch zur Schule. Doch sein Berufswunsch steht schon fest. Auch er möchte in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters und des großen Bruders treten und die Landwirtschaftsschule besuchen.

Berufswunsch Bauer steht fest

"Wir haben hier genug Platz auf dem Hof", freut sich Boris auf die Unterstützung des Bruders. Hat der die Ausbildung abgeschlossen, möchte er sich verstärkt seinem zweiten beruflichen Standbein widmen: dem Garten-Landschaftsbau. "Das ist derzeit in größerem Umfang nur während der Wintermonate möglich."
Erdbeeren, Himbeeren und Äpfel im Hofladenverkauf und zum Selberpflücken bietet die Familie Brömse bereits seit vielen Jahren an. Im Herbst soll neu gepflanzt werden. "Wir möchten vermehrt Beerenobst anbieten. Ebenfalls zum Selberpflücken." Stachelbeeren, Johannisbeeren, aber auch Kirschen und Zwetschgen sollen die Auswahl noch größer werden lassen.
Neben der Arbeit im Hofladen - dort bieten die Brömses selbstgemachte Marmeladen, Imker-Honig, Kartoffeln und Eier aus eigener Produktion, selbstgemachte Mettwurst sowie während der Saison Ziegenkäse, Senf und NaJu-Apfelsaft an - ist Gitta Brömse für das Bauerncafé verantwortlich. Bei schönem Wetter lassen sich selbst gebackener Kuchen und Kaffeespezialitäten auf der Terrasse genießen. Ansonsten steht der liebevoll mit ausgesuchten historischen Möbeln eingerichtete Gastraum für einen nachmittäglichen Kaffeeklatsch bereit.

Jeden Tag wird frisch gebacken

Die Sonne über Dellwig steht schon deutlich tiefer. Die freiwilligen Helfer in der Stallgasse schnippeln fleißig Obst und Gemüse für die Tiere. Schafe, Ziegen, Hühner und natürlich die Pferde werden mit kleinen Leckereien überrascht. Tochter Laura holt mit einer befreundeten Pferdebesitzerin die eigenen Pferde von der Koppel. Für Mutter Gitta ist der Tag aber noch lange nicht zu Ende. Sind Cafe und Dellwiger Landscheune geschlossen, dann geht es für sie ans Kuchenbacken. Täglich frisch sind die süßen Köstlichkeiten, die sie im Bauerncafé anbietet. An diesem Abend möchte sie ein neues Rezept probieren: eine Schmandtorte.
Die nächsten Wochen und Monate werden arbeitsintensiv. Das wissen Gitta Brömse und ihre Kinder. Doch die Dellwigerin hat schon jetzt etwas, was ihr die viele Arbeit versüßt: Im November geht es gemeinsam mit ihrer Schwester in den Urlaub. Nicht irgendeinen Urlaub, die Damen gönnen sich eine Kreuzfahrt. Und die hat sich Gitta Brömse dann auch redlich verdient.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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