Zukunftsträume: Acht junge Leute freuen sich aufs barrierefreie Wohnen Bochold

Startklar für die eigenen vier Wände: Architektin Silke Gleibs (li.) hält die Grundsteinrolle mit den Zukunftswünschen der Bewohner. Fotos: Müller
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  • Startklar für die eigenen vier Wände: Architektin Silke Gleibs (li.) hält die Grundsteinrolle mit den Zukunftswünschen der Bewohner. Fotos: Müller
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Träume, Wünsche und Hoffnungen wurden am Freitag, 17. Juni, der Grundstein einer Doppelhaushälfte für betreutes und barrierefreies Wohnen an der Bocholder Theodor-Hartz-Straße, die vielleicht schon ab März 2017 neue Heimat für acht junge Menschen mit psychischen und körperlichen Behinderungen ist. Zum ersten Mal werden sie von ihren Eltern getrennt sein, zum ersten Mal ein eigenständiges Leben führen.

„Das wird das erste Mal sein, dass ich ihn loslasse, in sein Zimmer komme und es ist leer“, realisiert Volker Borgardt ein wenig wehmütig. Sein Sohn Björn ist einer der acht jungen Menschen, die bald in der Doppelhaushälfte für barrierefreies und betreutes Wohnen des Integrationsmodell Essen e.V. (IM) unterkommen. Das Gebäude rückt an die Stelle des leerstehenden Pfarrhauses der Kirche St. Johannes Bosco.
Am vergangenen Freitag feierten Familien, zukünftige Bewohner und geladene Gäste die Grundsteinlegung. „Die Entwicklung ist nur zu unterstützen“, lobt Helmut Kehlbreier, Bezirksbürgermeister Bezirk IV, „Objekt und Grundsteinlegung sind für die jungen Menschen einfach super.“ Zu Gast war nicht nur der Bezirksbürgermeister, auch fünf Patres aus Don-Bosco statteten ihren neuen Nachbarn einen Besuch ab.

Alltagspraxis

Das Integrationsmodell Essen hat bereits 17 verschiedene Wohnprojekte im ganzen Stadtgebiet, bisher wurden aber nur bestehende Immobilien renoviert oder umgemodelt: „Das ist das erste Haus, das wirklich neu gebaut wird“, erklärt IM-Geschäftsführerin Angelika Steinfurth. Die passende Immobilie ist dabei nur der zweite Schritt, viel wichtiger ist die Sympathie zwischen den zukünftigen Bewohnern: „Es bildet sich erst eine Gruppe, dann wird um diese Gruppe ein Haus gebaut.“ Die acht jungen Menschen sind inzwischen bereits seit sechs Jahren zusammen, einige kennen sich noch aus dem Freizeittreff der Flotten Socken.
In speziellen Wohntrainings wird die Gruppe aktuell auf den Alltag in den eigenen vier Wänden vorbereitet: „Was braucht man im Raum? Was braucht man zum Leben? Wie sollen die Zimmer aussehen?“, erklärt Projektleiterin Helga Rautenberg. Gleichzeitig soll ein Wir-Gefühl zwischen den zukünftigen WG-Mitgliedern entstehen: „Die müssen zusammenwachsen, sehen wie das Haus sich entwickelt und ein Ortsgefühl kriegen.“ Je weiter die Arbeiten fortschreiten, desto öfter werden sich die Acht treffen. Zum Abschluss wird die Gruppe noch einmal ein ganzes Wochenende ohne Eltern wegfahren.
Extra für die Grundsteinlegung hat Rautenberg mit den jungen Menschen etwas vorbereitet: „Wir haben uns gedacht: Zur Grundsteinlegung wird doch immer etwas eingebuddelt“, erklärt die Projektleiterin. Jeder durfte ein kleines, individuelles Schmuckkästchen basteln, in dem Träume, Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft platziert werden konnten: Engelchen, Marienkäfer oder Buddha sollen Glück bringen, Münzen, Gold und Silber etwaigen Finanzproblemen vorbeugen und kleine Schlittschuhe, Muscheln oder ein Glitzerherzchen decken Hobbies, Urlaub und – ganz wichtig! – die Liebe ab. Nicht fehlen durften Schminke und Parfüm für die Damen: „Die Mädchen wollten sich ein bisschen aufbrezeln“, lächelt Projektleiterin Rautenberg.

Eine neue Familie

Mit einem lachenden und einem weinenden Augen beobachtet Volker Borgardt, wie die Grundsteinrolle mit den Wünschen seines Sohns in die Wände der Wohngemeinschaft eingemauert wird. „Für Björn wird's sicher am einfachsten“, ahnt Borgardt. „Ich glaube, man hat eine neue Familie gefunden.“ So schwer der Abschied ihm auch fällt, so stolz ist er auf Björn. Sein Sohn ist auch nicht aus der Welt, wohnt schließlich nur zehn Minuten entfernt: „Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn ich ihn in seiner eigenen Wohnung besuchen kann.“

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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