Bald Frieden in Dellwig? BI trifft Kromberg zum Krisengespräch

Verfolgen die Vorgänge an der Levinstraße (v.l.n.r.): Egon und Maria van de Water, Dellwiger Frieden, sowie Steffi Neumann, Anwohnerin. Foto: Müller
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  • Verfolgen die Vorgänge an der Levinstraße (v.l.n.r.): Egon und Maria van de Water, Dellwiger Frieden, sowie Steffi Neumann, Anwohnerin. Foto: Müller
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Sorge um die Sicherheit, Kritik an den chaotischen Zuständen: Anwohner, Bürger und Initiativen laufen Sturm gegen das für April geplante Zeltdorf an der Levinstraße. Bemängelt werden nicht nur Zuwegung, Wasserwirtschaft und Sichtschutz, gleichzeitig steht die Angst vor einer Eskalation im spannungsgeladenen Umfeld des Standorts im Raum. Sprecher der Bürgerinitiative Dellwiger Frieden wurden deshalb zu einem Krisengespräch mit Ordnungsdezernent Christian Kromberg geladen.

Das Zeltdorf an der Levinstraße ist einer von zehn Standorten im Stadtgebiet, die der Krisenstab unter Leitung von Ordnungsdezernent Christian Kromberg zur Verhinderung von Obdachlosigkeit auserkoren hat. In der Unterkunft sollen 400 Flüchtlinge bis maximal Ende 2016 beherbergt werden, die Fertigstellung ist für April geplant. Das zukünftige Zeltdorf grenzt unter anderem an die Bezirkssportanlage von RuWa Dellwig, eine Allbau-Kita sowie zahlreiche Wohnhäuser: „Im Laufe der Bauphase haben wir mit Entsetzen festgestellt, dass die Einfriedung der Beachanlage des VC Essen Borbeck sogar als Grenzzaun des Zeltdorfs genutzt wird“, bemängelt die Bürgerinitiative Dellwiger Frieden, die in ihrer Facebook-Gruppe inzwischen über 700 Mitglieder zählt. Doch nicht nur die unmittelbare Nähe sei ein Problem, zusätzlich könne es Schwierigkeiten mit dem Sichtschutz geben: Gleich fünf Wohngebäude mit jeweils fünf Stockwerken befinden sich direkt neben dem rund 6.500 Quadratmeter großen Areal. Blicke aus den oberen Etagen würden sich also kaum verhindern lassen.

Kalaschnikows und Wasserpfützen

Weitere Schwierigkeit in den Augen von Anwohnern und Bürgerinitiative sei der soziale Brennpunkt an den Gerscheder Weiden: „Wenn man Drogen oder Kalaschnikows braucht, kann man sie da bekommen“, weiß Marion van de Water, Planungsgruppe Dellwiger Frieden. Gleichzeitig fürchtet sie rechte Gruppierungen aus dem Umfeld der Levinstraße: „Die warten darauf, scharren mit den Hufen.“ Mehrere Beschädigungen hätten die Anwohner bereits beobachtet, unter anderem wurden Ölfilme in den Pfützen der Baustelle bemerkt, sogar ein Bagger habe umgekippt im Wasser gelegen. Selbst Ordnungsdezernent Christian Kromberg vermeldete auf der letzten Sitzung der Bezirksvertretung IV am 9. Februar Schäden am Material. Diese explosive Mischung schürt Ängste um die eigene Sicherheit: „Dann gibt’s hier einen kleinen Bürgerkrieg in Dellwig!“, fürchtet van de Water.
Schon in der aktuellen Bauphase bemerken die Anwohner Probleme: „Die Levinstraße ist durch die intensive Nutzung von Schwerlast-Baufahrzeugen mittlerweile in einem desaströsen Zustand“, vermeldet der Dellwiger Frieden. Der Asphalt habe unter den Arbeiten bereits gelitten, frische Risse ziehen sich durchs Gestein und ehemals vorhandene Randbefestigungen sind verschwunden. Da die Stichstraße der einzige Weg zum Zeltdorf sei, würde der Verkehr wegen Caterer und anderer Lieferungen auch in Zukunft nicht abreißen: „Das hört ja nicht auf!“, prophezeit Intiativen-Sprecherin van de Water.
Schließlich steht die Befürchtung im Raum, dass den Flüchtlingen das Wasser buchstäblich bis zum Halse stehen könnte. Das ganze Areal von der Levinstraße bis zur Bezirkssportanlage befände sich in Schräglage, nur ein kleiner Regenschauer reiche aus, um den gesamten zukünftigen Eingangsbereich des Zeltdorfs zu fluten.

Krisengespräch

Trotz der Sorgen der Anwohner seien aktuell alle Stadtteilakteure auf einem guten Weg, wie Klaus Dieter Pfahl, stellvertretender Bezirksbürgermeister Bezirk IV, berichtet: „Ich bin im Gespräch mit allen hier in Dellwig!“ Pfahl hat deshalb für die kommende Woche ein Treffen von drei Vertretern des Dellwiger Friedens mit Ordnungsdezernent Kromberg organisiert: „Die können da alles loswerden, die können da alles fragen“, verspricht der Vize-Bezirksbürgermeister. Gerade nach der heftigen Kritik an der Informationspolitik der Stadt Essen in der vergangenen BV-Sitzung hofft Pfahl auf Fortschritte: „Miteinander reden statt übereinander reden!“
Weiteres positives Signal ist die Gründung des Runden Tisch Dellwig, der zurzeit 48 Mitglieder zählt. Offizielle Geburtsstunde der Initiative wird der 16. März, wer mitwirken möchte, kann sich per E-Mail an rtd2016@t-online.de melden.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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