Grüne: Privates Gülen-Gymnasium würde Integrationsprozesse stören

Computainer Vogelheim: Bildungsangebote wirken gerade im Verbund mit der Gesamtschule Nord für eine solidarisch-positive Stadtteilzukunft. Die Konkurrenz durch ein Privatgymnasium würde wohl nichts verbessern
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In Vogelheim und Altenessen brauchen wir keine Nachwuchskaderschmiede der muslimisch-türkischen Gülen-Bewegung.

Bereits seit Monaten gibt es im Essener Norden kritische Gedankenspiele darüber, welche Folgen es haben könnte, wenn ein vom dem Duisburger "Rhein-Ruhr-Bildungsverein" geplantes privates Gymnasium erfolgreich die Genehmigung zum Betrieb einer "privaten Ersatzschule" erhalten sollte. Dieser Bildungsverein würde nach eigener Bekundung seine Schule nach deutschem, bzw. dem Schulrecht von NRW führen. Dass dieser Verein gegenüber der islamischer Erneuerungsbewegung des türkisch-stämmigen Predigers Fethullah Gülen ein sehr positives Verhältnis pflegt, wird auch in öffentlichen Äußerungen gegenüber der Ruhrgebietspresse nicht verschwiegen. Was diese Nähe für Unterrichtspraxis und Schulleben des neuen Gymnasiums bedeuten würde, bleibt allerdings noch ungeklärt

Differenzierungen nicht über Bord werfen!

Bei aller Kritik an diesem möglichen Essener Schulprojekt geht es bisher nicht um die Gefahr, dass dort "Hassprediger" etwa die SchülerInnen gegen nicht-muslimische Mitbürger aufhetzen könnten. Es dürfte auch nicht vergleichbar sein, z.B. mit der von Saudi-Arabien betriebenen "König Fahd-Akademie" in Bonn Bad Godesberg. In Bonn findet derzeit für etwa 170 SchülerInnen ein völlig vom deutschen Schulrecht abgekoppelter Unterricht statt, der tatsächlich ein äußerst problematische Wirkungen zeigt.
Dort allerdings dürfen formell nur Kinder angenommen werden, die wegen kürzerfristigem Aufenthalt nicht der deutschen Schulpflicht unterliegen.
Aber trotz aller wichtigen Unterschiede; ob mit intensivem oder schwachen religiösem Hintergrund: Es kann keine gute Entwicklung für die weiterführenden Schulen im Essener Norden sein, wenn künftig türkisch-bildungsbürgerliche Familien ihre Kinder auf eine Spezialschule schicken.

Blick von Vogelheim nach Köln

Für den Vergleich der Schulziele des Vogelheimer Projekts dürfte der Blick nach Köln nützlich sein. Laut wikipedia wird in Köln nach einem vergleichbaren Schulkonzept bereits seit 2007 eine "Gymnasium& Realschule Dialog" betrieben. Der Träger dieser privaten Ersatzschule nennt sich dort "Bildung und Perspektive". Die Kölner SchülerInnen besitzen zu 90% "Migrationshintergrund, nach ersten Erweiterungsbauten ist in dieser Dialogschule Platz für rund 700 Lernende.

Ausflug in die Türkei

Der geistige Hintergund dieser sich nicht nur in Deutschland unter türkisch stämmigen BürgerInnen ausbreitenden Bewegung heißt Fethullah Gülen. Obwohl jetzt im amerikanischen Exil lebend, war Gülen in früheren Jahren ein wichtiger Förderer des jetzigen türkischen Ministerpräsidenten Erdogan und seiner mächtigen AKP. Aktuell ist die Gülen Bewegung zu einem seiner bedeutensten Widersacher Erdogans geworden. Tatsächlich bleibt die Gülen-Bewegung für Erdogans umfassende Machtansprüche wohl gefährlicher als die in Deutschland mit viel Sympathie begleitete Bürger- und Jugendbewegung gegen die Zerstörung des Gezi-Parks in Istambul.

Religiöse Privatschulen haben in Essen Tradition

In diesem Sinne wäre das Vorhaben rechtlich ähnlich zu beurteilen, wie es z.B. in Stoppenberg seit Jahrzehnten ein katholisch-bischöfliches Schulzentrum gibt, oder heute in Holsterhausen das bereits seit mehreren Jahrhunderten exitierende BMV-Gymnasium vom katholischen Orden der Augustiner Chorfrauen. Die Konkurrenz viel zu oft unterfinanzierter staatlicher Schulen gegenüber Privatschulen, die leichter zusätzliche Förderquellen für ihre pädagogische Arbeit erschliessen können, bewirkt ja gegenwärtig bereits ungünstige soziale Entmischungen in den Schulen. Wenn jetzt türkisch-muslimisch orientierte Privatschulen dazukommen, kann diese schlechte Entwicklung nur beschleunigt werden.
Grüne setzen deshalb darauf, dass nach eingehender rechtstaatlicher Prüfung des Schulkonzeptes einer der Gülen-Bewegung nahestehenden Schule kein muslimisches Gymnasium in der früheren Boecker-Verwaltungszentrale in der Hülsenbruchstraße entstehen wird.

Besser gemeinsam lernen - statt ethnischer Privatschulen

Dazu die schulpolitische Position der Grünen Ratsfraktion:
Natürlich gibt es in NRW das verbriefte Recht, auf der Basis deutscher Lehrpläne und nach eingehender Prüfung durch die Schulaufsicht des Landes, Privatschulen zu gründen. Aber nicht alle bildungspolitischen Sonderwege, die gesetzlich zulässig sind, haben darum auch gute Auswirkungen für die Stadtteile in denen sie stattfinden. Nach dem was bisher über die internationale Bewegung des türkisch-islamischen Predigers Fethullah Gülen bekannt ist, existieren dort undurchsichtige Versuche eine Art Staat im Staate nicht bloß in der Türkei aufzubauen.

Beispielsweise die Gesamtschule Nord weiterentwickeln

Eine "private Ersatzschule" ist das Gegenteil einer Ausbildung, wie sie seit langem erfolgreich beispielsweise in der Vogelheimer Gesamtschule-Nord unternommen wird. Dort können SchülerInnen gleich welcher Abstammung und Religion gemeinsam ihren Haupt- oder Realschulabschluss absolvieren oder auch das Abitur. Auch eine Frage, ob z.B. Türkisch als offizielles versetzungswirksames Fremdsprachen oder auch Abiturfach angeboten wird, ist am besten in einer gemeinsamen Schule zu lösen. Selbst an deutschen Universitäten ausgebildete Lehrer für islamische Religion gibt es neben den gekannten katholischen und evangelischen Pädagogen bereits. Grüne halten deshalb den Vorstoß des in Duisburg beheimateten Rhein-Ruhr-Bildungsvereins zum Aufbau einer muslimischen Privatschule für ebenso schädlich wie überflüssig.

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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