Kolumne „Blick ins Leben“ von Heidi Prochaska

Männer sind anders...

Ich habe mich, wie man im Ruhrgebiet so schön sagt, kringelig gelacht beim Lesen eines Buches über das unterschiedliche Verhalten von Männern und Frauen (Autor Allan Pease). Schönes Beispiel: Sie möchte mehr Bestätigung und Aufmerksamkeit von ihm – er reagiert, indem er nach draußen geht, für sie den Rasen mäht, sie danach anstrahlt und Lob und Anerkennung erwartet. Wie sie wohl reagiert, überlasse ich Ihrer Phantasie.

Ich habe mich amüsiert, die Message verstanden und abgehakt. So gehen wir häufig mit Informationen um. Sobald wir sie nachvollziehen können, ist die Sache für uns erledigt. Doch ab und zu stellt uns das Leben eine Aufgabe, an der wir testen können, ob Erkenntnisse auch ganz praktisch anwendbar sind.

Ich hatte letztens nach knapp 20 Jahren meinen ersten Motorradunfall. Während eines kurzen Krankenhausaufenthalts hat man mich zusammengeflickt und meine Lippe, Zunge und Stirn mit ein paar Stichen wieder in Form gebracht.

Was machen wir, wenn wir zuhause krank sind? Wir versammeln unsere Familie und Freunde um uns herum, die uns betüddeln, Hühnersuppe kochen, unsere Hand halten, an unserem Bett sitzen und uns stets versichern, dass alles wieder gut wird.

Ich war aber nicht zuhause, sondern im Urlaub, in Amerika, in einem Hotelzimmer, allein, mit meinem Lieblingsmann. Er gab sich Mühe und besorgte Essen, dass locker eine Kleinfamilie satt gemacht hätte, kümmerte sich um Transportmöglichkeiten, weitere Hotelzimmer, ein neues Motorrad, die nächste Route usw. Das heißt, er schaffte zukunftsfähige Lösungen.

Was ich nicht bekam ist Dauerpräsenz und dieses Gefühl, was ich als Kind so mochte, da kümmert sich jemand nur um mich. Ich war kurz verstimmt und dachte: wenn nicht ich, sondern er betroffen wäre, säße ich wahrscheinlich stundenlang an seinem Bett und würde, weil er das so wollte, seine Hand halten.

Gott sei Dank fiel mir zum richtigen Moment Mister Pease ein, der lösungssuchendes Verhalten übersetzt hat, als die von Männern bevorzugte Art Liebesgefühle auszudrücken. Es ist also maximal ein Übersetzungsthema – mehr nicht. Ich begann wieder hinzuschauen und neu zu bewerten. Die Ich-kümmere-mich- und Fürsorgebeweise purzelten mir nur so entgegen. Lesen Sie einfach den fünften Abschnitt noch einmal.

Manches konnte ich auch einfach wörtlich nehmen, wie: „Du bist die taffste Frau, die ich kenne“. Den Satz: „Deine Schwellung im Gesicht geht zurück, ich sehe schon wieder deine Falten“, habe ich ganz pragmatisch und mit dem nötigen Humor als Kompliment und gute Prognose ausgelegt.

All das hat mich motiviert nach zwei Tagen wieder aufs Motorrad zu steigen und weitere 4000 Kilometer durch Wyoming, South Dakota, Utah und Nevada zu fahren.

Autor:

Heidi Prochaska aus Essen-Borbeck

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