2:2 von Rot-Weiss Essen und Ahlen: „Naiv und dumm.“

Fällte ein vernichtendes Urteil über die Leistung seiner Mannschaft in den zweiten 45 Minuten: Sven Demandt, Cheftrainer von Rot-Weiss Essen. Fotos: Gohl
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  • Fällte ein vernichtendes Urteil über die Leistung seiner Mannschaft in den zweiten 45 Minuten: Sven Demandt, Cheftrainer von Rot-Weiss Essen. Fotos: Gohl
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Mehr als eine vernünftige Halbzeit ist im Moment vor heimischer Kulisse einfach nicht drin: Im Regionalliga-Spiel Rot-Weiss Essen gegen Rot Weiss Ahlen kamen die Gastgeber an der Hafenstraße Samstag nicht über eine 2:2-Punkteteilung hinaus. Insgesamt enttäuschend, weil die Roten mit einer starken ersten Hälfte vorgelegt hatten. RWE-Cheftrainer Sven Demandt fällt ein vernichtendes Urteil, die Anhänger spekulieren schon über die Zukunft des Vereins.

Gegen das abstiegsgefährdete Ahlen war die Order klar: Chefcoach Sven Demandt forderte einen Sieg. Der RWE-Trainer prophezeite, dass seine Elf am Drücker sein würde und zu Anfang bestätigte sich die Vorahnung. Die Roten setzen die Gäste mit gefälligen, schnellen Kombinationen unter Druck: „In der ersten Halbzeit haben wir ein gutes Spiel gemacht.“ Nach 28. Minuten scheint die Luft dann eigentlich etwas raus, aber Dennis Malura findet im Strafraum Marcel Platzek, der quer vorbei an Ahlen-Schlussmann Sascha Kirschstein für Roussel Ngankam auflegt: Führung RWE! Für genau eine Zeigerumdrehung, denn den anschließenden Freistoß von Ahlen drückt Rouven Meschede mit Kopf und Körper über die Linie (29.). Die erneute RWE-Führung geht wieder auf Ngankams Konto. Kirschstein rennt aus seinem Kasten, die rot-weisse Nummer 19 lupft ihn per Kopf zum 2:1 ins Netz (34.).

Spekulation, Sorge und Skepsis

Nach der schwachen ersten Hälfte schwört Erhan Albayrak, Trainer von Rot Weiss Ahlen, seine Mannschaft in der Kabine ein: „Wir können das Spiel noch drehen!“ Recht hat er! Die Begeisterung der Essener ist verpufft, Ahlen lebt. Folgerichtig fällt der Ausgleich nach Konter in der 71. Minute. Kamil Waldoch trippelt ungestört durch den Strafraum, Laurenz Wassinger schiebt flach zum Ausgleich ein. Schon vor der Partie hatte Demandt auf den kleinen, zudem verletzungsgeschwächten Kader von Ahlen hingewiesen. Mit nur 16 Feldspielern reisten Gäste an, in der 79. Minute war es dann soweit: Der 39-jährige Co-Trainer Eyyüp Hasan Ugur durfte die Stollenschuhe für sein Regionalliga-Debüt schnüren, nachdem der erst in der 56. eingewechselten Aygün Yildirim wegen eines Schlags vor den Kopf vom Feld musste. Sowohl Abdallah (89.) wie auch Weber (90.) hatten noch Chancen, aber am Ende sicherte sich Ahlen den Punkt.
„Wir hatten nicht den Mumm, weiter Fußball zu spielen“, kritisiert RWE-Coach Demandt die zweiten 45 Minuten. Seine Elf hätte nur noch auf lange Bälle gesetzt – und die kamen prompt zurück. Demandts Fazit: „Wir waren naiv und dumm.“
Nach der Enttäuschung brodelt es erneut unter der Oberfläche. Konnte Rot-Weiss sonst selbst in fußballerischen Dürrephasen stets auf die gute finanzielle Situation zurückfallen, bietet sich hier in dieser Spielzeit genug Angriffsfläche. Da ist weiterhin die 300.000-Euro-Lücke im Etat, die der Rückzug innogys aus dem Jugendsponsoring reißt. Da drohen seit Anfang des Monats Mehrkosten für die Stadionpacht. Bisher hing der Betrag vom Umsatz ab – zuletzt mussten 80.000 Euro gezahlt werden –, nun steht jede Viertligasaison eine Summe von 175.000 an. Erst in dieser Woche trennte sich Rot-Weiss vom langjährigen Mannschaftsbetreuer Marcel Müller, das lässt für die RWE-Fans genug Raum für Spekulation und Skepsis. Schon jetzt gibt‘s Sorge, dass eine echte Verstärkung des Kaders in der kommenden Spielzeit angesichts der finanziellen Lage gar nicht möglich sein wird.
Bevor die Blicke im Rahmen von „Zusammen Hoch 3“ aber wieder Richtung dritte Liga geworfen werden, müssen die Rot-Weissen erst noch diese Saison aussitzen. Am Freitag geht‘s in der Liga zum SC Verl, am Dienstag im Niederrheinpokal zum Wuppertaler SV. In den letzten beiden Jahren konnte der Gewinn des Potts über jede noch so verkorkste Spielzeit hinwegtrösten, aber die Wuppertaler sind ein anderer Gegner als beim 3:0-Finalsieg der Essener im Mai. Aus den letzten sechs Spielen nahm der WSV vier Siege mit, steht in der Tabelle jetzt sogar vor den Roten. Am darauf folgenden Freitag empfängt RWE Alemannia Aachen zum Traditionsduell.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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