Aufatmen! Rot-Weiss Essen fährt 1:0-Sieg gegen SC Verl ein

Ja, den gibt's noch! Marcel Platzek war die letzte der zig Stationen, die zum 1:0 führten. Archivfoto: Gohl
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Ein Leckerbissen war's nicht, doch am gestrigen Gründonnerstag konnte Rot-Weiss Essen mit 1:0 gegen den SC Verl siegen und so die Abstiegszone für den Moment verlassen. Entgegen der theatralischen Boykott-Drohung einiger Fangruppierungen war die Stimmung im Stadion Essen super, der einzige Treffer des Abends ist zugleich der unwahrscheinlichste.

Mitte der Woche hatten Fans als Reaktion auf Rot-Weiss Essens Weg in die Abstiegszone zum Boykott aufgerufen. Statt auf der West sollten die Anhänger die Partie über am Bierstand stehen und ihrem Verein zum ersten Mal in dieser Spielzeit die Unterstützung versagen.
Wer ist überhaupt schuld an der Misere? Vielleicht Cheftrainer Jan Siewert, der trotz kostspieliger Transfers keine Erfolge erzielen konnte? Oder doch Sportdirektor Andreas Winkler, der eben diese zahllosen, im Schnitt unzufriedenstellenden Transfers getätigt hat? Vielleicht sogar Aufsichtsrat und Vorstandsvorsitzender Michael Welling, die wegen des starren Festhaltens am Kontinuitäts-Gedanken zu spät einschreiten? So oder so zählte gegen den bis dahin achtplatzierten Sportklub aus Verl nur eins: der Sieg!

Portion Pathos
Das Vertrauen der Fans in den Verein ist wohl größer, als Medien und Verantwortliche im Vorfeld dachten, denn trotz Absperrbänden schlängelten sich die Anhänger zumindest in den linken und rechten Block. Ironisch: Wegen des Eng an Eng sah die West sogar so voll aus, wie schon lange nicht mehr. „Wir wussten, dass wir hier nicht gegen den Tabellsechzehnten spielen, sondern gegen Rot-Weiss Essen“, streichelt Andreas Golombek, Trainer des ewigen Regionalligisten SC Verl, mit einer guten Portion Pathos die Seele der RWE-Fans. Kaum pfeift Schiri Schäfer an, leitet Kevin Grund mit der ersten Gelegenheit auch schon den Sturmlauf der Gastgeber ein. Zwei Zeigerumdrehungen später köpft Kapitän Moritz Fritz Keeper Sebastian Lange an, in Minute 4 trifft Andreas Ivan aus 16 Metern nur das Aluminium. „Meine Mannschaft hatte zu viel Respekt vor Essen, wir sind gar nicht ins Spiel gekommen“, untertreibt Golombek maßlos. Verl ist – gelinde gesagt – ein Totalausfall: Die SC-Spieler verstolpern Bälle, schlagen Luftlöcher oder bolzen das Leder Richtung Sulterkamp. Gefühlte 99 Prozent Ballbesitz darf Siewert seiner Elf in die Taktiktafel eintragen. Zählbares kommt trotz der dutzenden halben Chancen nicht rum und mit gewohntem Ergebnis geht's in die Katakomben.
Hälfte zwei hätte man sich guten Gewissens schenken können – wäre nicht in der 59. Minute der Treffer von Rot-Weiss Essen gefallen. Die Rekonstruktion macht Mühe: Auf links setzt sich Lichtblick Ivan im Sechzehner durch, stoppt plötzlich wie aus dem Nichts und spielt auf Frank Löning an der Strafraumgrenze. Dem Senior springt der Ball aber in hohem Bogen über den Fuß, so dass die Kugel durch den halben Strafraum segelt und schließlich Benjamin Baier findet. Baier wiederum nagelt die Pille unter die Latte und während Schlussmann Lange noch versucht die Lage zu begreifen, staubt Marcel Platzek mit dem Kopf ab: 1:0 Rot-Weiss Essen! Abgesehen von dieser einen Szene kommen lediglich Freunde des gepflegten Mittelfeld-Geplänkels voll auf ihre Kosten: mehr Luftlöcher, mehr Fehlpässe, mehr übereilte Konter, die dann im Abschluss doch nur zur Eckfahne hoppeln. Die Erlösung ist deshalb eine doppelte, als die Essener mit Schlusspfiff ihren ersten Liga-Sieg seit November 2015 feiern können.

Da gehen drei!
„Der Sieg geht in Ordnung“, findet Verl-Linienchef Golombek. „Heute haben wir einen Schritt gemacht und müssen weitere folgen lassen“, pflichtet RWE-Trainer Jan Siewert bei. Schon Montag wird sich Rot-Weiss mit Etat-Konkurrent Viktoria Köln messen, die zwar wenig Chancen auf die Meisterschaft haben, aber immerhin zum Spitzentrio zählen. Golombek ist da guter Dinge: „Viktoria ist nicht so stark wie wir, deshalb gehen da drei Punkte!“

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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