Essen-Kettwig: Fachwerkhaus an der Kirchtreppe erwacht

Der stolze Besitzer: Frank Weise und sein neues Schmuckstück an der Kirchtreppe. | Foto: Fotos: Kettwigkurier/Lazaridis
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  • Der stolze Besitzer: Frank Weise und sein neues Schmuckstück an der Kirchtreppe.
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Die Sägespänen fliegen nur so über die Kirchtreppe, immer wieder dringt das dumpfe Schlagen eines Hammers hinaus auf die Ruhrtalstraße. Geräusche und eine arbeitsame Betriebsamkeit sorgen seit einigen Tagen für reichlich Neugier in Kettwig. Was tut sich da am Fachwerkhaus am unteren Ende der Kirchtreppe?

„So einiges“, ist dann immer die Antwort von Frank Weise. Der Inhaber der Musikschule „Art und Weise“ ist seit wenigen Wochen stolzer Besitzer des Fachwerkhauses. Angesichts der enormen Aufgabe dies Schmuckstück zu alter Schönheit zu verhelfen, ist Musikfachmann Weise innerhalb kürzester Zeit auch zum Spezialisten für Fachwerkhäuser und vor allem für die Art und Weise sie richtig zu sanieren geworden.

Damit aus dem schönen Haus dann auch wirklich ein Schmuckstück wird, gibt es ein striktes Verbot auf der Baustelle - keine Materialen aus dem Baumarkt und wenn einer der Arbeiter sagt, er fahre mal schnell in den Praktiker, denn erntet er von seinen Kollegen nur ein schallendes Gelächter, weil jeder weiß, dass er überall hin will, nur nicht in den Baumarkt.
Der Grund für diese Stringenz ist so einfach wie entscheidend für den Fortbestand des Hauses und die erfolgreiche Abwicklung der Sanierung. Neues Material wie Zement, Gips oder Rigipswände vertragen sich überhaupt nicht mit den ursprünglichen, tragenden Elementen des Fachwerkhauses. Daher verwenden Sascha Groke und seine Kollegen von der Zimmerei Kajak nur natürliche Materialien. „Wir ersetzen Holz durch Holz und verwenden für die Dämmung Muschelkalk und Lehmziegel. Allerdings eine moderne Variante, die man mauern kann. Damit es dann auch schneller geht. Sonst würde es zu lange dauern.“
Zeit ist nämlich eines der bestimmenden Elemente. Hektik und Terminhatz sind vollkommen kontraproduktiv. Daher weiß Weise auch, dass er wohl noch gute zwei Jahre warten muss, bis er den ersten Klängen einer Violine oder eines Klaviers in den Räumen der geplanten Musikschule lauschen kann. „Die Nachbarn können übrigens ganz beruhigt sein. Wir werden hier in diesem Haus nur die Klassiker unterbringen. Also Streicher oder Klavierschüler.“
In den fünf Räumen, inklusive Kellerraum, sollen in zwei Jahren einige Träume wahr werden. So offenbart sich Weise beim Rundgang im Keller: „Eine ganz spezielle Idee ist in diesem genialen Keller ein Weinregal, ein passender Tisch und an einem lauen Sommerabend dann einfach nur noch einen leckeren Roten genießen.“

Genial ist aber nicht nur der Keller. Obwohl er wie das gesamte Haus gute 300 Jahre auf dem Buckel hat und Weise bei den Vorarbeiten diverse alte Zinn- und Holznägel aus den Balken und Wänden gezogen hat, ist die Dämmung einfach nur grandios. So ist die Luft wunderbar kühl an diesem warmen Julitag und die Hektik und Hitze bleibt wie durch ein Wunder vor den alten Holz- und Lehmwänden und im Inneren kann man entspannt die Luft und die Geschichte von Jahrhunderten atmen. Einfach ein besonderes Erlebnis. Ein Haus erwacht an der Kirchtreppe wieder zum Leben. Und das auch noch auf die richtige Weise.

Autor:

Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr

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