„Das kann man dem Bürger nicht erklären“

Kettwiger Kinder demonstrierten vor dem Rathaus für ihren Spielplatz.
Foto: Henschke
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In der Bezirksvertretung wurde über sehr viele Brennpunkte in Kettwig diskutiert

Die Sitzung der Bezirksvertretung hatte noch gar nicht begonnen, da traten Wähler in spe den lokalen Politikern auf die Füße: „Kümmert Euch!“ Die Kinder demonstrierten vor dem Rathaus.

Denn Kettwig vor der Brücke kommt nicht zur Ruhe. Besonders eine „mangelhafte Informationspolitik“ der Stadt steht im Kreuzfeuer der Anwohner. Der Standort der Schule an der Ruhr bleibt wegen zu hoher Schadstoffwerte noch mindestens bis Anfang 2019 geschlossen. Erst am Dienstag erfuhr man, dass das komplette Schulgelände am Mintarder Weg gesperrt bleibt, also auch der dort befindliche Spielplatz. Bodenluft- und Wasserproben wurden genommen, nach Beurteilung der Ergebnisse soll saniert werden. Einige Eltern taten sich in einer Initiative zusammen, da sie befürchten, dass die Stadt den Spielplatz ganz aufgeben möchte. Ein Bauunternehmer habe bereits angefragt, ob er die Fläche als Lager nutzten dürfe. Nur ein Gerücht? Davon gibt es in vor der Brücke inzwischen einige, den Bürgern schwant Böses. Ihr Stadtteil werde langsam, aber sicher abgehängt. Da es aber vor Ort ohnehin zu wenig Spielflächen gäbe, sei auch und besonders dieser Spielplatz ganz wichtig für die vielen dort wohnenden Kinder. Wo sollen sie spielen, rennen oder Radfahren (lernen)? Damit man eine Vorstellung davon bekommt, wem hier der Raum zum Spielen genommen wurde, marschierten unzählige kurze Beine zum Rathaus und machten es sich dort gemütlich. Auf dem Vorplatz wurde mit Kreide gemalt, die Kleinen hielten selbstgemalte Schilder und Transparente hoch: „Lasst uns wieder spielen“. Elternvertreter konnten im Rahmen der Bürgersprechstunde dem Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann und der Verwaltungsbeauftragten Brigitte Harti ihr Anliegen vortragen, auch Alternativen aufzeigen für eine eventuelle Verlegung der Spielgeräte. Denn natürlich wolle niemand seine Kinder auf möglicherweise kontaminiertem Gelände spielen lassen. Die Eltern fanden Gehör, nun möchten sie ihr Anliegen auf die Tagesordnung der nächsten BV-Sitzung im November bringen.

Gutachten werden Genaueres berichten

Neben der Demonstration ragen Gerüste hoch, und das schon seit zwei Jahren. Der historische Teil des Rathauses ist marode, muss dringend saniert werden. Ein Kettwiger Dauerthema, viele ließen den Mut sinken: „Das wird nie wieder was!“ Doch nun gab Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann gaanz vorsichtig leiser Hoffnung Ausdruck: „Es tut sich endlich was. Aber es kann nicht sein, dass die Verwaltung eineinhalb Jahre schleifen lässt. Personalmangel hin oder her, alleine das Gerüst kostet an die 60.000 Euro im Jahr!“ Endlich haben die Sanierungsarbeiten begonnen. Doch Daniel Behmenburg ließ seinem Frust freien Lauf: „Ein schönes Kettwiger Kleinod wird hier verschandelt. Man wird oft angesprochen, das kann man dem Bürger doch gar nicht erklären. Ich versuche es auch nicht mehr und verweise auf die Verwaltung. Ich habe immer Mitleid mit den Hochzeitspaaren, die zwischen Gerüsten stehen müssen. Wann kommen die endlich weg?“ Genaueres über die Feuchtigkeitsschäden bringt das angeforderte Gutachten, welches in den nächsten Tagen vorliegen müsste.
Ein Gutachten wird auch für den Mühlengraben eingeholt. Hier wollen die Wasserlinsen nicht mehr weichen und der Graben droht zu verlanden. Michael Nellessen berichtete, dass eine Lösung leider nicht so einfach zu haben sein werde: „Einfach den Überlauf zur Ruhr öffnen geht nicht, erst muss getestet werden, ob da Giftstoffe im Wasser sind.“ Davon gehe man inzwischen aus, dann müsse erst ausgebaggert, der Schlamm getrocknet und dann verbrannt werden. Alleine das aufwendige Verbrennen koste 40.000 bis 50.000 Euro. Daher nun erst ein Gutachten, BV-Mitglied Holger Ackermann ist Wasserbauer und wird das Verfahren begleiten. Nach einer grundlegenden Säuberung würde der Angelverein sich um den Mühlengraben kümmern. Daniel Behmenburg monierte, dass kurz nach der tollen Reinigungsaktion das Wasser bereits schon wieder so viel vermüllt sei: „Sehr bedauerlich!“

„Wo sollen die Kettwiger denn parken?“

Auch die Parkplatzsituation am Bahnhof ist weiterhin völlig unbefriedigend. In einer Stellungnahme betonte die Verwaltung, durch die Errichtung der Flüchtlingsunterkunft seien zahlreiche Parkplätze verloren gegangen, die derzeitigen deckten den Bedarf nicht ab. Was tun? Der zuständige Fachbereich hat den Stellplatzbedarf durch mehrmalige Zählung ermittelt. Danach sollten etwa 75 Stellplätze angeboten werden.
Die in Frage kommende Fläche gehört der Bundesbahn, die Stadt hatte im Jahr 2015 ein Kaufangebot abgelehnt. Nun soll aber die Kaufverhandlungen wieder aufgenommen werden, eventuell stehen Fördermittel für den Bau eines Park + Ride Parkplatzes zur Verfügung. Zurzeit wird konkreter geplant, die Verwaltung glaubt, auf die geforderte Parkpalette verzichten zu können. Dies sah Bezirksvertreter Hans Joachim von Hesler-Wirtz anders: „Den Gedanken an eine Parkpalette sollte man nicht aufgeben. Daran wird man auf kurz oder lang nicht vorbeikommen, denn der Bedarf wird noch steigen. Wo sollen die Kettwiger denn parken?“ Auch Gabriele Kipphardt plädierte auf baldige Abhilfe: „Den jetzigen Zustand können wir so nicht behalten.“ Daniel Behmenburg hielt noch einmal fest: „Ein altbekanntes Riesenproblem. Hier muss dringend was getan werden. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Fläche dann zukünftig bewirtschaftet wird. Das würde den Pendler nichts nützen, oder es gibt eine Lösung mit einer Art Tageskarte. Es sollten so viele Plätze wie möglich geschaffen werden.“

Kettwiger Kinder demonstrierten vor dem Rathaus für ihren Spielplatz.
Foto: Henschke
Der Mühlengraben ist gänzlich mit grünen Wasserlinsen überzogen.
Foto: Andreas Bauer / Lokalkompass
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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