Klangreise mit Goran Krivokapic

Morgens von seiner Gastspielreise durch Italien, Montenegro, Kroatien und Serbien zurückgekehrt, stellte der aus Montenegro stammende Goran Krivokapic mit seinem Konzert unter Beweis, dass er zu den derzeit weltweit besten Gitarristen seiner Generation zählt.
Mit seiner Bearbeitung von Carl Philipp Emanuel Bachs Flöten-Sonate eröffnete er das Konzert und nahm die zahlreichen Besucher mit auf eine Klangreise. Wenn Goran Krivokapic spielt, stört kein Saitengeräusch bei komplizierten Lagenwechseln den Melodiefluss. Seine frappierende Virtuosität stellt er ganz in den Dienst seiner Werkinterpretationen mit präziser Artikulation und raffinierter Dynamik. Mit gleich hoher Konzentration folgten zwei Bearbeitungen und drei Kompositionen des Brasilianers Marco Pereira., mit denen er das Publikum ebenso stilsicher in die Welt lateinamerikanischer Rhythmik entführte, "Luisa" von Antonio Jobim, "Carta de Petra" von Guinga & Aldir Blanc sowie seine Kompositionen "Plainte", "O choro de Juliana" und "Pixaim".

Den zweiten Teil eröffnete Goran Krivokapic mit einer eigenen Bearbeitung einer Sonate von Johann Sebastian Bach (BWV 1002). Gleich mit den ersten Takten führte er das Publikum mit seiner instinktiven und tiefgründigen Musikalität in die Welt des Barock und man fragte sich, ob Bach nicht eigentlich für Gitarre komponiert hat.
Wie er später im Gespräch berichtete, werden wohl die Duo Bearbeitungen, die er schon mit Vladimir Gorbach eingespielt hat, zukünftig veröffentlicht. Da Vladimir Gorbach aber nach seiner fulminaten Tournee durch Nordamerika in den Vereinigten Staaten lebt, verzögert sich die Fertigstellung. Zum Abschluss des Konzertes spielte er eine Sonate von Antonio José Martínez Palacios. Leider erwähnte er nicht, dass dieser spanische Komponist und Gitarrist mit nur 34 Jahren 1936 von den Faschisten in der Nähe von Burgos hingerichtet wurde und damit das Schicksal seines Freundes Federico García Lorca teilt.
Recuerdos de la Alhambra von Francisco Tárrega ist wohl eines der beliebtesten Stücke in der Gitarrenliteratur, was sicherlich an dem Tremolo liegt. Aber nur wenigen gelingt es wie Goran Krivokapic dank seiner technischen Virtuosität und seiner Begeisterung für den Klang, diesen in Töne umgesetzten Fluss der Wasser der Alhambra in den Köpfen der Zuhörer wieder in Bilder umzusetzen. Das begeisterte Publikum belohnte er dann noch mit einer weiteren Zugabe, einer kleinen Etüde von Fernando Sor.
Im anschließenden von Gennadiy Pilch moderierten Gespräch – das erste im Zuge der Gründung eines Gitarren Vereins –, erfuhren die Zuhörer von diesem sympathischen Gitarristen nicht nur, dass sein erster Lehrer ein Gesangslehrer war und die Gitarre nicht zielsicher sein Wunschinstrument war, aber das Instrument, was seine Eltern finanzierne konnten. Studenten stellten präzise Fragen zu seiner Gitarre, gebaut von Andrés Marvi und persönlich angefertigt für ihn. Den genauen Preis des Instrumentes nannte er nicht, erläuterte aber, dass Marvi, der seit über 30 Jahren in Spanien lebt, Modelle zwischen 3000,00 € und 12.000,00 € anfertigt. Für ihn hat Marvi ein breiteres Griffbrett ausgearbeitet. Die Decke ist aus massiver Zeder, Carbon Saiten spielt er von D’Addario. Moderne Gitarren in Sandwichbauweise, erläuterte Krivokapic, zeichnen sich durch hohe Lautstärke und gute Projektion aus, aber die Klangfarbe passt nicht zu seinem Spiel. Mit der Bauweise von Andres Marvi wird ebenfalls eine sehr gute Projektion und eine hohe Lautstärke erreicht, aber ohne Einbußen bei der Klangfarbe.
Auf die Frage nach Konzerten im Duo berichtet er von seiner Arbeit mit dem ebenfalls aus Montenegro stammenden Danijel Cerovic im Duo. Mit ihm wird er auch am internationalen Andres Segovia Festival teilnehmen. Dort werden anspruchvollste Stücke zu hören sein, aber sicher gehören auch Stücke von Bach dazu, denn auf die Frage nach seinem Liebingskomponisten lautete die Antwort, zur Zeit wohl Carl Philipp Emanuael Bach. Mehrere Werke bearbeitet er gerade für Gitarre.
Er konnte bestätigen, dass es schwer ist, eine feste Stelle zu erhalten. Seine Lehrtätigkeit in Koblenz hängt von der Zahl der postgraduierten Studenten ab, die er betreut. So dass er vor allem von seiner weltweiten Konzerttätigkeit lebt.
Verheiratet ist Goran Krivokapic mit der Pianistin Corneli Smit. Mit ihr hat er auch eine neue CD Kammermusik u.a. mit Werken von Mario Castelnuovo-Tedesco, und Anton Diabelli aufgenommen, die in diesem Monat eschienen ist
Gennadiy Pilch, Thomas Hartung und das gesamte Publikum dankten und wünschten ihm eine gute Weitereise zu den zwei Tage später stattfindenden Konzerten in Griechenland.

Autor:

Thomas Hartung aus Essen-Borbeck

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