Wer selber ein Grab pflegt, ärgert sich über Wildwuchs auf dem Friedhof

Nein, rechts auf dem Bild ist kein Beispiel naturnaher Grabgestaltung, sondern schlicht Wildwuchs. Was Angehörige, die andere Gräber pflegen, ärgert, ist nicht nur das wüste Aussehen, sondern auch das Herüberwuchern. Zumal Sauerampfer und Winden schwer wieder loszuwerden sind. | Foto: Walter
  • Nein, rechts auf dem Bild ist kein Beispiel naturnaher Grabgestaltung, sondern schlicht Wildwuchs. Was Angehörige, die andere Gräber pflegen, ärgert, ist nicht nur das wüste Aussehen, sondern auch das Herüberwuchern. Zumal Sauerampfer und Winden schwer wieder loszuwerden sind.
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Von Sauerampfer bis Brennessel ist alles dabei - in unmittelbarer Nähe. Angehörige von Verstorbenen, die auf dem katholischen Friedhof in Katernberg beigesetzt sind, bekommen zunehmend, was man auf einem gepflegten Stück Grün nicht haben will.

„Seit ungefähr drei Jahren wird es immer schlimmer“, sagt ein Angehöriger, der mit seiner Frau eine Gruft auf dem zur Gemeinde St. Joseph gehörenden Friedhof pflegt. Nutzungsberechtigte heißen sie in der Verwaltungssprache, was bedeutet, dass sie für diese Berechtigung bezahlt haben. Und nicht zu knapp: „Waren es ursprünglich 640 D-Mark für 40 Jahre, mussten wir kürzlich für 13 weitere Jahre 1.440 Euro entrichten.“

Keine Angehörigen oder kein Geld für Pflege

Grabpflege ist natürlich nicht inbegriffen, aber das Gegenteil doch, bitte schön, auch nicht: „Das Unkraut auf der Nachbargruft ist mittlerweile höher als der Grabstein auf unserer. Schachtelhalm breitet sich unterirdisch aus, Winden ranken herüber.“ Das macht zusätzliche Mühe, vom Anblick noch gar nicht zu reden. Mit Anfragen beim Gemeindebüro sei man zwar auf viel Verständnis gestoßen. Mehrfach sei zugesagt worden, es werde etwas unternommen, doch geschehen sei nichts.

Gemeindebüro St. Joseph weiß keine Lösung

Das Problem ist im Gemeindebüro in der Tat nur allzu gut bekannt, denn, so heißt es dort auf Nachfrage des Nord Anzeigers, es sei kein Einzelfall: „Und die Probleme werden in den nächsten Jahren auch noch zunehmen.“
Die Verantwortlichen für den katholischen Friedhof in Katernberg bekommen dieselben Entwicklungen zu spüren wie auf evangelischen oder städtischen auch. Immer mehr Verstorbene haben keine Angehörigen bzw. keine, die sich kümmern, so dass die Grabstätte schon nach kurzer Zeit zuwuchert. Die gesetzliche Ruhefrist betrage jedoch 20 Jahre, erläutert man im Gemeindebüro, und da für diesen Zeitraum Gebühren entrichtet worden seien, habe die Gemeinde auch nicht das Recht, die Grabstätte vorher einzusäen: „Wir versuchen, Angehörige zu ermitteln, aber das ist oft schwer und bringt detektivische Kleinarbeit.“
Ein anderer Grund für vernachlässigte Gräber seien Angehörige, denen das Geld für Pflege fehle, weshalb die Gemeinde manchmal schon zwei Jahre nach einer Bestattung gefragt werde, ob man die Nutzungsberechtigung zurück geben könne - und sein Geld zurück bekomme. Das aber sei nicht möglich.

Zweimal im Jahr mähen reicht nicht aus

Nur bei wirklich ungenutzten Gräbern greift der Pflegeplan der Gemeinde: „Ein Friedhofsgärtner hat den Auftrag, zweimal im Jahr diese Grabstellen zu säubern.“ Dass es auch in der Zwischenzeit heftig wuchern kann, weiß man im Gemeindebüro, betont jedoch, mehr Aufwand sei angesichts der Anzahl der Grabstellen nicht finanzierbar. Schließlich seien katholische Friedhöfe auch von einer veränderten Bestattungskultur betroffen (s. Hintergrund).
Ein inzwischen äußerst verärgerter Nutzungsberechtigter mag die Argumentation nicht akzeptieren: „Auf der Nachbargruft wurden Grabstein und Randsteine entfernt. Die wird ganz offensichtlich nicht mehr genutzt. Aber gesäubert wird sie trotzdem nicht.“

HINTERGRUND:

- Alle Betreiber von Friedhöfen kennen das Problem: Die Bestattungskultur ändert sich. Immer weniger Angehörige zahlen für 30 oder 40 Jahre Nutzungsberechtigung einer Grabstelle. Schon 20 Jahre werden als lang empfungen - auch weil die Gebühren hoch sind.

- Auch, aber nicht nur aus Kostengründen werden traditionelle Reihengräber und Gruften (= Wahlgräber) immer weniger nachgefragt. Wiesengräber mit Steinen, um deren Pflege man sich nicht selber kümmern muss, werden begehrter, ebenso anonyme Grabstätten. Aber letztere gibt es auf katholischen Friedhöfen nicht, betont man in Katernberg.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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