Serie
Altenessen neu denken - Teil 3

Ansichten eines Stadtplaners:
Gladbecker Straße und Altenessener Straße mit mehr als 40.000 Pendlern täglich in Autos sind für den Stadtteil eine extrem hohe Belastung. Mit Verbesserungen der Umwelt- und Mobilitätsbedingungen stehen und fallen die Immobilienwerte, denn zahlungskräftigere Schichten, die jeder Stadtteil auch braucht, möchten Lebensqualität, die im Stadtteil und in der täglichen Mobilität erfahrbar werden. Das nutzt dann aber auch allen anderen. Mit dem Fahrrad zum Markt, in die Kita und zur Schule. Das ist in Altenessen lebensgefährlich. das sind aber die Qualitäten, die in Zukunft gebraucht werden, in der Standortkonkurrenz innerhalb der Stadt, aber auch nach außen.

Daher werden in sämtlichen wichtigen, metropolitanen Städten Europas und der Welt Autos aus den Städten herausgedrängt. Die Flächen, die von Autos als Parkzeuge (ein durchschnittlicher PKW fährt nur 1,5 Stunden am Tag) belegt werden, sind dort totes Kapital, zumindest aber mindergenutzte Fläche.

Essen - Wo der Norden weiter unter die Räder kommt

In Essen suhlt man sich weiter in seiner provinziellen Rückständigkeit. Hier sind die 1970er Jahre noch lange nicht zu Ende und man plant die Eröffnung der A52 mit 6 Spuren für das Jahr 2045. Es bleibt abzuwarten, ob sich in der Haushaltskrise nach Corona überhaupt noch jemand für solche sinnlosen Dinosaurierprojekte interessiert. Beliebt war dieses Projekt außerhalb Essens nie, wie der Planungserfolg der letzten 50 Jahre zeigt, solange wird jetzt schon geplant.

Traurig dabei: Solange Altenessen weiter unter die Räder kommt und eine flächendeckende Verkehrsminderung ausbleibt, wird sich an der sozialen Abwärtsspirale nichts ändern. Umweltqualitäten und Image sind neben den Bildungseinrichtungen die entscheidenden Faktoren für Menschen, die einen Wohnort frei wählen können, sich für oder gegen einen Stadtteil zu entscheiden. Altenessen schneidet in der Konkurrenz da ziemlich schlecht ab. Nach zehn Jahren Immobilienhochkonjunktur und Nullzinspolitik ist in Altenessen kein einziges Wohnprojekt realisiert, derweil wird der Süden an jeder sich bietenden Ecke zugebaut und die entstehenden Immobilien werden teuer vermarktet.

In Altenessen treten „Investoren“, die mit Maschinengewehr im Internet posieren auf den Plan und werden von der Stadt auch noch begrüßt. Im Jahre 1971, am 07.Mai, hat der damalige SPD Oberbürgermeister Horst Katzor in einem Artikel in der WAZ den Altenessenern einen Wohnwert wie im Essener Süden versprochen, spätestens in 15 Jahren. Er wusste oder ahnte, was in Zukunft zählt. Viele Lokalpolitiker haben jahrzehntelang in Altenessen gewirkt, haben für die U-Bahn gestimmt und für immer größere und verkehrsreichere Straßen ihre Hand gehoben. Dem Ziel von Horst Katzor sind wir gemessen an den Standards im Süden mit dieser Politik kein Stück näher gekommen, der Abstand hat sich auf unendlich vergrößert. Dafür sollten die Politiker, die das angerichtet haben auch mal Verantwortung übernehmen und zumindest einfach mal für einen Moment die Klappe halten. Wenn sie diesen Moment zum Nachdenken nutzten, wäre daran nichts falsch…

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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