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Altenessen neu denken - Teil 7

Foto: Müll und Dreck im Essener Norden. Trotz vieler blumig beschriebener Aktionen ist die Anmutung im öffentlichen Raum oft ungepflegt und fern von einladender Attraktivität.
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  • Foto: Müll und Dreck im Essener Norden. Trotz vieler blumig beschriebener Aktionen ist die Anmutung im öffentlichen Raum oft ungepflegt und fern von einladender Attraktivität.
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Was hat sich da eigentlich in den letzten Jahren zusammen gebraut in puncto Müll und Sauberkeit? Das fragt sich nicht nur ein Altenessener, dem nun der Kragen geplatzt ist und der seinem Ärger mit einem Brief an einen Mitarbeiter des Stadtteilbüros Luft machte.

Auf der einen Seite unveränderte soziale Problemlagen, Müllberge und Dreck allüberall, auf der anderen Seite Bürger, die als Mitstreiter umschmeichelt oder gewonnen werden wollen, um bei einem fragwürdigen Engagement mitzuwirken. Die scheinbare Mildtätigkeit, die sich Woche für Woche in Form von fleißigen Rausputzern präsentiert, mag ein hübsches Bild vermitteln, zu hinterfragen bleibt jedoch die Sinnhaftigkeit dieser Müllspaziergänge, wenn man an gründsätzlichen Problemlösungen interessiert ist.

Bürgerbrief

Hallo Herr ... ,

Sie adressieren mich als Mitstreiter. Das können Sie gerne so halten, denn gestritten habe ich schon vor 40 Jahren für die Zeche Carl, später für den Erhalt der Straßenbahn, gegen die A52, seit 1986 für bessere Lebensverhältnisse an der Gladbecker Straße, in jüngster Vergangenheit für den Erhalt meines Hauses ebendort. Wofür wird eigentlich sonst gestritten? Sich rausputzen hieße ja, dass ansonsten alles in Ordnung ist und man sich rausputzen kann. Ich habe zwei heiße Sommer lang den Baum neben dem Messcontainer auf der Gladbecker Straße vor dem verdursten bewahrt. In der Stankeitstraße unmittelbar am Kaiserpark sehe ich städtische „Gießtrupps“, die die jungen Bäume mit Wasser versorgen. Wer sortiert die Dinge und streitet für die Gladbecker Straße, wenigstens für die Bäume, die haben ja eine bessere Lobby als die Anwohner (wir sind übrigens Menschen)?

An der Ecke Bäuminghausstraße ist der Baum tot, ebenso an der Ecke Baumschule und der Ecke Nootstraße. Ich hoffe ihre fleißigen Rausputzer, wenn sie sich zahlreich einfinden, machen das mal zum Thema, vielleicht auch Sie. Die Grün-Services meiner Stadt sind also miserabel. Vor wenigen Tagen war ich in Rüttenscheid unterwegs. Solange die Ausstattung im öffentlichen Raum mit Mülleimern, Sitzgelegenheiten etc. in Altenessen nicht diesen Standard hat, sollte sich niemand an solchen Putzaktionen beteiligen. Davon wird nichts besser, denn wir haben es mit den Folgen struktureller Benachteiligung, Vernachlässigung des öffentlichen Raumes (siehe Bäume an der Gladbecker Str.) und der Institutionen, z.B. der Schulen, über viele Jahre zu tun. Die Aufzählung kann mühelos fortgesetzt werden. Niemand kümmert sich um diese Themen. Und dann wird noch Bürgerengagement zum „Putzen“ eingefordert. Traurig und lächerlich, wenn man angesichts der enormen Probleme aus Armut, Segregation, mangelnder Bildung und extremer Ungleichheit, zum Putzen aufruft oder Blumensamen verteilt. Wer streitet für was? Oder sollen wir beschäftigt werden, damit der Eindruck entsteht und dann auch medial vermittelt werden kann: "da tut sich was“.

Viele Grüße

Reinhard Schmidt

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

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