Mein Samstagmorgen in Altenessen
Gott sei Dank stirbt die Hoffnung zuletzt

Am Gabenzaun in Altenessen
5Bilder

„Vater im Himmel, Lob und Dank sei dir für die Ruhe der Nacht, …“, schreibt ein Politiker aus dem Essener Süden bei Facebook. Vor meinem inneren Auge schlage ich dem Volksvertreter auf die linke und rechte Wange und schreie ihn für diese „Unverschämtheit“ an. Ich ziehe ihn an den Ohren in Richtung der lärmenden nördlichen B 224 und halte ihn dort gefangen. Zurück zur Realität.

Ich mache mich auf den Weg nach Altenessen-Nord. Die Wahlplakate wirken nach der Wahl wachsend absurder auf mich, die Müllberge an den üblichen Stellen lassen mich kalt. In Begleitung eines Altenesseners nähere ich mich dem Gabenzaun. Der Altenessener scheint geschockt, berührt und versucht, mit der Situation umzugehen. Er erinnert sich an eine Einladung zum heutigen Charity-Grillen im Essener Süden und sagt „Es ist schlimmer als ich gedacht habe.“

Das Naturheilmobil der Naturheilpraxis ohne Grenzen e.V. fährt auf den Karlsplatz am bekannten Altenessener Biergarten. Ein Tisch, eine Blumenschale mit Lavendel und gefüllte Tüten werden ausgepackt. Menschen strömen auf den Tisch zu und Worte wie Spaltung, Abgehängtsein und Verteilungskämpfe werden auf einen Schlag greifbar, erlebbar, man kann sie riechen, hören, sehen, sie werden zum sinnlichen Erlebnis. Im Hintergrund scheint die Schlange am Gabenzaun nicht kleiner zu werden. Viele Menschen sprechen kein Deutsch, mein Begleiter spricht gar nicht mehr.

Heike & Michaela von der Naturheilpraxis ohne Grenzen e.V.
  • Heike & Michaela von der Naturheilpraxis ohne Grenzen e.V.
  • hochgeladen von Susanne Demmer

Ich fahre zurück nach Hause. Ein offensichtlich psychisch kranker Mensch springt auf der Altenessener Straße vor die fahrenden Autos. Auf der Gladbecker Straße wirft ein Handwerker eine Zigarettenkippe aus dem Transporter, ein Riesen-SUV gibt Gas und erreicht mindestens 80 kmh. Ich bin wieder zu Hause und bitte Gott um Vergebung, dass ich den Politiker in meinen Gedanken geschlagen und gefangen gehalten habe. Ich schaue noch mal in das Gebet. „Du läßt deinen Kindern alle Dinge zum Besten dienen.“ Ich will den Mann doch nochmal gefangen halten und dann bete ich, dass die sinnlichen Erlebnisse des Essener Nordens ungefiltert auf ihn einströmen und in sein nächstes Gebet einfließen. Oder besser noch: In seine Handlungen und politischen Entscheidungen.

Autor:

Susanne Demmer aus Essen-Nord

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.