Skepsis im Nordviertel angesichts der Zeltstadt-Pläne für 400 Flüchtlinge

Oberbürgermeister Reinhard Paß und andere Vertreter der Stadt Essen erläuterten im ComIn vor rund 150 Personen die Pläne fürs Flüchtlingsdorf am Altenbergshof im Nordviertel.
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  • Oberbürgermeister Reinhard Paß und andere Vertreter der Stadt Essen erläuterten im ComIn vor rund 150 Personen die Pläne fürs Flüchtlingsdorf am Altenbergshof im Nordviertel.
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Gut besucht war die Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung zum geplanten Zeltdorf für Flüchtlinge am Altenbergshof im Nordviertel. Rund 150 Personen hatten sich am Abend des 11. August im Saal des ComIn versammelt.

Die Einladenden hatten viel aufgeboten: Oberbürgermeister Reinhard Paß gab eine kurze Einführung ins Thema, Beigeordneter Peter Renzel erläuterte die aktuelle Situation in Bezug auf die Flüchtlinge in Essen. Ebenfalls zuständig ist Beigeordneter Christian Kromberg, auch er war vor Ort. Und alle drei betonten ein ums andere Mal die hohe Dringlichkeitsstufe, welche die Eile erforderlich mache, mit der das Zeltdorf auf dem alten Sportplatz errichtet werden soll.

Fragerunde schriftlich vorbereitet

Nach den allgemeinen Informationen zu Bau und Organisation des Dorfes startete die Fragerunde, auf die etliche Anwesende sich schriftlich vorbereitet hatten. Von einer Initiative waren eine Petition und eine Liste mit "offenen Fragen" im Publikum verteilt worden.
Die Petition wendet sich gegen das Flüchtlingsdorf. Zwar sei die dramatische Lage in vielen Teilen der Welt bekannt, die Standortwahl mitten im Wohngebiet halte man jedoch für falsch: "Die soziale Lage vieler Bürger ist bereits jetzt sehr angespannt." Die neue Einrichtung führe "unweigerlich zur Überforderung" und sprenge den sozialen Brennpunkt.
Etwas vage wird Bereitschaft zur Zusammenarbeit angekündigt: "Wir möchten unsere Solidarität zeigen und unter Umständen die kommenden Unbequemlichkeiten auf uns nehmen, dafür stehen wir." Doch wolle man auch für sich und die Kinder einge Zukunft im Essener Norden.

Petition gegen die Einrichtung

Wer sich hinter der Petition verbirgt, bleibt unklar, es fehlt eine Namensnennung der verantwortlichen Personen. Auf der genannten Homepage www.altenbergstrasse.deist momentan (12. August) im Impressum kein Name aufgeführt.

Mit Hilfe einer Art Abstimmung ("Wer will, dass diese Fragen abgearbeitet werden?") wurde Peter Renzel dazu gedrängt, die Reihenfolge der verteilten Vordrucke einigermaßen einzuhalten, obwohl die Mehrheit im Saal sich dazu gar nicht geäußert hatte. Was auch nicht verwunderlich war, denn nicht nur Gegner des Flüchtlingsdorfes, sondern auch Befürworter, Abwartende und zahlreiche Vertreter von Runden Tischen aus anderen Stadtteilen sowie Politiker waren erschienen.

Wer der Einrichtung skeptisch gegenüber stand, sprach vor allem den Sicherheitsaspekt an, während andere mahnten: "Das sind doch nicht alles Kriminelle." Peter Renzel betonte, angesichts von bis zu 400 Asylbewerbern werde der Sicherheitsdienst mit mehr Mitarbeitern als in anderen Unterkünften vertreten sein: "Fünf Leute sind vor Ort, ein Posten ist immer am Eingang."
Die Betreuung übernehmen auch hier European Home Care und Caritas.

"Das sind doch nicht alles Kriminelle!"

Die Stadt mietet die winterfesten Zelte für sechs Monate an - mit Option auf Verlängerung. Ein Gemeinschaftsgebäude soll für Treffen dienen, man hofft aber, im Stadtteil noch Alternativen zu finden. Anwohner sollen Telefonnummern der Betreuer erhalten, um sich im Problemfall an diese zu wenden.

Die Frage, aus welchen Ländern die Flüchtlinge am Altenbergshof stammen , kann keiner der Verantwortlichen bisher beantworten: Das Land weist jeweils zu.
Und da in Sachen Asyl derzeit alles ganz kurzfristig ablaufen muss, konnten auch die Anwohner, das betonen die Beigeordneten, nicht frühzeitiger informiert werden. Allzu sehr dränge die Zeit.

Dass es vor Ort Proteste geben würde, war den Vertretern der Stadt vorher bewusst. Renzel: "Noch aus keinem Stadtteil haben mich Leute angerufen und gesagt, schickt sie zu mir." Dennoch bat er um Offenheit und um Vertrauen darauf, dass die Sicherheit aller Beteiligten der Stadt am Herzen liege.
Bei vielen Bürgern blieb die dennoch Skepsis, und das vor allem angesichts der ohnehin bestehenden Probleme im Nordviertel mit Kriminalität, wie etwa Drogenhandel: "Es klappt hier doch heute schon nicht. Wie soll es dann mit 400 Flüchtlingen gehen?"

Oberbürgermeister Reinhard Paß und andere Vertreter der Stadt Essen erläuterten im ComIn vor rund 150 Personen die Pläne fürs Flüchtlingsdorf am Altenbergshof im Nordviertel.
Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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