Über 1.000 Unterschriften gegen Bau von Asylbewerberheim am Graitengraben gesammelt

6Bilder

Das Verwaltungskonzept für neue Asylbewerber­unterkünfte ist vom Rat der Stadt zwar so nicht akzeptiert worden. Doch gerade auch Bewohner rund um den Graitengraben, wo 70 Asylsuchende unterkommen sollen, wollen sicher gehen und den Bau an der geplanten Stelle verhindern. Über 1.000 Unterschriften haben sie gesammelt.

Geplant ist, diese Liste am Mittwoch, 19. März, bei der Sitzung der Bezirksvertretung Zollverein an Bezirksbürgermeister Michael Zühlke zu übergeben. Das Kommunalparlament trifft sich ab 16 Uhr im Stoppenberger Rathaus.

Politikern Wortbruch vorgeworfen

Der geplante Standort einer Unterkunft für Asylbewerber war von Beginn an einer der umstrittensten auf der Liste, welche den nordöstlichen Bereich der Stadt - von Steele über Frillendorf und Stoppenberg bis Schonnebeck - besonders stark belastet.
Dass andere Bereiche vor allem in der Südhälfte Essens viel weniger betroffen sind, ist einer der Gründe für den Protest. Als „nicht hinnehmbar“ bezeichnen es die Initiatoren, dass „wieder einmal zu Lasten des Essener Nordens“ gehandelt werde.

Immobilienbesitzer befürchten Wertverlust

Nördlich der Köln-Mindener Bahnlinie, also rings um den Graitengraben, sind in den letzten 20 Jahren große Wohnsiedlungen entstanden, die vielfach aus Einfamilienhäusern bestehen. Wie überall, wenn ein Asylheim geplant wird, fürchten auch Immobilienbesitzer dort um den Wert ihres Besitzes. Eva Motyka, wohnhaft im Graitengraben seit 2001, sagt: „Unser Haus sollte unsere Altersversorge sein und kein Kapitalverlust.“
Den Erwerb von Häusern und Wohnungen dort, so erinnerten Anwohner auch schon in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Zollverein, habe man ihnen auch mit einem ganz bestimmten Siedlungscharakter schmackhaft gemacht. Eine Unterkunft für 70 Asylbewerber passe definitiv nicht in das Konzept.
Alfons Walter, der seit 1962 an der Josef-Hoeren-Straße lebt, vorher An der Hütung, erinnert: „Der Norden war immer der vernachlässigte Teil der Stadt. In den Sechzigern, Siebzigern und Achtzigern war es der Dreck durch die Kokerei nur 500 Meter von hier. Nach der Jahrtausendwende ging es langsam aufwärts. Aber kaum beginnt man, Licht zu sehen, dann das ...“

Nicht in die „rechte Ecke“ drängen lassen

So wie er sehen viele Unterzeichner die endlich erfolgte Aufwertung des Nordens in Gefahr gebracht. Holger Mahr protestiert : „Traurig, dass man sich nicht auf das Wort der Stadt verlassen kann.“
Ein weiteres Argument, das auch Kommunalpolitiker skeptisch gegenüber einem Asylbewerberheim macht, ist die Grundwassersituation. Nach starken Regenfällen (der Nord Anzeiger berichtete) ist gerade der Bereich gegenüber dem vorgesehenen Standort von Hochwasser betroffen. Fotos von Reihenhausbewohnern zeigen die Fluten 20 Zentimeter hoch vor der verglasten Terrassentür stehen. Durch den Bau der Unterkunft würde, so warnen sie, die Kanalisation noch erheblich mehr belastet.
In ihrem Anschreiben an die Bezirksvertretung fordern die Unterzeichner eine „neue und korrekte Bedarfsplanung“, die vor allem auch „die soziale Balance in unserer Stadt“ berücksichtigt. Die bisherigen Untersuchungskriterien seien unzureichend.
Und sie wehren sich dagegen, in die rechte Ecke gestellt zu werden. Politikern der Grünen bzw. von „Essen steht auf“ werfen sie vor, eine Diskussion unterdrücken zu wollen, indem Gegner des Asylstandorts Graitengraben als „braun“ diffamiert würden: „Für uns entsteht der Eindruck, dass bestimmte politische Kreise absichtlich Bürger in die rechte Ecke drängen wollen.“

----------

Fotos: Gohl

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

4 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.