Stress lass nach - Leistungsdruck am Arbeitsplatz

Dr. Rainer Jacksch begegnet in seinem klinischen Alltag einigen Patienten, die unter Stress leiden und Folgeerkrankungen des Herz- und Gefäßsystems aufweisen. Archivbild | Foto: Gohl
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Kopfschmerzen, ­Rückenschmerzen, Schlafstörungen, psychische Erkrankungen ... - allesamt mögliche Indikatoren für zuviel Stress. Nicht nur Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen sieht Handlungsbedarf in den Betrieben. Immer mehr Menschen leiden unter den zunehmenden Anforderungen, die an sie gestellt werden.
Anti-Stress-Verordnungen für Arbeitgeber werden gefordert, der Begriff „Stressmanagement“ kommt in aller Munde.
Ob es sich um betrieblichen oder privaten Stress handelt, spielt dabei zunächst keine Rolle. Gilt es doch, Störfaktoren generell abzustellen, sich mit den Folgen auseinanderzusetzen, um möglichst schnell wieder gesund zu werden und im hektischen Alltag bestehen zu können.
Arbeitsunfähigkeitstage summieren sich, viele Patienten werden mit einem sogenannten „Burnout“ eine Weile ganz aus dem Verkehr gezogen. Psychische Störungen nehmen zu. Zeit die Bremse zu treten, um Schlimmeres zu verhindern?
„Auf jeden Fall“, betont Dr. Rainer Jacksch, Chef-Kardiologe am Katholischen Klinikum Essen. Auch schwerwiegendere Erkrankungen wie Arteriosklerose und der daraus resultierende Herzinfarkt werden durch Stress begünstigt.
„50 Prozent der Patienten sterben an Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf- und Gefäßsystems“, erklärt Jacksch. Ein Präventionssystem existiere oft nicht. „Einen Lifestylemanager kann heutzutage ja niemand bezahlen!“
Berufsstress, Ehestress, Scheidung - natürlich wird der Patient in der Klinik aufgeklärt, inwiefern er im Krankheitsfalle sein Leben zu ändern habe. Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, das Rauchen aufgeben, mindestens dreimal pro Woche Ausdauersport betreiben, etc.
„Niedriger Blutdruck und niedrige Blutfettwerte“ nennt Jacksch als gute Richtwerte, um möglichst gesund durchs Leben zu kommen. Und die sogenannte „Work-Life-Balance“.
„Jeder sollte ein gesundes Selbstbewusstsein haben und wissen, was zu Überlastung führt“, berichtet der Mediziner auch aus eigener Erfahrung. Natürlich sind auch Ärzte und Pfleger beim heutigen Gesundheitssystem starken Belastungen ausgesetzt. Jacksch selbst fährt täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das fördert die Bewegung und baut Stress ab, der schließlich erst gar nicht mit nach Hause genommen wird. Das freut nicht nur die Ehefrau, sondern dient auch der eigenen Gesundheit.
Im Katholischen Klinikum setzt man zudem auf ein innerbetriebliches Gesundheitsmanagement. Gisela Graßhoff gibt Kurse zur Stressbewältigung und Entspannung für Ärzte und Pflegepersonal. Sie bietet Feldenkrais oder progressive Muskelentspannung an.
Doch auch privat lässt sich vieles tun, um den Stresspegel im Rahmen zu halten. Yogakurse vermitteln Grundkenntnisse, die man auch zuhause anwenden kann, viele Anbieter setzen auf Wellness zur Entspannung.
Petra Mauritz betreibt eine Salzgrube in Altenessen. In einer Art Höhle unter Salzgestein und sanfter Beleuchtung lässt sich entspannt gesunde Sole inhalieren. Die Zerstäubung erfolgt mikrofein über Zeolith-Kristalle. Das Salz aus den Urmeeren lässt die Besucher tief durchatmen.
Auch Unternehmen haben den Sinn des betrieblichen Gesundheitsschutzes für ihre Mitarbeiter bereits erkannt. Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV) kommentiert: „Der EUV weiß um die Verantwortung der Essener Betriebe für die Gesund­erhaltung der Beschäftigten und ist als Verband engagiert, konstruktiv zur Erkennung und Abwehr von psychischen Gesundheitsgefahren mitzuwirken.“
So könne beispielsweise „psychischer Druck vor allem für berufstätige Eltern zum Problem werden“, so Kanders, „deshalb befürworten und unterstützen wir als Mitglied im Essener Bündnis für Familie Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ Sechs Essener Unternehmen lassen sich derzeit im Rahmen des Projekts „Essener Audit“ als familienfreundlicher Betrieb zertifizieren.
Die Gefahr scheint also erkannt - aber noch lange nicht gebannt.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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