Religionspädagogischer Fachtag: Mit Kindern über Gott ins Gespräch kommen

Freuten sich über einen Fachtag mit vielen Impulsen und zahlreichen interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern: Heike Tenberg, Fachberaterin für die Evangelischen Kindertagesstätten in Essen; Prof. Dr. Anna-Katharina Szagun, Referentin; Pfarrerin Ulrike Schreiner-Menzemer, Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Kindertagesstättenverbandes Essen-Nord; und Christina Held, pädagogische Geschäftsführerin des Kindertagesstättenverbandes (v.l.n.r.). Pressefoto: Stefan Koppelmann/Kirchenkreis Essen
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  • Freuten sich über einen Fachtag mit vielen Impulsen und zahlreichen interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern: Heike Tenberg, Fachberaterin für die Evangelischen Kindertagesstätten in Essen; Prof. Dr. Anna-Katharina Szagun, Referentin; Pfarrerin Ulrike Schreiner-Menzemer, Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Kindertagesstättenverbandes Essen-Nord; und Christina Held, pädagogische Geschäftsführerin des Kindertagesstättenverbandes (v.l.n.r.). Pressefoto: Stefan Koppelmann/Kirchenkreis Essen
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Wie können wir mit Kindergartenkindern über den Glauben ins Gespräch kommen – in einer Zeit, in der in den Familien kaum noch mit Kindern gebetet und über Gott und Jesus gesprochen wird? Um diese Frage drehte sich am Montag (25. September) alles beim religionspädagogischen Fortbildungstag des Evangelischen Kindertagesstättenverbandes Essen-Nord. Über 120 Erzieherinnen und Erzieher folgten gebannt dem Vortrag von Anna-Katharina Szagun: Die Göttinger Religionspädagogin lässt Kinder anhand der von ihr entwickelten „Spiritools“, kleinen Säckchen mit symbolhaften Gegenständen, Gottesmetaphern legen oder Collagen formen, die Glaubenswelten lebendig machen. Auch ihre Gebärdengebete und Segensgesten „mit allen Sinnen“ sorgten für Begeisterung – Danke für viele gute Anregungen und Impulse, die schon bald in den beteiligten Einrichtungen eingesetzt werden!

Kindertagesstätten haben eine Schlüsselfunktion

„Kindertageseinrichtungen kommt eine Schlüsselfunktion für die religiöse Erziehung von Kindern zu“, erläuterte Anna-Katharina Szagun. „In Kindertagesstätten werden Grundlagen für den Glauben gelegt, die Gottesbilder bis ins hohe Erwachsenenalter prägen.“ Die Theologin hat die Glaubenswege von Kindern von der Kindertagesstätte bis in das Alter junger Erwachsener hinein in Langzeitstudien empirisch erforscht. „Was Kindern in einer Kindertagesstätte vermittelt wird, ist schwer wieder aus den Köpfen zu bringen. Deswegen müssen wir fragen, wie wir Modelle vermitteln, die mitwachsen können“, sagt die Wissenschaftlerin.

Kindergartenkinder lernen durch "Gefühlsansteckung"

Vorstellungen von Gott entwickeln sich im Kindergartenalter zunächst über eine emotionale Ebene. Kleinere Kinder orientieren sich zunächst an religiösen Überzeugungen von erwachsenen Bezugspersonen, die diese meist durch Mimik und Emotionalität zum Ausdruck bringen: Anna-Katharina Szagun spricht von einer „Gefühlsansteckung“, die sich von Eltern, Großeltern oder Erzieherinnen und Erziehern auf Kinder überträgt. In einem zweiten Schritt versuchen Kinder, die neuen Eindrücke vom Verstand hier einzuordnen. Damit es dabei nicht zu „Störfällen“ kommt, sollten Bezugspersonen in der Lage sein, religiöse Texte einzuordnen und mit Kindern über ihren metaphorischen Gehalt zu sprechen.

Biblische Geschichte nicht als Tatsachenberichte vermitteln

„Schon in der Kindertagesstätte dürfen wir Kindern die Geschichten der Bibel nicht als Tatsachenberichte vermitteln“, sagte Anna-Katharina Szagun. „Anfangs glauben sie vielleicht noch an diese Geschichten. Bis sie im Konfirmandenalter sind, ist das vorbei.“ In der religiösen Früherziehung der Kindertageseinrichtungen kommt es deshalb vor allem darauf an, Kindern eine Vielzahl von Bilder und Metaphern anzubieten, die das Potenzial zur Weiterentwicklung in sich bergen. „Letztlich können wir auch als Erwachsene nur in Metaphern und Bildern über Gott reden“, meint die Religionspädagogin. „Ganz wichtig ist es, dass diese Bilder und Metaphern authentisch und nachvollziehbar sind – nur dann können Kinder sie ihr Leben lang verwenden.“

Gottesbild sollte wandlungsfähig bleiben

Szagun schlug deshalb vor, Kindern die Vorstellung eines „Mitgehgottes“ zu vermitteln – eine Metapher, mit der ein Gottesbild offen und wandlungsfähig bleibt. Ein solcher Gott kann bis ins Erwachsenenalter mitwachsen und Menschen als Quelle der Stärkung und Ermutigung dienen. „Hinter einer solchen Pädagogik steht die Auffassung, dass Gott ein Geheimnis ist, der hinter Welt und Leben steht“, sagte Anna-Katharina Szagun. „Oder eben umgekehrt: Dass Gott vielgestaltig ist und sich immer wieder in neuen Formen vergegenwärtigt und ausprägt.“

Sogenannte "Spiritools" können nützlich sein

Dafür, dass Erwachsene mit Kindern ganz spielerisch und „auf Augenhöhe“ über ihre Gottesbilder miteinander ins Gespräch kommen können, hat Anna-Katharina Szagun die bereits genannten „Spiritools“ entwickelt. Während der Großvater Gott vielleicht als „Natur“ oder „Liebe“ oder „Geheimnis“ erlebt, assoziieren die Kinder ihn vielleicht als „Wolke“ oder „Engel“. So kann in Minutenschnelle eine Vorstellung von Gott entwickelt werden, an deren symbolische Darstellung sich Menschen noch viele Jahr lang erinnern.

Autor:

Stefan Koppelmann aus Essen

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