Exhibitionismus im Segerothpark: Anwohner fordern mehr Schutz für Kinder

Die Anwohnerinnen Melanie Sadday (l.) und Jennifer Dewar sind für den Kinderschutzbund die Spielplatzpatinnen im Segerothpark. Sie sind es gewohnt, ein Auge auf den Parkbereich nahe der Paulstraße zu haben. Doch längst geht es nicht mehr nur um Sauberkeit.
  • Die Anwohnerinnen Melanie Sadday (l.) und Jennifer Dewar sind für den Kinderschutzbund die Spielplatzpatinnen im Segerothpark. Sie sind es gewohnt, ein Auge auf den Parkbereich nahe der Paulstraße zu haben. Doch längst geht es nicht mehr nur um Sauberkeit.
  • hochgeladen von Sabine Pfeffer

Als sich Grün und Gruga ab 2006 den Segerothpark vornahm, waren viele über den „Kahlschlag“ entsetzt. Die Stadt hielt dagegen: Man wolle „Angst-Räume“ beseitigen, damit die Parkbesucher sich sicherer fühlten. Längst ist der Park wieder zugewachsen und mit ihm das Sicherheitsgefühl.

Wer bei Cruising an Kreuzfahrten denkt, liegt in diesem Fall falsch. Der englische Begriff bedeutet zunächst mal ‚Herumfahren‘ und im weiteren Sinne die Suche schwuler Männer nach Partnern. Wer übers Internet Tipps sucht, findet etliche Hinweise auf den Segerothpark.

Damit könnten die Anwohner leben. Der Park ist groß, und längst nicht jeder Bereich gut zugänglich. Doch die Szene expandiert und ist inzwischen am Spielplatz nahe der Paulstraße angelangt. Tageslicht kein Hindernis.
„Meine Enkelkinder spielen dort“, sagt eine Anwohnerin empört. Sie und andere Großeltern bzw. Eltern beobachten die Entwicklung mit Sorge. Parkbänke, deren Umgebung mit entsorgten Kondomen und Taschentüchern übersät ist, sind ein Ärgernis. Wut aber kommt auf, wenn, wie Mütter berichten, immer weniger Rücksicht darauf genommen werde, dass Kinder Zeugen sexueller Handlungen werden könnten.

Melanie Sadday und Jennifer Derwa haben die Patenschaft für den Spielplatz im Segerothpark. Sie berichten, erst kürzlich hätten Eltern einen Exhibitionisten ganz nah am Spielplatz erwischt. Anzeige bei der Polizei wurde nicht gestellt, die couragierten Anwohner hätten den Mann verscheucht. Doch sei das kein Einzelfall gewesen, und nicht immer könne ein Erwachsener zur Stelle sein, um einzugreifen und jemanden, wenn nötig, so lange mit dem Fahrrad zu verfolgen, bis er sich weit genug entfernt habe.

„Es geht uns nicht darum, ob jemand schwul ist oder nicht“, betont Melanie Sadday. Sie und die anderen Nachbarn wollen vor allem ihre Kinder in Sicherheit wissen. Bitte kein pornografischer Anschauungsunterricht!
Doch auch Senioren trauten sich kaum noch in den Park: „Das ist nicht mehr schön, wenn an vier bis fünf Stellen jemand hinterm Busch sitzt.“

Vom Ordnungsamt erwarten sich die Anwohnerinnen nicht mehr viel: „Die sind zu selten hier.“ Außerdem nutze es wenig, wenn die Kontrolle durch Uniformierte erfolge: „Die sind ja schon von weitem zu erkennen.“
Auf Nachfrage des Nord Anzeigers erklärt eine Sprecherin der Stadt, das Amt habe bisher keine Kenntnis von Auffälligkeiten, wolle jetzt aber mit Hilfe der Doppelstreife „intensiver überwachen“.

Auch im Polizeipräsidium war der Segerothpark „als Problem nicht bekannt“, sagt Sprecherin Tanja Hagelüken. Bis zum 4. Oktober, als ein Fall von Exhibitionismus aktenkundig wurde. Sie hofft, dass Anwohner Anzeige erstatten, wann immer sie Entsprechendes beobachten: „Darauf sind wir angewiesen.“

Die Beamten, so Tanja Hagelüken, würden jetzt alles tun, um Derartiges zu unterbinden. Ermittelt werde offen, also durch Beamte mit Uniform, aber auch verdeckt.

Vor allem Letzteres dürfte die Anwohner erleichtern.

Hintergrund

- Seit mehr als neun Jahren wird der Segerothpark unter Treffpunkten im „schwulen Szene-Guide“ als Tipp gehandelt. Auch der Waldparkplatz in Bredeney am Weg zur Platte wird im Internet genannt, allerdings deutlich seltener.

- Seit Anwohner im Parkteil westlich der Bottroper Straße den Bereich um den Spielplatz offensiv schützen, verlagere sich - so Zeugen - mehr Aktivität in den östlichen Teil nahe der früheren Bamlerstraße, jetzt ebenfalls Berthold-Beitz-Boulevard genannt.

- Meldungen beim Ordnungsamt können unter Telefon 8832124 gegeben werden, bei der Polizei unter 8290.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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