Ein Paradebeispiel der Integration

Lernen begeistert die Sprache ihrer neuen Heimat, eifrig und kontinuierlich: die KInder des Zeltdorfes am Beisekampsfurth.
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Runder Tisch Karnap bietet Sprachunterricht für alle im Gemeindezentrum

Integration ist mehr als nur eine leere Worthülse oder utopisches Wunschdenken. Wie die Integration der Menschen, die neu in die Bundesrepublik gekommen sind, funktioniert, zeigt beispielhaft das Projekt des Runden Tisches Karnap, der zur Einbindung der Lernwilligen in unsere Gesellschaft die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen hat.

"Damit sich all die Menschen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern und Kulturkreisen bei uns integrieren können, müssen sie zunächst unsere Sprache sprechen lernen," weiß Michael Schwamborn, Ratsherr Essener Bürgerbündnis. "Die Sprache ist das Wichtigste überhaupt."
Deshalb wird den 700 Bewohnern des Zeltfdorfes am Beisekampsfurth ein "für die Stadt Essen einzigartiges Angebot gemacht."
In Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Gemeindezentrum Karnap in der Hattramstraße und dem "Zukunft Bildungswerk" wird den Zuwanderern in kleinen Gruppen die deutsche Sprache näher gebracht. Was zu Beginn des Jahres nur für Kinder mit Geldern aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Landes Nordrhein-Westfalen realisiert werden konnte, kann nun dank der Unterstützung des Runden Tisches Karnap auch von Erwachsenen wahrgenommen werden - täglicher Deutschunterricht und ein Kurs speziell für Analphabeten.
Das Gemeindezentrum stellt dafür täglich acht Räumlichkeiten zur Verfügung, den "Unterricht" halten 15 qualifizierte Studenten vom Zukunft Bildungswerk ab. "Fast alle kommen vom Essener Campus der Universität Duisburg-Essen und haben selbst einen Migrationshintergrund. Dass hilft den 'Schülern' dabei ein Vertrauensverhältnis aufzubauen", erklärt Gründer und Geschäftsführer Turgay Tahtabas.
Mit 15 Euro Stundenlohn bekommen die sogenannten "Bildungsbegleiter" nicht bloß eine ordentliche Vergütung, sie sammeln auch wichtige Erfahrungen und können sich mit einem Referenzschreiben über die geleistete Tätigkeit weiterempfehlen. "Eine gelebte Win-Win Situation", wie Michael Schwamborn anmerkt.

Kontinuität in der Sprachförderung

Neun Kinder besuchen gerade das Burggymnasium und werden auch nach der Schule von ihren Begleitern weiter betreut. Auf der Kontinuität in der Sprachförderung liege ein Hauptaugenmerk.
Turgay Tahtabas: "Dass es in Deutschland klare Strukturen wie Pünktlichkeit und Konstanz gibt, war für einige gewöhnungsbedürftig. Mittlerweile läuft dies aber reibungslos und beim Lernen helfen ihnen diese Regeln auch."
Zu den 70 ehrenamtlichen Helfern, ohne die dass Projekt nicht zu stemmen wäre, gehören auch ehemalige Lehrer und pensionierte Erzieher - alle ausschließlich aus Karnap. "Den Menschen geht es hier um Menschen. Und alle geben ihr Bestes," erklärt Michael Schwamborn. "Sie sind dermaßen motiviert, dass es regelrecht Spaß macht so eine Runde zu leiten."

40 Prozent verweigern die Hilfe

200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene arbeiten derzeit aktiv an ihrer Sprachkompetenz, man habe "schnell gemerkt, dass die Menschen sehr dankbar sind und das Angebot gerne annehmen". Von den knapp 700 Bewohnern des Zeltdorfes lehnen allerdings auch 40 Prozent die Einladung zum Erlernen der deutschen Sprache komplett ab. Michael Schwamborn: "Das ist sehr schade, aber man kann eben niemanden dazu zwingen, sich zu integrieren."
Damit Zuwanderer mit einer Verweigerungshaltung nicht länger denjenigen, die sich integrieren möchten, den Bildungsplatz streitig machen, müsse über eine schnellere Rückführung dieser Menschen diskutiert werden.
"Uns geht es hauptsächlich darum, den sozialen Frieden in der Stadt zu erhalten. Und ich darf behaupten, dass dies ohne die runden Tische kaum möglich wäre", ist der gelernte Elektromeister überzeugt.
Damit dies gelingt und die deutsche Kultur gemeinsam erlebt und erfahren werden kann, lädt die Freizeitgruppe der Gemeinde zu regelmäßigen Kulturprogrammen wie Besuchen des Zoos oder Zirkus' ein. Wer sich neben dem Unterricht und den Ausflügen sportlich betätigen möchte, darf sich zwischen Kursen zu Aikido, Turnen, Gymnastik oder Fußball-Training entscheiden.
Als nächstes plant der Runde Tisch Karnap am Samstag, 21. Mai, ein Fest für alle Bürger des Stadtteils und Bewohner des Zeltdorfes auf dem Gelände der Evangelischen Kirchengemeinde mit einem abwechlsungsreichen Programm - unter anderem einer Aikido-Vorführung, einem gemischten Chor sowie einem Fußballturnier.
Karnaper, die sich noch mit Ideen und/oder Kulinarischem einbringen möchten, sind immer gerne gesehen und wenden sich einfach an das Gemeindebüro in der Hattramstraße 33 oder schreiben eine Email an MichaelSchwamborn@gmx.de.

Lernen begeistert die Sprache ihrer neuen Heimat, eifrig und kontinuierlich: die KInder des Zeltdorfes am Beisekampsfurth.
"Wir brauchen keine übergroßen Klassenräume", erklärt Michael Schwamborn. Zum Lernen genügt auch der Kegelraum im Untergeschoss des Gemeindezentrums.
Autor:

Christian Gensheimer aus Essen-Nord

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