Nach Razzia: Stadt Essen mauert Wohnungstüren an der Gladbecker Straße zu

Großeinsatz an der Gladbacker Straße: Polizei und Feuerwehr begleiteten das Jugendamt während der Razzia der Schrottimmobilien. Foto: Stadt Essen
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  • hochgeladen von Alexander Müller

Einen Großeinsatz hatten Polizei und Feuerwehr Essen am Mittwoch, 14. Oktober, an der Gladbecker Straße: Sie unterstützten das Jugendamt der Stadt bei einer Razzia der Schrottimmobilien 305 bis 309. Die Beamten sollten das Gebäude zunächst nach verbleibenden Mietern überprüfen, hinterher wurden die Türen der verlassenen Wohnungen zugemauert.

„Insgesamt ist die Situation da sehr problematisch“, weiß Thomas Rüth vom Jugendhilfe Netzwerk der AWO Essen. Ratten und Müll gehören zum Inventar der Immobilien an der Gladbecker Straße 305 bis 309, nachdem die Stadtwerke Essen vorige Woche erst das Wasser abgestellt und den entsprechenden Hahn hinterher mit Spezialbeton versiegelt hatten, wurde es nur dramatischer. Vor knapp einem Jahr gab es bereits ähnliche Schwierigkeiten, damals zweigten sich die Bewohner ihre Wasservorräte von einer nahe gelegenen Tankstelle ab. Ebenfalls vergangene Woche wurden die Häuser von der Wohnungsaufsicht als nicht mehr bewohnbar eingestuft worden. Die Wohnungen konnten zusätzlich nicht länger beheizt werden.

Soziale Abgründe

Potenzieller Verursacher der tragischen Zustände ist ein Geschäftsmann aus Gelsenkirchen, der im Verdacht steht, die Schrottimmobilie gezielt an Armutsflüchtlinge aus Rumänien und Bulgarien vermietet zu haben. „Das ist schon der Schuldige. Die Bewohner sagen, sie hätten gerne abgeführt“, berichtet Rüth. Im Verfahren selbst steht dabei aber Aussage gegen Aussage. Der Sozialarbeiter vom Aktionsbündnis „Sicheres Altenessen“ erhielt bereits Berichte von Geldeintreibern und Frauen, die geschlagen wurden: „Alles Abgründe.“ Das Ziel der Jugendamts-Kontrolle war zu überprüfen, ob sich noch Minderjährige in den Wohnungen aufhielten, weil diese nach Aufforderung der Stadt anderweitig bis Mittwoch untergebracht werden mussten. An den Wohnstandorten waren insgesamt 39 Kinder gemeldet, aber nach Warnung des Aktionsbündnisses schon alle bei Verwandten oder Freunden untergekommen: „Wir haben – um eine Eskalation zu vermeiden – früh mit ihnen gesprochen“, erklärt Rüth.
Im Zuge der Razzia stellte die Wohnungsaufsicht fest, dass ein Großteil der Mieter bereits ausgezogen war: 16 der insgesamt 28 Wohnungen waren nachweislich nicht mehr bewohnt. Diese wurden dauerhaft verschlossen, damit jetzt keine Personen mehr in die Wohnungen einziehen können. Die übrigen Mieter wurden am 12. Oktober schriftlich aufgefordert, innerhalb von einem Monat aus den Wohnungen auszuziehen.

Hilfe auf der Suche nach Unterkunft

„Zum Schutz der Mieter und auf Grund der unhaltbaren Zustände in den Häusern, haben wir nun alle Bewohnerinnen und Bewohner aufgefordert die Wohnungen zu verlassen“, so Ordnungsdezernent Christian Kromberg. „Die Stadt Essen bietet den dort noch lebenden Menschen wenn nötig Hilfe bei der Suche nach einer neuen Unterkunft an“. Die Wohnungen an der Gladbacker Straße sind nicht die einzigen Problemimmobilien des Essener Nordens, nicht weniger schlimm ist es beispielsweise Ecke Rahmstraße/Palmbuschweg, wo das Aktionsbündnis „Sicheres Altenessen“ ebenfalls tätig ist.

Inspiration Marxloh?

Ermöglicht wurde die Razzia der Stadt Essen durch das vor Kurzem verabschiedete Wohnungsaufsichtsgesetz. Dies wurde gezielt als Instrument gegen verwahrloste Wohnungen und verbrecherische Vermieter konzipiert, Inspiration waren hier sowohl Duisburg als auch die Dortmunder Nordstadt.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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