Minister macht in Brieftauben

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Die Schirmherrschaft über die Deutsche Brieftaubenausstellung in Dortmund brachte den NRW-Justizminister Thomas Kutschaty nach Katernberg an die Taubenklinik. Dort wollte sich der Essener und Zechenhausbewohner näher über die Tiere informieren, deren Zucht im Ruhrgebiet Tradition hat.
„Ratten der Lüfte“ nennen die Nicht-Taubenfreunde unter den Städtern die Tiere, die zumeist in Scharen die Innenstadt bevölkern. Taubenkilink-Leiter Dr. Ludger Kamphausen sieht das differenzierter. Eine Taube mache noch lange keine Epidemie und Spatzen seien zum Beispiel viel eher dazu in der Lage, Krankheiten zu übertragen.
Andere wiederum sprechen von den „Rennpferden des kleinen Mannes“. Wohl schon eher ein zutreffendes Bild, wenn man sich die Geschichte des Taubensports im Revier ansieht. Noch heute lässt sich damit Geld verdienen, wenn man sich kümmert und Zeit auf die Pflege der kostbaren Vögel verwendet.
Und hier kommt die Taubenklinik ins Spiel. Sie hilft kranken Exemplaren wieder „auf die Flügel“. Seit nunmehr sieben Jahren am Ort auf dem Gelände des Triple Z in Essen-Katernberg hat die Taubenklinik des Verbandes Deutscher Brieftaubenzüchter e.V. weltweit einen besonderen Ruf. Klinikleiter Dr. Ludger Kamp­hausen hat täglich Kontakt mit Brieftaubenzüchtern und ihren Tieren. Verletzungen, Infektionskrankheiten, Tumore, Zuchtprobleme ... Die Liste der Krankheitsbilder ist lang. Pro Tag empfängt Kamphausen je nach Patientenaufkommen zwischen 30 und 120 Menschen mit ihren Tieren - wobei auch zu 50 Prozent andere Vogelarten in der Klinik, die über ein sehr modernes Labor verfügt, behandelt werden.
Auch die tierärztliche Untersuchung vor einem Wettflug wird vom Klinikchef übernommen. Jedes Tier wird gründlich durchgecheckt, sogar ein Doping-Spezialist ist vor Ort dabei.
„Die teuerste Taube, die ich behandelt habe, war 50.000 Euro wert“, erinnert sich der Tierarzt. Kein Pappenstiel also. Im Revier ist der Taubensport zwar noch immer verbreitet - ein Drittel der insgesamt 42.000 Taubenzüchtern in ganz Deutschland leben hier - doch gibt es längst nicht mehr so viele Züchter wie früher.
Günter Jansen, der parallel zum Besuch des Justizministers einige seiner Tauben in der Klinik untersuchen lässt, kann sich vorstellen, woran das liegt. „Vor 50 jahren war das Freizeitangebot für Jugendliche noch deutlich geringer.“
So schwinden die Taubenschläge aus dem Stadtbild. Thomas Kutschaty erinnert sich, beim Aufräumen des Speichers seines Essener Zechenhauses auf Überreste eines Taubenschlages gestoßen zu sein. „Das machte mich neugierig, es ist eine schöne Tradition des Ruhrgebietes, die man unterstützen sollte.“ Etwas ungelenk nimmt er eine Jungtaube in die Hand und hält sie für die Fotografen. „Dabei sind die Tiere wirklich belastbar“, erklärt Dr. Ludger Kamphausen. Die Kameras und das Journalistenaufkommen stört die Tiere kaum. „Eine Taube lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen.“
Den Überblick verlieren die Tiere auch nicht so schnell - finden sie doch stets wieder zum Heimatschlag zurück und absolvieren viele hundert Kilometer in erstaunlichen Reisezeiten, die jeden Auto- oder Bahnfahrer vor Neid erblassen lassen. Auch das beeindruckt Kutschaty.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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