Pokalderby: RWE taumelt in die nächste Runde - ETB scheitert letztlich an sich selbst

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Die Nachfrage eines fotografierenden ETB-Sympathisanten hätte es nicht bedurft. „Was wäre gewesen, wenn Markus Heppke die rote Karte gesehen hätte?“, wollte der hünenhafte Knipser wissen. „Dann hätten wir mit einem Mann weniger gespielt“, antwortete RWE-Trainer Waldemar Wrobel souverän. Wohl wissend, dass der Fragesteller auf etwas anderes hinaus wollte.

Knapp 2.500 Zuschauer – für ein Stadtderby eine enttäuschende Zahl – waren soeben Zeuge geworden, wie sich Rot-Weiss Essen in die dritte Runde des Niederrheinpokals duselte. Dass sein Team kein Glanzstück abgeliefert hatte, das gab der rot-weiße Linienchef bereits in seiner Eingangsrede unumwunden zu. Ein schlechtes Gewissen wollte er sich aber nicht einreden lassen: „Im Pokal geht es ums Weiterkommen. Das Wie interessiert am Montag keinen mehr.“

Ein Statement, das jeder so unterschreiben würde. Normalerweise. „An Waldemars Stelle hätte ich genau dasselbe gesagt“, konstatierte auch ETB-Coach Stefan Janßen. Allerdings: Der rot-weiße Pokalauftritt fügte sich in die bisher spielerisch durchwachsenen Darbietungen in der Liga ein.

Gegen aufopferungsvoll kämpfende Lackschuhe besaßen die Bergeborbecker zwar mehr Spielanteile, ihr Offensivspiel sprühte aber keineswegs vor Ideen. Die Torchancen, sie waren vorhanden. Vor allem in Halbzeit eins. Vieles jedoch basierte auf Zufall. Immer wieder bemühten die Rot-Weißen die langen Bälle, aus dem Getümmel im Sechzehner heraus lassen sich jedoch kaum überlegte Aktionen kreieren.

Ganz anders die Gastgeber, die – zugegeben – an diesem Nachmittag wenig zu verlieren hatten und sich auf Kontern verlegen durften. Aber dennoch: Bei gegnerischen Ballverlusten schalteten sie blitzschnell um, spielten wohl überlegte Pässe und rissen so die RWE-Viererkette auseinander - und das mit einer spielerischen Leichtigkeit, die dem rot-weißen Anhang angst und bange werden ließ. Drei Pfostentreffer zeugen davon, was an diesem Nachmittag für den Underdog drin gewesen wäre.

Um jedoch für die kleine Sensation zu sorgen, muss man mal das Tor treffen. Unerklärlich, welche Hochkaräter die Schwarz-Weißen versiebten. Womöglich waren die Janßen-Jungs selbst überrascht, wie einfach es ihnen die Gäste phasenweise machten. Nur so ist zu erklären, wie Ibrahim Bulut den Ball aus vier Metern neben das Gehäuse setzen konnte. Unmittelbar zuvor hatten sich Michael Laletin und Markus Heppke im Wege gestanden (43. Minute).

Umso bitterer für den ETB, dass RWE in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit doch noch zuschlug. Es war dieser eine berüchtigte Moment vor der Pause. „Wir verlieren in der gegnerischen Hälfte den Zweikampf, hoffen auf den Freistoß und lassen uns dann so überrumpeln. Das darf uns zu diesem Zeitpunkt nicht passieren“, analysierte ETB-Antreiber Manuel Schulitz. Wenn man ihn lässt, dann ist Christian Knappmann eiskalt. Der Angreifer vollstreckte per sehenswertem Flugkopfball zum zittrigen 1:0.

„Der Gegentreffer fällt zum beschissesten Zeitpunkt überhaupt“, so Janßen auf der anschließenden Pressekonferenz. Ein Nackenschlag fühlt sich aber anders an. Zwar kam der ETB mit Hemmungen aus der Kabine, nach einer souveränen Viertelstunde der Gäste bissen sich die Schwarz-Weißen jedoch zurück ins Spiel. Allein Schulitz hatte zweimal den Ausgleich auf dem Fuß: Der Ball, der – nach 63 Umdrehungen auf der Uhr – um den Pfosten trudelte, wird ihn jedenfalls noch einige Tage verfolgen. Doch spätestens in dem Moment, als Justin Walker in der 85. Minute im Alleingang am sicheren Schwabke-Vertreter Philipp Kunz scheiterte, war klar: RWE taumelt sich hier und heute in die dritte Runde. Mit zwei harten, aber wohl vertretbaren Platzverweisen in der Schlussphase gegen Georgios Ketsatis (nach einem Rempler an Kunz) und Bas Reekers (wegen Meckerns) besiegelte Schiedsrichter Felix Schmitz das Aus der Gastgeber. Janßen: „Georgios spielt über die Partie nur zwei Fouls und fliegt mit Gelb-Rot vom Platz. Ein paar Emotionen muss man den Jungs in so einem Spiel auch mal zu gestehen.“ Beide sind nun für das Meisterschaftspiel in Bösinghoven gesperrt.

So fällt die Derbybilanz ernüchternd aus: Rot-Weiss erfüllt seine Pflicht, ohne jedoch zu glänzen, weshalb die kritischen Stimmen im Umfeld nicht verstummen. Die ETB-Kicker verpassen eine günstige Gelegenheit und hadern nicht zum ersten Mal mit ihrer Chancenauswertung. Und auch die ETB-Offiziellen dürften – nach der Diskussion um die vermeintliche Zuschauerbegrenzung – mit dem Besucheraufkommen nicht zufrieden sein. Das „Derby 2.0“ - es war sicher nicht die ganz große Nummer.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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