Kutte & Kanzel: Biker aus ganz Essen feiern am 1. Juli einen Gottesdienst im Bergmannsdom

Kutte und Kanzel heißt es beim Essener Motorradgottesdienst am 1. Juli 2018 im Katernberger Bergmannsdom. Die Predigt hält Pfarrer Rolf Zwick, 2.v.r. in der vorderen Reihe. Pressefoto: Kirchenkreis Essen/Kerstin Bögeholz
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  • Kutte und Kanzel heißt es beim Essener Motorradgottesdienst am 1. Juli 2018 im Katernberger Bergmannsdom. Die Predigt hält Pfarrer Rolf Zwick, 2.v.r. in der vorderen Reihe. Pressefoto: Kirchenkreis Essen/Kerstin Bögeholz
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Motorradfahrer aus der ganzen Stadt und der gesamten Region, ihre Angehörigen, Freunde und weitere Interessierte sind am Sonntag, 1. Juli, um 10.30 Uhr zum „Essener Motorradgottesdienst“ im sogenannten Bergmannsdom, der Evangelischen Kirche am Katernberger Markt, willkommen. Mitglieder aus verschiedenen christlichen Biker-Gruppen wirken an der Vorbereitung und Gestaltung mit; die Predigt hält Pfarrer Rolf Zwick aus dem Weigle-Haus, selbst ein passionierter Motorradfahrer. Für Rock und Blues vom Feinsten sorgt die Jordan Wells Band. Im Anschluss startet ein abwechslungsreiches Programm mit Info-Ständen, Spezialitäten vom Grill, Kuchenbuffet und Gulaschkanone; ein Motorradkorso führt durch die schönsten Stadtteile des angrenzenden Gelsenkirchen.

Es ist schon ein besonders eindrucksvolles Erlebnis, wenn sich der Katernberger Markt mit dem Brummen vieler leichter und schwerer Maschinen füllt. Gut geölte Motoren dröhnen, blanker Chrom blitzt im Sonnenschein, die Helme von Bikern und Beifahrern blinken. „Mama, da sind Rocker!“ rief ein kleiner Junge beim Pressetermin zum Motorradgottesdienst am Reformationstag im letzten Jahr. Rocker – das stimmt in diesem Fall natürlich nicht. Zwar ist das Image von Motorradfahrern häufig – nach Ansicht der Biker selbst noch viel zu oft – von Gruppen wie den Hells Angels geprägt, die immer wieder durch kriminelle Aktivitäten negativ auffallen. „Die große Mehrzahl der Fahrer betrachtet das Motorradfahren als ihr Hobby“, betont Pfarrer Rolf Zwick. „Und viele von ihnen sind für ein Gespräch über Themen des Lebens und Glaubens offen. Deshalb ist es wichtig, dass wir in unseren Gottesdiensten und Gemeinden Orte der Begegnung für sie schaffen.“ Bei den Treffen der verschiedenen christlichen Motorradgruppen werde natürlich auch „Benzin geredet“, schmunzelt der Theologe – es geht um die Vor- und Nachteile der einzelnen Maschinen, um die besten Touren und Ziele für Biker. „Aber daneben spielen Fragen der Existenz, der eigenen Lebensstrecke mit all ihren Kurven und Schlaglöchern eine wichtige Rolle.“

Deshalb passen Kutte und Kanzel, Biker und Beten am 1. Juli im Bergmannsdom gut zusammen, findet Rolf Zwick: „Wir freuen uns auf diesen Gottesdienst, der in einer vergleichsweise lockeren Atmosphäre gefeiert wird, aber durchaus auch um ernste Themen und Fragen kreist.“ Dafür sorgt schon der biblische Predigttext, der für diesen Sonntag vorgeschlagen wird: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein. „Das wurde einst dem Abraham zugesagt, in dessen Leben der Aufbruch in fremde Länder und Regionen eine große Rolle spielte“, erläutert der Pfarrer. „So wie bei Abraham, ist es auch für Motorradfahrer sehr bedeutsam, unterwegs zu sein. Auf unseren Wegen brauchen wir den Segen – und wir wollen für andere Menschen unterwegs ein Segen sein.“

Rolf Zwick ist sich durchaus bewusst, dass der eine oder andere, der vielleicht schon einmal mit einem unaufmerksamen oder sogar rücksichtslos erscheinenden Motorradfahrer konfrontiert wurde, möglicherweise skeptisch bleibt. „Die meisten Unfälle, bei denen Motorräder beteiligt sind, passieren, weil Autofahrer sie übersehen und natürlich auch, weil Motorradfahrer zu unerfahren sind und sich verschätzen“, meint der Pfarrer. Deshalb ist es für ihn auch so wichtig, dass es im Gottesdienst eine Schweigeminute für alle Menschen gibt, die Opfer von Unfällen auf den Straßen der Stadt und anderswo geworden sind: „Es ist unsere gemeinsame Erfahrung, dass Motorradfahren Risiken birgt. Daran wollen wir uns erinnern – und es soll gleichzeitig eine Mahnung sein, vorsichtig und rücksichtsvoll zu fahren.“

Zum Hintergrund

Schon in den vergangenen Jahren haben einzelne Motorradgruppen, vor allem die Christliche Motorradgruppe Königssteele und zuletzt auch die Christlichen Biker der Friedenskirche in Dellwig, zu Gottesdiensten eingeladen; in Steele, wo auf dem Dreiringplatz gefeiert wurde, gehörte immer auch ein Motorradkorso zum Ablauf. Nun soll die Zusammenarbeit intensiviert werden. Im Rahmen der Feierlichkeiten des 500. Jahrestags der Reformation wurde im letzten Jahr am 31. Oktober im Bergmannsdom ein gemeinsamer Motorradgottesdienst gefeiert. Erstmals wirkten dabei auch die „Flying Angels“, eine größere Gruppe von Bikern aus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Essen-Altendorf mit; ihre Mitglieder sind auch dieses Mal wieder mit dabei.

Außerdem beteiligen sich einzelne Biker aus anderen Gemeinden und aus dem Essener Weigle-Haus an der Organisation. Pfarrer Heiner Mausehund, Skriba des Kirchenkreises Essen und zweiter Stellvertreter von Superintendentin Marion Greve, wird mitfeiern; wie Rolf Zwick ist er am Wochenende ebenfalls häufig als Motorradfahrer unterwegs. Die christlichen Motorradgruppen und natürlich der Gottesdienst am 1. Juli stehen Mitgliedern aller Konfessionen und auch kirchlich distanzierten Menschen offen. „Wir haben uns vorgenommen, diesen gemeinsamen Gottesdienst zukünftig in jedem Jahr an einem anderen Ort in Essen zu feiern“, ist Rolf Zwick optimistisch.

Kutte und Kanzel heißt es beim Essener Motorradgottesdienst am 1. Juli 2018 im Katernberger Bergmannsdom. Die Predigt hält Pfarrer Rolf Zwick, 2.v.r. in der vorderen Reihe. Pressefoto: Kirchenkreis Essen/Kerstin Bögeholz
An der Vorbereitung des Essener Motorradgottesdienstes beteiligen sich Mitglieder mehrerer Gruppen. Pressefoto: Kirchenkreis Essen/Kerstin Bögeholz
Autor:

Stefan Koppelmann aus Essen

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