Neuanfang als Erinnerungsarbeiter
Was wirklich zählt

Engagiert führt Olaf Eybe Besucherinnen und Besucher durch seine Ausstellungen und erläutert historische Hintergründe. | Foto: Stefan Dolge
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Die Corona-Krise erwischte auch Olaf Eybe kalt. Er betreibt seit vielen Jahren eine Kommunikationsagentur und Aufträge nicht nur aus dem Eventbereich brachen von heute auf morgen weg. Inzwischen hat er einen Neuanfang gemacht. Der Essener unterstützt Museen und Gedenkstätten in ganz Deutschland als „Erinnerungsarbeiter“. Der PR-Experte ist auch Historiker und zeigt seine bewegenden Fotos von Orten der Erinnerung in Ausstellungen. Er liest an Schulen sowie bei Veranstaltungen gegen Rechtsradikalismus und Rassismus. Außerdem bietet er „Orten der Erinnerung“ Unterstützung bei der PR an.

„Nach einer kurzen Zeit der Schockstarre nahm ich eine in NRW kostenlose Beratung zur beruflichen Entwicklung wahr. Die Beraterin fragte mich, was ich wirklich machen möchte. Nach einer Phase des Nachdenkens war mir klar – Erinnerungsarbeit“, erläutert Olaf Eybe, der schon als Jugendlicher für die Verständigung von Deutschen und Polen eintrat, Gedichte schrieb und Kunstaktionen gegen Rechtsradikalismus durchführte. „Das ist nichts Neues für mich, aber seit Jahrzehnten mache ich diese Arbeit ehrenamtlich neben meiner Arbeit als Texter, Konzeptioner und Fotograf. Jetzt muss ich davon – zumindest teilweise – leben“, bekräftigt Olaf Eybe seinen Willen zum Neuanfang.

Gedenkorte mit Unterstützungsbedarf

Die wichtige Arbeit an „Orten der Erinnerung“ geht nach der Corona-Krise weiter. Museen und Gedenkorte können Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit gebrauchen. Texte müssen redigiert oder geschrieben werden. Manchmal fehlt ein Fotograf, der weiß, worauf es ankommt. Institutionen suchen eine Idee für ein Kunstprojekt oder denken über Lesungen nach. „Neben meiner Karriere in der freien Wirtschaft stelle ich meine Kenntnisse jetzt verstärkt in den Dienst der Erinnerungskultur“, betont der Historiker, Autor und Fotograf.

Erfolgreiches Ausstellungsprojekt

In seinem „neuen“ Arbeitsfeld kann Olaf Eybe auf vielfältige Erfahrungen zurückgreifen. Nach wiederholten Besuchen in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern schrieb er unter die Haut gehende Kurztexte „Gegen das Vergessen“, die u.a. im Verlag des Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau veröffentlicht wurden. In bewegenden Lesungen stellt er eigene und andere „Texte nach Auschwitz“ vor. Zum Holocaust-Gedenktag 2020 präsentierte er die Ausstellung „Orte der Erinnerung“ mit Fotos aus Auschwitz und Babyn Jar. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen bedankte sich bei Olaf Eybe für seine mutige Ausstellung, die „den Dingen auf den Grund geht“. Zur Ausstellung gab es ein Begleitprogramm aus Lesungen und Konzerten. Jugendgruppen nutzten Sonderführungen.

Von Essen bis Caracas

Für den Aufbruch vom Beruf in seine Berufung erhielt Olaf Eybe Unterstützung von Kollegen und Weggefährten. Vor kurzem ging die Website www.erinnerungsarbeit.com online und macht auf seine Dienstleistungen aufmerksam. Mit der Gedenkstätte Dachau ist eine Online-Lesung verabredet, die zum Auftakt der Zusammenarbeit übertragen werden soll. Im Dialog mit Dr. Uri Kaufmann, dem Leiter der Alten Synagoge in Essen, wurden Ideen zur Zusammenarbeit ins Auge gefasst. Vom Kommunalen Integrationszentrum Essen erhält Eybe Rückenwind u.a. für Projekte an Schulen in Steele, einem Stadtteil durch den seit einigen Monaten eine „Bürgerwehr“ marschiert, in deren Reihen sich Rechtsradikale wohl fühlen. Eine erste Veranstaltung mit Unterstützung des Bundesprogramms „Demokratie leben“ findet im August statt. Weitere längerfristige Projekte sind in Vorbereitung, denn Engagement gegen Rassismus und Rechtsradikalismus dürfen keine Eintagsfliegen sein. Das haben zum Glück immer mehr Kommunen und Institutionen erkannt. „Eine neue Ausstellung wird es bald auf Roll-Ups geben und die Digitalisierung der Begleittexte ist in Planung. Wenn alles glatt läuft und die Corona-Pandemie es zulässt, dann geht die Ausstellung auch auf Tournee. Caracas ist bis jetzt der am weitesten entfernte Ausstellungsort“, freut sich Olaf Eybe.
So eine Phase der Neuorientierung ist ein Kraftakt, da der Aufbau neuer Kontakte Zeit kostet. Aber der Essener Kommunikationsexperte ist gut vernetzt und seine Expertise ist nicht nur bei Museumsmachern und Integrationsfachleuten gefragt.
Weitere Informationen: Olaf Eybe, info@eybeeybe.de oder www.erinnerungsarbeit.com.


Zum Hintergrund von Olaf Eybe

Neben Publizistik und Kommunikationswissenschaft hat der Autor und Fotograf Neuere und Osteuropäische Geschichte studiert. Seit dem Studium an der Ruhr Universität Bochum setzt er Kommunikationskonzepte um und beherrscht die komplette Klaviatur der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Parallel zu seiner Karriere in Werbung und PR engagiert er sich im Kulturbereich und im Bereich Erinnerungskultur. „Immer wieder suche und finde ich Berührungspunkte zu historischen Themen.“

Seit Schultagen hat Olaf Eybe dank einer Brieffreundschaft besondere Beziehungen zu Polen. Mitte der 1990er-Jahre wurde er Vizepräsident der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Sachsens. Später gründete der Essener die Deutsch-Polnische Gesellschaft Essen und leitete diese elf Jahre. „Inzwischen habe ich zahllose Veranstaltungen - Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Diskussionsrunden - organisiert, die die Verständigung zwischen Deutschen und Polen fördern. Ich konzipiere Kataloge und publiziere eigene künstlerische Arbeiten in den Bereichen Fotografie und Literatur.“

Hier der Link zu einem kurzen Film über eines der jüngsten Projekte von Olaf Eybe:
https://www.youtube.com/watch?v=9l2Z9Rb_WpQ

Autor:

Olaf Eybe aus Essen-Ruhr

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