Zentraler Busbahnhof für Kupferdreh vorgestellt

Blick vom Kupferdreher Markt auf den neuen Busbahnhof
Grafik: EVAG
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Es war das erste Mal, dass die Planungen zum neuen Busbahnhof in Kupferdreh der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Noch vor der Bezirksvertretung VIII (Ruhrhalbinsel) konnte die CDU Kupferdreh/Byfang beim Bürger-Dialog-Gespräch Ende August mit einem Vertreter der EVAG aufwarten. Im Gepäck hatte der interessante Neuigkeiten.

Zentraler Haltepunkt

Auf dem Areal rechtsseitig des Bahnhofs, im Mittelbereich zwischen S-Bahnhof und Autobahn-Hochtrasse - zurzeit noch Brachfläche - wird die Stadttochter EVAG den neuen Busbahnhof errichten. ZOB - zentraler Omnibus-Bahnhof Kupferdreh wird das Kind heißen.
„Das ‚Zentral‘ im Namen bedeutet, dass hier gleich mehrere Linien halten und beginnen“, erklärt Siegmund Fischotter, Leiter für Hochprojektplanungen der Essener Verkehrs AG. „Die insgesamt fünf Haltepunkte sind dann zentral und direkt - auch zur DB - und nicht mehr so auseinandergerissen wie zurzeit.“ Vorteilhaft auch, dass es für einen ZOB etwas mehr Fördergeld gibt als für eine „normale“ Umsteigehaltestelle.

Komplett barrierefreier Busbahnhof

„Der Bahnhof wird komplett barrierefrei“, so Fischotter. Das heißt, dass die Bussteige auf 16 Zentimeter Bordsteinhöhe gebaut werden, was auch Menschen mit Handicap einen ungehinderten Einstieg in die Fahrzeuge ermöglicht.
„Außerdem erhält der Busbahnhof eine zeitgemäße Haltestellenausstattung": Wie schon bei den neu errichteten Busbahnhöfen am Hauptbahnhof und in Steele sollen hier statt der altbekannten Haltestellenschilder und -pläne moderne Informationsstelen aus Edelstahl installiert werden.

Infosäulen mit akustischen Informationen für Sehbehinderte

Die Infosäulen senden auf Knopfdruck akustische Informationen für blinde oder sehgeschwächte Personen. Zudem wird es ein taktiles Leitsystem aus Rillen- und Noppenpflaster für sehbehinderte Fahrgäste geben. Windschutzeinrichtungen und Sitzplätze sollen den Passagieren die Wartezeit angenehmer machen. Bei deren Gestaltung hat man sich am Verkehrsplatz Steele orientiert.

Ein Dach wie beim Olympiastadion

Auch aus Steele bekannt und darüber hinaus Jahrzehnte bewährt ist die Gestaltung des Daches für die Halteplätze: Hier kommt sogenannte ETFE-Folie (Ethylen-Tetrafuorethylen-Folie) zum Einsatz. „Mit Druck werden zwei Kissen aufgeblasen, das ergibt dann die elipsenförmige Dachform“, erklärt der Projektleiter. Die Luftpolsterfolie kam auch bei Fassade und Dach der Allianz Arena zum Einsatz. Mit seiner leicht organischen Form ähnle das Dach in etwa dem des Münchner Olympiastadions, erläutert Fischotter. „In Steele ist das Material nun seit drei Jahren im Einsatz und bislang sind keine Schäden aufgetreten. Nur einmal gab es einen Druckabfall, aber der ist leicht zu beheben.“ Auch sei dieses Material die kostengünstigere Alternative gegenüber einem teuren Glasdach. Allein die Farbvariante der lichtdurchlässigen Folie stehe noch nicht fest.

Unterhalb der Brückenkonstruktion des aufgeständerten S-Bahn-Haltepunkts sollen der Pausenraum und die Toiletten für die Fahrer errichtet werden. Hier besteht noch Planungsbedarf. „Der Standort ist noch nicht ganz festgelegt, weil das Brückenbauwerk keine ganz so große Höhe aufweist und wir ein wenig Probleme haben, den Bau da drunter zu bekommen“, erläutert Siegmund Fischotter. Zurzeit sei man noch in Gesprächen mit der Deutschen Bahn AG, die ihr Brückenbauwerk noch diesbezüglich prüfen lassen müsse. Von den Planern wird der Standort unter der Brücke aber eindeutig bevorzugt. „Alles andere wäre mit weiten Wegen verbunden“, erklärt Fischotter.

Nur 4 bis 5 Parkplätze fallen weg

Den Taxistand wird es auch weiterhin geben. Von den Parkplätzen unter der A44-Brücke sollen nur etwa vier bis fünf wegfallen. Ob die so entstandenen Park-and-Ride-Plätze weiterhin gebührenfrei genutzt werden können, war noch nicht in Erfahrung zu bringen. Die An- und Abfahrt zu den Parkplätzen ist noch nicht festgelegt; wahrscheinlich wird sie über die Poststraße erfolgen.

Videoüberwachung ist nicht möglich

Hinsichtlich der Sicherheitsaspekte lässt der geplante ZOB Kupferdreh aus Sicht vieler Anwesender etwas zu wünschen übrig: Es wird weder Notrufsäulen noch eine Videoüberwachung geben. „Mit Notrufsäulen haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie leider viel zu häufig missbraucht werden.“ Die Leitstelle habe praktisch für nichts anderes mehr Zeit gehabt, als sich um die vermeintlichen Notrufe zu kümmern. „Da ist einfach zu viel Schindluder mit getrieben worden“, berichtet der EVAG-Projektleiter. Anders als in Steele, dessen Verkehrsplatz sich auf EVAG-Areal befindet, ist auch eine Videoüberwachung in Kupferdreh nicht möglich. „Wir befinden uns auf öffentlichem Raum; das ist ein ganz normaler Fußgängerbereich, wo eine Videoüberwachung gesetzlich nicht erlaubt ist. Am Hauptbahnhof gibt es die gleiche Situation. Hier konnte man keine Kameras anbringen, weil es nicht gestattet ist, einen öffentlichen Raum zu überwachen.“

Keine öffentlichen Toiletten

Auch das Fehlen einer öffentlichen Toilette beim neuen ZOB wird bemängelt. Der erwähnte Toilettenbau steht auschließlich den Fahrerinnen und Fahrern zur Verfügung und die Stadt Essen hat aus Kostengründen den Betrieb öffentlicher Toiletten eingestellt. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte da der Vorschlag der CDU Kupferdreh/Byfang, der die Implementierung eines Kiosks vorsieht, inklusive privat betriebener Toiletten. „Neben der Versorgung mit Brötchen, Zeitungen, Coffee to go und anderen Dingen des täglichen Bedarfs hätte ein solcher Kiosk auch eine soziale Überwachungsfunktion“, erklärt der Vorsitzende der CDU Kupferdreh/Byfang, Ratsherr Dirk Kalweit. Ein Antrag der örtlichen CDU in der Bezirksvertretung für eine Videoüberwachung seitens der Bahn ist von der DB abschlägig beschieden worden. Die CDU wolle sich aber weiterhin für beides - die Errichtung eines Kiosks und eine Videoüberwachung durch die Deutsche Bahn, wenigstens auf dem Bahnsteig - einsetzen.

Baubeginn steht noch nicht fest

Der Baubeginn für das Projekt ZOB steht noch nicht fest, da, so Fischotter, „die Deilbach-Offenlegung weiterhin problematisch ist.“ Noch verhandeln DB und Stadt Essen bezüglich der Übernahme der Mehrkosten von rund 2 Mio. Euro, die bei der Errichtung der Bahntrasse entstanden sind. Bis dato hat die DB mit ihrem Teil der Offenlegung auf dem Areal unter der Hochtrasse nicht begonnen. Mittlerweile ist aber die Stadt Essen mit ihrem Anteil der Arbeiten zur Offenlegung des Deilbachs gestartet. Seit Montag läuft die Baumaßnahme, für die rund acht Monate Bauzeit veranschlagt werden.
Bei der EVAG und der Stadt Essen gäbe es die gemeinsame Überlegung, „dass, wenn es nicht zu einer zeitnahen Regelung mit der DB kommen sollte, man den Busbahnhof schon einmal in Angriff nimmt und überlegt, wie man dann diese kleinere Baumaßnahme (Anteil der DB an der Deilbach-Offenlegung; Anm. der Red.) trotzdem noch, ohne den fließenden Verkehr stark zu tangieren, bewerkstelligen kann. Aber dies ist abschließend noch nicht beschlossen“, erläutert Dirk Kalweit.
Wenn alles optimal liefe, könnte 2014 Baubeginn für den ZOB sein. Da die Fördertöpfe der kommunalen Maßnahme und jener der Bahn zusammenhingen, erklärt Fischotter, müssten sich die Beteiligten zusammenraufen.
Dirk Kalweit: „Man ist mit Nachdruck dabei, eine Lösung zwischen Stadt und Bahn zu finden.“

Wenn der Busbahnhof dann in näherer oder fernerer Zukunft steht und der Deilbach offengelegt ist, geht es mit dem zweiten Bauabschnitt am Kupferdreher Markt im Rahmen der Stadtteilerneuerung Kupferdreh weiter. „Dabei werden die Parkplätze vor Edeka und dem Ärztezentrum an der Hofstraße wegfallen und der Markt wird sich bis dorthin erweitern“, berichtet Ratsherr Kalweit.
„Die Hofstraße wird dann nur noch eine kleine Zubringerstraße sein. Dann wird das realisiert sein, was die Planungen zur Stadtteilerneuerung Kupferdreh vorsehen, nämlich die verkehrliche Befriedung des Kernzentrums von Kupferdreh.“

Die Deilbach-Offenlegung:

Am Montag hat die Stadt Essen mit ihrem Teil der Bauarbeiten zur Offenlegung des Deilbachs begonnen. Während der rund achtmonatigen Bauzeit kommt es zur Einschränkung der Fußwegverbindung. Eine Umleitung für Fußgänger und Radfahrer wurde eingerichet. Der Weg zwischen dem Wendehammer der Prinz-Friedrich-Straße und der Sporthalle ist während der Bauzeit gesperrt. Eine Umleitung wurde eingerichtet. Nach Fertigstellung der Baumaßnahme wird die Verbindung durch eine Brücke wiederhergestellt. Während der Bauzeit ist die Prinz-Friedrich-Straße weiterhin befahrbar. Bei der Offenlegung wird in einer Länge von rund 360 Metern das neue Gewässerbett hergestellt. Der Bau der Trasse erfolgt in zwei Bauabschnitten. Der erste Abschnitt - Herstellung des „Unterlaufs“ reicht von der Mündung bis zum sogenanten Trogbauwerk“. Der zweite Abschitt („Oberlauf“) erstreckt sich vom Trogbauwerk bis zum Anschluss an den offen liegenden Deilbach.

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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