Sollte Husky "Silver" sterben?

Eine schockierende Beobachtung machte am vergangenen Sonntag ein Mann am Rhein-Herne-Kanal in Dellwig: Hilflos trieb dort ein Hund im Kanal.

Der Mann versuchte, den Husky aus eigener Kraft zu retten. Leider ohne Erfolg. Gegen 21.30 Uhr alarmierte der Zeuge die Polizei. Die Beamten schickten die Wasserschutzpolizei zum Ort des Geschehens, die das Tier schließlich zwischen der Zweigertbrücke und dem Bereich der B224 im Wasser treibend vorfand. Gegen 22 Uhr gelang es den Rettern, den Hund aus dem Wasser zu ziehen.
Auf der Polizeiwache futterte der Hund gleich eine ganze Packung Würstchen weg. Wegen seines silbergrauen Fells tauften die Beamten ihn auf den Namen „Silver“.
War das Geschehene ein Unglück oder sollte Silver auf grausame Art sterben?
Die Beobachtungen des Zeugen legen zumindest den Verdacht nahe, dass sich der Halter auf üble Weise des Hundes entledigen wollte. Gegenüber der Polizei sagte der Zeuge aus, dass er den Mann zunächst mit seinem Hund von der Karnaper Straße hinunter zum Rhein-Herne-Kanal gehen sah. Ob das Tier später ins Wasser gesprungen ist oder von seinem Halter in die Fluten gestoßen wurde, konnte der Zeuge nicht sagen. Allerdings habe sich der Halter rasch vom Ort des Geschehens entfernt, als er den Zeugen entdeckt hatte.
Derzeit befindet sich Silver im Essener Albert-Schweitzer-Tierheim. Im Außenbereich tollt der Rüde vergnügt mit Tierpflegerin Sabine Hoge über den Rasen. Das Erlebte scheint ziemlich spurlos an Silver vorüber gegangen zu sein. „Dem Hund geht es gut, er ist gar nicht verängstigt.“ Die Tierpflegerin schätzt das Alter des Rüden auf etwa drei Jahre. „Silver erfreut sich bes­ter Gesundheit und ist ein typischer Husky: Er hat halt seinen eigenen Kopf, ist ziemlich verfressen und braucht viel Bewegung. Und Silver ist unheimlich freundlich zu allen, denen er begegnet.“
Schrecklich findet Sabine Hoge allerdings den Umstand, wie Silver mutmaßlich „entsorgt“ werden sollte - bei aller Erfahrung als langjährige Tierpflegerin im Essener Tierheim - hier stumpft man nicht ab: „Leider passiert so etwas immer wieder. Vor kurzem erst wurde eine richtige ‘Wasserleiche‘ ebenfalls aus dem Rhein-Herne-Kanal gefischt. Das war ein größerer Hund, die Rasse konnte man gar nicht mehr erkennen. Das Schlimmste: Die Beine des Hundes waren zusammengebunden!“
„Dann sollen die Leute die Tiere besser irgendwo anbinden, wenn sie sich schon nicht zu uns ins Tierheim trauen“, appelliert Sabine Hoge.
Silver hat Riesenglück gehabt. „Gott sei Dank können Hunde schwimmen.“ Sabine Hoge vermutet, dass Silver die Situation im Kanal deshalb möglicherweise als nicht so dramatisch empfunden haben könnte. Immerhin, der Husky muss mindestestens 40 Minuten im Wasser gertrieben sein, ehe er von der Wasserschutzpolizei herausgefischt werden konnte. Aus eigener Kraft an Land hätte der Hund wahrscheinlich nicht kommen können, wie Tierheim-Mitarbeiterin Sandra Jansen vermutet: „Der Kanal hat ja kein natürliches Ufer wie ein Fluss, wo das Wasser am Rand seichter ist. Noch länger im Wasser zu sein wäre für Silver irgendwann dann ziemlich brenzlig geworden.“
Zehn Tage wartet man bei Fundtieren in der Regel, bis sie in die Vermittlung kommen. Silvers Zukunft scheint allerdings schon jetzt geregelt:„Soviel ich weiß, will der Beamte, bei dem Silver die erste Nacht nach seiner Rettung verbracht hat, den Hund zu sich nehmen!“, berichtet Sabine Hoge erfreut.
Die Polizei fahndet unterdessen weiter nach dem Hundehalter. Er soll zwischen 36 und 40 Jahre alt sein, hat blonde Haare und trug am Sonntag, 15. Mai, eine dreckige blaue Jeansjacke sowie eine schwarze Hose. Hinweise werden erbeten unter Telefon: 0201/829-0.