Toto & Harry "ermittelten" in Burgaltendorf

Kamen zur Vorstellung ihre dritten Buches nach Burgaltendorf: Toto und Harry - die "Fernsehpolizisten" aus Bochum.  Foto: Lukas
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Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Detlef‘s Promi-Treff“ hatten die Wirte des Burgaltendorfer Bürgerkrugs Detlef Hannig und Monika Herholz zur Lesung von und mit „Toto & Harry“, Deutschlands wohl bekanntesten Polizisten, eingeladen.

Lesung? Diejenigen, die tatsächlich eine solche erwartet hatten, werden von den beiden Beamten schnell eines Besseren belehrt: Statt trockener Rezitationen gibt es von Torsten Heim (Toto) und Thomas Weinkauf (Harry) lockere Sprüche und knackige Storys aus ihrem Arbeitsalltag bei der Bochumer Polizei frei Schnauze.
„Bin ich jetzt schuld? - Die größten Irrtümer und Missverständnisse mit der Polizei“ heißt das mittlerweile dritte Buch des Duos, das einem breiten Fernsehpublikum seit fast zehn Jahren aus der SAT 1-Dokumentationsreihe „Toto & Harry - Die Zwei vom Polizeirevier“ bekannt ist. Im März 2011 wird das vierte Buch erscheinen. Titel: „Was Sie schon immer über die Polizei wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten“.
„Die Geschichten gehen uns wirklich nicht aus“, erklärt Torsten „Toto“ Heim diese Produktivität. Der Dahlhauser ist seit 18 1/2 Jahren gemeinsam mit Kollege Thomas „Harry“ Weinkauf in Sachen Recht und Ordnung unterwegs. „Fast 20.000 Einsätze sind wir zusammen gefahren, das bedeutet 20.000 Fälle und dementsprechend Geschichten“, erläutert Heim und Kollege Thomas Weinkauf ergänzt: „Es gibt eine Statistik, die besagt, dass ein Polizist in einem Dienstjahr mehr erlebt, als ein Normalbürger im ganzen Leben. Zum Beispiel die Geschichte vom Bochumer Paar, zu dem die beiden Polizisten von einer Nachbarin wegen Ruhestörung gerufen wurden.
Die Situation vor Ort war mehr oder weniger eindeutig: er bloß mit Kniestrümpfen und gepunkteten Boxershorts bekleidet, Schweißperlen auf der Stirn; sie in Unterwäsche auf dem Bett thronend - der Einsatz fand tatsächlich im Schlafzimmer statt. Zum Äußersten kam es zwischen den beiden allerdings (übrigens schon lange) nicht. Und genau das war der Grund für den Krawall. „Es ging um die Frage, ob eine Sexpflicht zwischen Ehepaaren besteht“, erläutert Harry. Und tatsächlich. Nach dem BGB gehört Sex zur Ehe dazu - darf allerdings nicht mit Gewalt eingefordert werden“, erklärt der Beamte. Kollege Toto empfahl den beiden Streithähnen eine Paartherapie oder die Scheidung.
„Die Geschichte ist typisch Ruhrgebiet“, so Toto. „Oft werden wir zu Einsätzen gerufen, die gar nicht Sache der Polizei sind. Eigentlich bräuchten die Leute eher einen Schiedsmann.“ Das Paar ist übrigens immer noch zusammen, wurde von Toto und Harry später händchenhaltend in der Stadt gesehen.
Über 30 selbst erlebte Fälle - skurril wie dieser oder auch harmloser - präsentiert das Polizistenduo in seinem dritten Buch in kurzweiliger und unterhaltsamer Manier. Beamtendeutsch braucht keiner zu befürchten, allenfalls bei den Gesetzestextes, die jedes Kapitel beschließen.
Das Buch geht Fragen nach wie „Darf ich auf meinem eigenen Balkon grillen, wie ich will?“, „Ist barfuß Autofahren erlaubt?“, „Mundraub ist nicht strafbar“ oder „Zum Beweis müssen die Autos nach einem Unfall stehenbleiben“.
Besonders in letztgenannter Sache herrscht großer Irrglaube unter den Bürgern. Für „Harry“ Weinkauf war die Sache sogar der Anlass, das dritte Buch zu verfassen: „Ich ärgere mich immer wieder über die Unfallbeteiligten, die ihr Auto einfach stehenlassen, auch wenn nur ein Kratzer entstanden ist.“ Grundsätzlich sei man dazu verpflichtet, die Autos an die Seite zu fahren. „Streng genommen sind bei Zuwiderhandlungen 30 Euro Strafe fällig. Ein großes Manko, dass das nicht in den Fahrschulen gelehrt wird!“
Es wird noch viel erörtert an diesem Abend im Bürgerkrug in Burgaltendorf. Die Besucher werden ihre (manchmal nicht ganz ernst gemeinten) Fragen los, etwa, ob man nackt Autofahren oder Dinge auf vollgeschneite Polizeiautos schreiben darf. Man erfährt, dass der erste Arbeitstag in Köln für Toto „die Hölle“ gewesen ist und dass die Autorität der beiden mitnichten unter ihrer Fernsehpräsenz leidet. „Im Gegenteil: Die Leute kommen zum Teil eher zu uns, als aufs Präsidium. Schildern uns Straftaten, vieles ergibt sich auch aus dem Gespräch heraus“, so Toto. Die beiden hätten sicher noch ewig in dieser „heimeligen“ Atmosphäre plaudern können, wäre da nicht die Frühschicht am nächsten Tag, für die Toto und Harry eingeteilt sind. Dann ist die Nacht für die beiden um 4.30 Uhr vorbei.

Kamen zur Vorstellung ihre dritten Buches nach Burgaltendorf: Toto und Harry - die "Fernsehpolizisten" aus Bochum.  Foto: Lukas
Toto (l.) und Harry (r.) gewährten RUHR KURIER-Mitarbeiterin Melanie Stan einen Blick ins Buch.  Foto: Lukas
Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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