„Bombenstimmung“ mit Mathias Kopetzki in der Stadtteilbibliothek Freisenbruch

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Kurzweilig und unterhaltsam sind Mathias Kopetzkis autobiographische Geschichten, die er in der Stadtteilbibliothek Freisenbruch aus seinem Buch „Bombenstimmung: Wenn alle denken, du bist der Terrorist“ vorträgt.

Man merkt, dass der Autor auch Schauspieler ist. Gestenreich und mit modulierender Stimme versteht er es, seinen Zuhörern einen sehr langen ernsthaften aber auch vergnüglichen Abend zu bereiten. Ja, es durfte geschmunzelt und gelacht werden, obwohl das Grundthema vieler Geschichten im Angesicht von Debatten über Einwanderungspolitik, Flüchtlingsströme und Integration ein aktuelles und ernstes ist:

Wer bin ich? Woher komme ich? Was ist deutsch? Was ist meine Identität?

Eigentlich könnte Mathias Kopetzki schon aufgrund seiner Sozialisation in einem kleinen Dorf nahe Oldenburg deutscher nicht sein. Aber irgendetwas scheint bei ihm anders zu sein. „Mein Papa sagt, du bist nicht deutsch“, sagt eine Schulfreundin zu ihm, als er sieben Jahre alt ist. Zu dem Zeitpunkt weiß er schon, dass er adoptiert worden ist und dass sein biologischer Vater aus dem Iran stammt. Als Kind mit einer reichen Fantasie erfindet Mathias mit Erfolg märchenhafte Geschichten über seine Herkunft.

Als Erwachsener muss er sich mit Vorurteilen in einer häufig intoleranten Gesellschaft auseinandersetzen. Bezeichnend die Szene in einem Zug, wo er für einen kleinen Imbiss sein Abteil verlassen hat und dort seinen Rucksack auf seinem Platz hat stehen lassen. „Wer so aussieht, der könnte ja wohl ein Terrorist sein“, denken seine Mitreisenden und benachrichtigen den Zugführer.

Erst spät entschließt er sich, seinen leiblichen Vater zu treffen, wird von dessen Familie sehr gut aufgenommen und hat gleichzeitig ein weiteres Identitätsproblem: Was ist persisch?

Mit seinen berührenden und spannenden Geschichten gelingt es Matthias Kopetzki ganz nebenbei, der bundesdeutschen Gesellschaft der letzten vierzig Jahre mit all ihren Ängsten und Neurosen einen Spiegel vorzuhalten.

Ein humorvoller Abend war es, der aber zum Nachdenken anregen sollte. Und die Zuhörer waren so fasziniert, dass sie immer mehr von den Geschichten hören wollten: Ein interessanter sehr langer Leseabend!

Autor:

Manfred Jug aus Essen-Steele

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