Der Teutonengrill erfindet sich neu

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Bis in den Duden hat es der Teu|to|nen|grill geschafft. Doch längst haben Strandregionen wie Lignano an der italienischen Adriaküste begonnen sich neu zu erfinden. Neben dicht an dicht stehenden Sonnenschirmen, Strandbars und Bettenburgen setzt man inzwischen auch auf Kultur, Natur und sportliche Aktivitäten. Das macht die Reise in die zwischen Venedig und der slowenischen Grenze gelegene Stadt im Friaul auch für Gäste reizvoll, denen der Badeort bisher zu wenig Abwechslung geboten hat.

Vom Sumpf zum Touristenort

Vor wenigen Jahrhunderten lebten nur wenige Familien auf der sumpfigen Halbinsel, die heute das Touristenzentrum Lignano beherbergt. Hinzu kamen einzelne Fischer, die zeitweilig in mit Schilf verkleideten Holzhütten lebten, um die weite Anfahrt zwischen Fanggründen und ihren Heimatdörfern zu vermeiden. Fisch gibt es in der Lagune di Marano neben der Halbinsel bis heute – und auch einige der Casoni genannten Hütten. Doch heute sind diese kein Ort der Arbeit, sondern dienen der Entspannung und dem Tourismus. Fischer Roberto zum Beispiel hat seine Casoni mit viel handwerklichem Geschick zu einem beliebten Treffpunkt für Feierlichkeiten und Besichtigungen ausgebaut. Wer mag, kann in der Hütte mit dem großen Ofen in der Mitte Wein trinken und frisch gefangenen Fisch essen. Der stammt zum Beispiel aus der „Bilancia di Bepi“, einem der beiden verbliebenen großen Senknetze. Vor Jahrzehnten wurden dort am Rand des Flusses Stella Türme gebaut. Zwischen diesen ist ein gigantisches Netz aufgehängt, das mit Hilfe von Motoren ins Wasser gesenkt wieder hochgezogen werden kann. Welcher Fang zu erwarten ist, hängt nicht nur von der Tide und der Tageszeit, sondern auch vom Glück der Fischer ab. Für die ist der Fischfang heute nur noch ein Teil des Tagesgeschäfts. Hinzu kommen Ausflüge mit Touristen mit Booten, Fahrrädern oder zu Fuß.

Unterwegs in Lignano

Während im Winter maximal 8.000 Menschen in der Stadt leben, wird es in den Sommermonaten richtig voll. Zehntausende Touristen finden dann Platz an den Stränden und in der Stadt. Aufgrund der Nähe der österreichischen Grenze ist die Stadt schon lange nicht nur bei Italienern beliebt, sondern auch bei deutschsprachigen Gästen. In vielen Hotels und Restaurants wird daher neben der Landessprache auch Deutsch gesprochen. Wer mit dem Fahrrad durch die Straßen der Stadt düst, findet keine Ampeln und wird erkennen, dass die meisten Verkehrszeichen von Einheimischen und Gästen mehr als lockere Empfehlung verstanden werden. Überall sieht man Radfahrer entgegen den Verkehrsregeln abbiegen – doch erstaunlicherweise kommt es fast nie zu Unfällen. Wer mag, kann sich an der „Terrazza a Mare“ genannten Seebrücke ein spezielles Fahrrad leihen. Die sogenannten Fat Sand Bikes haben besonders breite Reifen und eignen sich daher auch für Fahrten am Strand und im nicht zu tiefen Wasser. Mit dem Fat Sand Bike begleitet Tourguide Kevin seine Gäste zum Beispiel vom Ortszentrum zum malerischen, roten Leuchtturm Faro Rosso. Vom Strand aus hat man einen schönen Blick auf eine kleine, grüne Insel. Zahlreiche Boote und Yachten aus der nahegelegenen Marina passieren den Strand und versetzen in Urlaubsstimmung.

Sonne, Strand und Meer

Wer mag findet in Lignano auch heute noch den klassischen Teutonengrill. Schon am frühen Morgen öffnen die Verwalter der verschiedenen Strandabschnitte ihre farbig sortierten Sonnenschirme. Gegen entsprechenden Obolus kann man am 8 km langen Sandstrand Sonnenschirm und Liegen mieten – oder sich gegen Aufpreis auch in auf dem Strand installierten Whirlpools erfrischen. Besonders exklusiv sind größere Strandpavillons, die ihre Mieter vor zuviel Sonne schützen und im Schatten genug Platz für vier bis sechs Gäste bieten. Von Juni bis September verwandelt sich der Strand in ein Feriendorf mit Spinning-Fahrrädern, Basketballplätzen, sieben Meter hohem Kletterturm und Bühnen für Tanz und Animation. Auch das Wasser selbst lädt ein zum Sport. Surfen gehört genau wie Schwimmen und Stand-up-Paddling zu den bevorzugten Aktivitäten. Das vor dem bis zu 350 Meter breiten Strand sanft abfallende Meer eignet sich auch für Familien zum Baden, denn erst ein gutes Stück vom Strand entfernt wird das Wasser wirklich tief.

Die aktuellen Alternativen zum Strand

Wer genug vom Strand hat, findet rund um Lignano eine Fülle von Angeboten. Familien können abwechslungsreiche Stunden im Zoo von Punta Verde verbringen. In diesem leben neben tausend anderen Tieren aus rund 200 Arten eine erst vor kurzer Zeit geborene Giraffe und ein kleines Flusspferd. Mit Voranmeldung kann man bei der Fütterung der Lemuren dabei sein. Die Gäste können dafür Obststücke an die Halbaffen verfüttern und eindrucksvolle Fotos machen. Nur berühren darf man die aufgrund ihrer Augen an Katzen erinnernden Tiere nicht. Wer gerne Golf spielt, kann die Golfanlage von Lignano Sabbiadoro besuchen. Neben Hotel und Wellnessbereich bietet die Anlage einen abwechslungsreichen Golfplatz mit 18 Löchern (Par 72), auf dem auch Besucher spielen können. Der vielseitige Platz mit Seen, Bunkern, Arizonastrecken und Fairways gilt als einer der besten in Norditalien und ist Schauplatz verschiedener internationaler Turniere. Auch in Sachen Kultur hat man sich eine Menge einfallen lassen: Auf der Bühne in Lignano stand in diesem Jahr unter anderem der spanisch-deutsche Popsänger Álvaro Soler, der in Italien mit seinen Songs „El mismo sol“ (2015) und „Sofia“ (2016) die Spitze der Charts erreichte. Für die kommenden Jahre möchte Bürgermeister Luca Fanotto auch baulich neue Akzente setzen. So soll die direkt hinter dem Strand liegende Straße über den Winter aufgefrischt werden. Zudem sind zusätzliche Wege für Fahrradfahrer geplant. In Sichtweite der Alpen gibt es viel zu entdecken am Ufer der Adria. Nicht umsonst nannte Ernest Hemingway diese Landschaft „Das Florida Italiens“.

Autor:

Christian Kolb aus Essen-Steele

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