Früher war mehr Lametta!
Gebügelt und gespart

Oh Tannenbaum der Kinderzeit:
Kurz vor Heiligabend..unsere Sippe macht sich auf den Weg um den perfekten Baum zu finden!
Zur Sippe gehören:
Mama, Papa, meine grosse Schwester und ich! Ferner gehören ein Goldhamster Namens Bully, ein Kanarienvogel Namens Hansi und 5 Fische ( Guppys)  mit zur Sippschaft. DIese Hausgenossen trugen aber nichts zum Weihnachtsbaumkauf bei!

1963..ein Winter mit viel Schnee..Weihnachten gab es früher meistens Schnee, der Dank des Kohlenstaubs im Pott grau ausschaute.
Wir zogen unsere warmen Jacken und dicken Stiefel an ( meine waren knallrot und weiß gefüttert), Mütze auf, Wollschal und Fäustlinge, natürlich selbst gestrickt) angelegt und ab ging es mit dem Schlitten auf dem ich sitzen durfte, zum Weihnachtsbaumverkauf auf dem Kirchhof.
Dort angekommen kletterte Klein - Bine vom Schlitten, steifgefroren und weinerlich...( Ich war eben ne Memme)..Meine Schwester buffte mich in die Seite-"heul nicht, das Christkind sieht Alles" snief - schlagartig verstummte mein Jammern! ICH wollte doch auf den letzten Metern der Tage bis Weihnachten, nicht noch das Christkind verärgern!
Früher gab es keine  Nordmanntannen im Pott..da gab es Fichten mit harten picksenden Nadeln, die schon auf dem Weg nach Hause vor sich hinrieselten..Jedenfalls hatten wir schnell einem ca 2 Meter Baum gefunden, der auf dem Schlitten verzurrt und heimgezogen wurde...Leise rieselte es in den Schnee und Klein Bine weinte ein bischen dazu, meine Füsse waren kalt.
Daheim angekommen wurde der Baum dann in die erste Etage getragen.Der Hausflur war anschließend mit Nadeln übersäät, Mutti musste Alles auffegen.
Nun ging es an das Einstielen.
Kennt Ihr noch das Metallding, mit den 4 Schrauben? Passte jemals der Stamm in dieses kleine Loch? Nö? Bei uns auch nicht..
Mittels eines kleinen Beils und Säge wurde der Baum " angespitzt"..Solange bis er etwa einen halben Meter kürzer und irgendwie in das Loch gequetscht und festgeschraubt war!
Hurra...die Nadeln lagen wie ein grüner runder Kreis um den Baum herum..Ich weinte ein wenig dazu, denn ich hatte mich an einer Tannennadel gepiekt...huhuuuuu..Ein Blick meiner Schwester..zack, Ruhe- Ihr wißt ja, die Christkindchensache.
Dann holte Mutti die alte Zigarrenkiste aus dem Schrank. DORT drinnen lagen fein säuberlich gebügelt und glatt zusammengeklappt das silberne Lametta!
Mit Schwung durfte dann jeder von uns ein paar Fäden auf die Zweige der Fichte werfen...Zack..fertig..Mutti strich Alles dann glatt nach unten!
Dann musste ich ins Bett, am nächsten Tag war Heiligabend, da musste Klein -Bine ausgeschlafen sein.
Die Kugeln das kleine Vögelchen und den goldenen Stern auf der Spitze, den hängten die Engelchen dann in der Nacht auf, wenn Alle schliefen :-)
Auch die knallroten Kerzen mit den silbernen Haltern waren dann dort wo sie hingehörten! 

UND war Weihnachten vorbei und der Baum hatte ausgedient, wurde das Lametta wieder vorsichtig abgenommen und glattgebügelt, bevor es ordentlich zusammengefaltet indie Kiste zurückgelegt wurde, bis zum Nächsten Jahr!
Heute nennt man das
Recourcen sparen! 
Das taten die Familien damals..ganz unbewusst!Das Geld war knapp!
Wegwerfgesellschaft?? Gab es nicht! 
MÜLL..gab es so wenig.
Geschenkpapier wurde vorsichtig glattgestrichen und zusammengelegt!.
Das nächste Weihnachten würde kommen, das Papier hält bestimmt noch 2 Jahre!
Ja..so war es..
Früher, war mehr Lametta

Autor:

Sabine Hegemann aus Essen-Steele

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