Krasser Kahlschlag auf der oberen Margarethenhöhe

Werner Schroeter ist entsetzt: Hunderte Bäume wurden neben der A52 gefällt.
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  • hochgeladen von Dirk Bütefür

„Ich habe geglaubt, ich traue meinen Augen nicht“, erklärt der Anwohner Werner Schroeter noch immer ganz aufgebracht. „In einer Art ,Salamitaktik‘ wurden seit Mitte Oktober auf dem Gelände zwischen dem Baltrum- und dem Memmertweg hunderte Laubbäume Stück für Stück einfach gefällt.

Und das waren nicht nur morsche Bäume, ist sich Schroeter sicher. Bis auf ein paar wenige bestand das kleine Wäldchen unweit der A52 aus gesunden, zirka 20 Meter hohen Laubbäumen. Das lässt sich an den gefällten Exemplaren und den übriggebliebenen Stümpfen erkennen.
Alle Anwohner und Menschen, die hier vorbeigehen, sind absolut geschockt. Wie kann man gesunde Bäume fällen? „Wenn man als Privatmann mal einen Baum, der sich ungünstig vor seinem Haus befindet und mit der Krone Dachziegeln anhebt oder mit den Wurzeln das Haus beschädigt, fällen möchte, dann muss man einen riesigen Aufwand betreiben, eine Begehung durch die zuständigen Beamten veranlassen, einen neuen Baum pflanzen und was weiß ich nicht alles - und hier wird einfach mal so ein komplettes Wäldchen ausgelöscht“, ärgert sich Schroeter.

Wäldchen diente
auch als Lärmschutz

„Ich gehe davon aus, dass der Anlass der Fällungen ein morsches Exemplar war, das vor Monaten beim Umstürzen zwei Garagen unter sich begraben hat. Aber da kann man doch nicht hingehen und gleich den ganzen Wald vernichten. Das Wäldchen diente uns Anwohnern als Lärm- und Feinstaubschutz vor der Autobahn 52. Dieser Schutz ist nun nicht mehr gegeben.“ Auch Martin Langkamp, Forstoberinspektor beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW, kann nur mit dem Kopf schütteln: „Ich habe damals mit dem Eigentümer des Waldstreifens aus Berlin Kontakt aufgenommen, nachdem ein Baum zwei Garagen beschädigte, und ihn darauf hingewiesen, dass der Wald einen erheblichen Pflegerückstand aufwies. Ich empfahl ihm eine Durchforstung, soll heißen die punktuelle Entnahme von zu dicht stehenden Einzelbäumen und die Entfernung von Gefahrenbäumen. Nach meiner Schätzung hätten dann zwischen 30 bis 40 Prozent der Bäume entnommen werden müssen. Ich habe auch angeboten, dass der Landesbetrieb Wald und Holz diese Maßnahme begleitet, inklusive Bürgerinformation - doch der Eigentümer hat sich offensichtlich anders entschieden ...“ Es wurde nicht durchforstet, sondern in großem Stile abgeholzt.
Fakt sei aber, so Langkamp weiter, dass bei einem Privatwald, um welchen es sich hier handelt, Kahlschlag zulässig ist. „Das hat mit der Baumschutzsatzung überhaupt nichts zu tun.“ Es gebe aber nach der Fällung ein Verbot und ein Gebot:

Die Fläche bleibt
juristisch Wald ...

„Das Verbot der Umwandlung: Soll heißen, die Fläche bleibt juristisch Wald und darf nicht anders genutzt werden. Und das Gebot: Innerhalb von zwei Jahren muss hier wieder aufgeforstet werden, sofern keine Waldumwandlungsgenehmigung beantragt wird“, erläutert Langkamp. „Ich werde das auch in den nächsten zwei Jahren beobachten“, fügt er hinzu.
Für die Anwohner bedeutet dies allerdings auch weiterhin: kein Schallschutz mehr und freie Sicht auf die Autobahn. Und auch im Falle einer Wiederaufforstung müssen junge Bäume schließlich erst einmal wachsen. dib/ck

Autor:

Dirk Bütefür aus Mülheim an der Ruhr

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