"Dat Schönste"-Interview mit Doktor Stratmann

Die E-Zigarette ist nichts für den Doktor, der mit seinem Kabarett seit fast 20 Jahren auf der Bühne steht. Jetzt präsentiert Doktor Stratmann sein neues Programm, „Dat Schönste“ sozusagen, ein Mix aus fünf Programmen. Und schon jetzt ist sein Wartezimmer voll. Alle wollen zum Doktor. Der STADTSPIEGEL traf den Kabarettisten zum entspannten Interview in seiner kleinen gemütlichen zweiten Heimat, dem Stratmanns Theater.

Ludger Stratmann (steht kurz auf, um Feuer zu holen und zündet sich eine echte Zigarette an): „ Ich habe zehn Jahre nicht geraucht. Ich könnte von heute auf morgen wieder aufhören , aber jetzt bin ich 63 und die letzten zehn Jahre meines Lebens mach ich‘s mir noch richtig schön. Ich rauche mit Genuss.“

STADTSPIEGEL: „Herr Stratmann, im vergangenen Jahr haben Sie unter anderem Ihren ersten Comic veröffentlicht und waren für den WDR wandern. Wie fällt Ihr Resümee für das Jahr 2011 aus?

Stratmann: „Das vergangene Jahr war bombastisch. Ich habe mein Programm „Kunstfehler“ 380 mal gespielt zu 95 Prozent vor ausverkauftem Haus. Und jetzt gibt es einen Mix aus den letzten fünf Programmen.“

Wie sind Sie da vorgegangen? Wie werfen Sie die zusammen?
„Das war gar nicht einfach. Die Rhythmen sind unterschiedlich. Bei einen Programm habe ich im Schlafanzug gespielt oder im Kittel, bei einem anderen spielte alles einem Hörsaal, immer mit einer ganz bestimmten Atmosphäre. Und dann muss man versuchen, in die alten Stücke eine bestimmte Situation hineinzubekommen.
Alle Programme zusammen ist im Grunde wie fünf Bücher geschrieben und keiner liest sie mehr. Wenn man dann aufhört ist es weg. Das finde ich einfach schade“.

Und was können wir dieses Jahr zusätzlich erwarten?
„Wir machen eine neue Wandersendung. Es geht diesmal nach Ostwestfalen in den Teutoburger Wald. Ich kenn' die Ecke sehr gut.“

Was sind eigentlich für Sie die schönsten Plätze in NRW?
„Ich bin ja eher ein Industrietyp. In Schlafstätten wie Dorsten oder Datteln könnte ich nicht leben. Das wären nicht so meine Orte. Für mich ist ja Bottrop der Favorit. Da hatte ich auch meine Praxis. Wir sind ja jetzt Innovationcity geworden. Und als zweites kommt natürlich Essen. Aber ich bin nicht unbedingt der Typ, der den Wald in Heidhausen braucht. Ich komm auch in Karnap ganz gut zurecht.“

Wo gibt es die beste Currywurst in Essen?
„An der Currywurstbude am Gemarkenplatz. Die Wurst ist wie alle anderen, aber die Soße...Die ist einfach gnadenlos gut. Die kann man nicht nur fühlen und schmecken. Die kann man auch hören.
Essen ist für mich nach wie vor eine Stadt, die viel Abwechslung bietet, einerseits von der Natur natürlich, Bredeney und Heidhausen, aber auch von der Szene. In Norderney, wo ich immer zum Jahresende spiele, kann mich kaum ins Cafe setzen, ohne dass sofort ein Ömmeken neben mir steht und mich berühren will. Omas wollen einen ja immer anfassen.“

In Norderney ist auch unser Bundespräsident zu finden...
„Ich habe mit dem sogar schon mal zu Abend gegessen, mit seiner reizenden Gattin. Christian Wulff ist oft auf Norderney. Er ist ein netter Kerl. Er könnte auch mein Freund sein.“

Können Sie Ihren Erfolg richtig greifen? Stratmann ist seit Jahren unfassbar erfolgreich.
„Ein echter Dauerbrenner und ich wäre ja schön bescheuert, wenn ich diese Figur aufgeben oder eine andere machen würde. Doktor Stratmann läuft seit 16 Jahren. Zu Beginn, so 95 / 96 haben wir die Grugahalle dreimal voll gemacht. Das machen heute andere, die das auch schaffen, aber die haben vielleicht nicht die Nachhaltigkeit. Und sie haben kein eigenes Theater. Für Essen ist das Stratmanns ein Phänomen.
Als mein Bruder und ich das Haus hier kauften und das Theater aufmachten, war mal ein großer Artikel in der Zeitung über die Zeche Carl und da hieß es: Kabarett läuft nicht in Essen.“

An wen haben Sie sich eigentlich vor 16 Jahren orientiert?
„Ich hatte nur einen. Das war Hanns Dieter Hüsch, den ich zum Glück auch vor seinem Tod noch persönlich kennenlernen durfte. Wir haben auch mal Wein zusammen getrunken, neben dem Senftöpfchen in Köln. Da trete ich übrigens heute noch auf. Die haben mich damals groß gemacht. Da finde ich es dann auch fair, dort weiterzuspielen. Im Gegensatz zu anderen Künstlern, die wir mal groß gemacht haben, wie Dieter Nuhr beispielsweise. Aber ist auch klar bei 300 Leuten im Stratmanns. Da hängen dann auch Agenturen und Manager dran. Das habe ich nie gehabt. Ich habe immer frei nach Schnauze entschieden.“

Ab Freitag, 10. Februar, startet Doktor Stratmann sein neues Programm im Stratmanns am Kennedyplatz im Europahaus. Die genauen Daten und für welche Termine es noch Karten gibt, erfahren Sie unter Telefon: 0201 / 8 20 40 60.

Autor:

Michael Hoch aus Düsseldorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.