Kinder haben das Recht auf einen Facharzt im Notfall - Eltern kämpfen für Notfallpraxis

Sven Risken, Oliver Kern, Marcus Huber und Kinderarzt Engelbert Kölker (v. li.) kämpften am Samstag gemeinsam und stellvertretend für viele Essener Eltern.
  • Sven Risken, Oliver Kern, Marcus Huber und Kinderarzt Engelbert Kölker (v. li.) kämpften am Samstag gemeinsam und stellvertretend für viele Essener Eltern.
  • hochgeladen von Mareike Schulz

„Eigentlich unterschreibe ich nichts auf der Straße“, sagt ein älterer Herr bestimmt, greift aber genauso energisch zum Kugelschreiber und setzt den Stift an. Vor- und Nachname folgt sogar die Adresse. Ein kurzer Blick nach oben. Er blickt in fragende Gesichter, lächelt und erklärt: „Für Kinder mache ich eine Ausnahme!“

Samstagvormittag auf der Kettwiger Straße. Sven Risken und Marcus Huber haben ihren Info-Stand aufgebaut. Auch Oliver Kern, Geschäftsführer des VKJ, Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet e.V., ist vor Ort im Einsatz. Er spricht freundlich die Passanten an und bittet um Hilfe. „Wir sammeln heute Unterschriften für den Erhalt der Öffnungszeiten der Kindernotfallpraxis“, erklärte er den Vorbeieilenden. Als ihn eine eMail von Sven Risken erreichte, der eine Online-Petition gestartet hatte und um Unterstützung am Infostand bat, musste Kern nicht lange überlegen. „Die Kindernotfallpraxis ist wichtig“, bekräftigte er. „Natürlich unterstützen wir als VKJ das Engagement der Väter gerne.“

Vater ergreift Initiative: "Das darf man sich nicht gefallen lassen!"

Sven Risken hatte nämlich im Februar einen Zeitungsartikel gelesen, in dem der Kinderarzt seiner Kinder, Engelbert Kölker, über die Schließungspläne der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV) berichtete und auf die Folgen aufmerksam machte. „Ich habe das gelesen und dachte mir sofort, da muss man doch was machen. Das kann man doch nicht so hinnehmen“, erinnert sich Risken. Seinen Plan, für den Erhalt der Kindernotfallpraxis in ihrer jetzigen Form zu kämpfen, teilte er auch Marcus Huber mit. Die Väter kennen sich über ihre Kinder und spielen mittlerweile auch Fußball zusammen. Huber stand sofort hinter den Plänen. Gemeinsam haben sie in den vergangenen Wochen nicht nur ihre Online-Petition gestartet, sondern auch mit vielen Poltikern, Vereinen und Verbänden das Gespräch gesucht. „Die Politik steht zum Glück diesmal hinter uns“, kommentiert Sven Risken die Aufforderung einer Unterzeichnerin, die sagt: „Kümmern Sie sich bloß darum, dass die Politiker mal was unternehmen und nicht einfach zugucken.“

VKJ in Person von Oliver Kern dabei

Unermüdlich motiviert derweil Oliver Kern die Passanten. „Herr Kern ist eine echte Bereicherung für uns“, stellen die Initiatoren fest. „Es macht das Unterschriften-Sammeln gleich viel einfacher, wenn jemand die Menschen an den Stand schickt.“ Für Oliver Kern Ehrensache. „Es kann nicht sein, dass wir jetzt anfangen bei den Kleinsten zu sparen. Der VKJ setzt in seiner täglichen Arbeit an all seinen Standorten auf präventives Arbeiten. Auch die Kindernotfallpraxis ist eine Präventivmaßnahme. Nicht nur, dass die Notfallpraxen generell noch voller werden, wenn auch noch alle Kinder dort versorgt werden müssen. Nein, dort stehen keine Kinder- und Jugendärzte bereit, die eine spezielle Ausbildung in der Notfallversorgung von Kindern haben. Das ist ein Skandal!“ Im Laufe des Vormittages füllten sich die Listen aber bestens. Egal, ob Alt oder Jung, gegen die Kürzungspläne der KV wollten viele Passanten ihren Unmut kundtun.
„Wir haben über 700 Unterschriften am Samstag bekommen“, freut sich Sven Risken. Doch einige fehlen noch, denn allein 4.600 müssen davon von Essenern geleistet werden.

Aktuell fehlen knapp 200 Unterschriften!

Wer noch nicht unterschrieben hat, kann das online nachholen, denn Oliver Kern unterstreicht abschließend: „Bei 4.600 Essener Unterschriften ist das Ziel erreicht und die Petition wird an die verantwortlichen Politiker übergeben. Da die aber ohnehin für den Erhalt der Kindernotfallpraxis bzw. der bisherigen Öffnungszeiten sind, ist es wichtig, möglichst viele Unterschriften zu haben, um auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung mit Nachdruck ein Zeichen zu setzen. Wenn die Kürzungen und Schließungen kommen, werden durch das Sparen heute die Kranken von morgen gemacht! Auch in den VKJ-Kinderhäusern in Essen werden diese Woche noch Unterschriften gesammelt.“

Jetzt online
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Hierkann man noch online unterschreiben!

Autor:

Mareike Schulz aus Essen-Steele

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