Meine Weihnachten 1963 und ich war so schlau!

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Damals hielt ich mich schon für super schlau und damals war ich gerade 8 Jahre alt. Ich wusste, dass meine Eltern zwei Wochen vor Weihnachten im Spielzeugladen gewesen sind, wo ich mit meiner großen Schwester uns die Nasenspitzen an der vereisten Außenscheibe kühlten und staunend die Auslage mit den bunten Holz- und Blechspielzeug betrachteten. Was war das schön, Autos fuhren kreuz und quer, eine Eisenbahn drehte ihre Runden und überall lagen Baukästen herum. Noch nicht ganz sattgesehen, kamen meine Eltern mit einem großen Karton aus dem Laden heraus.
Von nun an galt es für mich herauszufinden, was sich darin verbarg und das nicht erst zu Weihnachten, sondern noch am selben Abend. Ich kroch in der Nacht aus meinem Bett krabbelte über den kalten Linoleumboden bis zur Schlafzimmertür und meinte diese lautlos geöffnet zu haben, krabbelte weiter zur "guten Stube", öffnete auch hier die Tür, krabbelte weiter zum Wohnzimmerschrank und natürlich genau zu der Schranktür, wo ich Stunden vorher meine Mutter beobachtet hatte, wie sie das große Paket verschloss. War ich clever! Die Tür knarrte ein wenig aber was konnte das schon ausmachen, meine Eltern schliefen ja fest. Ich nahm den Karton raus, er war schwer, robbte mit ihm zum Fenster und der Mondschein ließ mein Herz schneller schlagen. Vor mir lag die Verpackung einer Autorennbahn. Ruckzuck ging es in umgekehrter Richtung wieder ab ins Bett.

Ich kann nicht mehr sagen, wann ich in der Nacht aufgewacht bin, allerdings kann ich heute noch genau sagen wie mein Erwachen war. Vor meinem Bett stand mein Vater, seine auffordernde Stimme ging mir durch Mark und Bein. "Aufstehen, Hose runter!" Da hatte mein Hintern Kirmes. Die nächsten Tage bis Heiligabend wurde nur das Notwendigste an Worten ausgetauscht. Erst nach dem Klingeln des Christkindes, an das ich als Achtjähriger nicht mehr glaubte, dass es existiert, wurde meine Stimmung besser. Vor dem Weihnachtsbaum wurde irgendein Liedchen gesungen und meine Augen kreisten schon über den Wohnzimmerteppich ..... Da war nichts aufgebaut, nichts, Null Komma Null.

Freudestrahlend überreichten mir meine Eltern kleine Päckchen, die ich neben meinem Süßigkeitenteller ablegte. Was sollte ich damit. Über eine Stunde, ich war schon kurz vor dem Heulkrampf, kam mein Vater auf mich zu und hielt einen riesigen Karton mit goldenen Papier in der Hand und sprach: " Na, mein Sohn, sollen wir den gemeinsam auspacken und den Inhalt aufbauen, du weißt ja schon was drin ist, du bist ja so schlau!"

Ich wurde rot im Gesicht, allerdings nur vor Freude!

Autor:

Thomas Ruszkowski aus Essen-Ruhr

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