Auch die Kneipe sorgt bei Demenzerkrankten im Heim für Vertrautheit

Annelise Binias, 81 Jahre alt, versucht ihr Glück am Spielautomaten. Die D-Mark Münzen dafür bekommt sie von den Mitarbeitern des Wohnbereichs „Zeche Zollverein“. | Foto: Malteserstift St. Bonifatius
  • Annelise Binias, 81 Jahre alt, versucht ihr Glück am Spielautomaten. Die D-Mark Münzen dafür bekommt sie von den Mitarbeitern des Wohnbereichs „Zeche Zollverein“.
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Demenzerkrankten hilft es häufig, wenn die Umgebung und das soziale Umfeld für sie gewohnt und bekannt gestaltet sind. Auch mal einfach so, wie es früher war. Dem will das Malteserstift St. Bonifatius in Essen mit Hilfe einer Kneipe entsprechen.

 
Dies sei die erste Kneipe in einer Seniorenpflegeeinrichtung, erklären die Verantwortlichen. Gestaltet im Stil der 1950er und 1960er Jahre scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein. An der Wand hängen alte DAB-Plakate, der Spielautomat in der Ecke nimmt nur D-Mark Münzen an, selbst die Gläser und Bierdeckel in der Zechen-Schänke stammen aus einer längst vergangenen Zeit.
„Natürlich freuen wir uns, den Bewohnern mit der Zechen-Schänke einen lange gehegten Wunsch zu erfüllen, aber die Kneipe ist vor allem im Hinblick auf unsere Demenzarbeit ein großer Gewinn“, sagt Hausleiter Ulf Wolters und berichtet von dem Pflegemodell nach Prof. Erwin Böhm.

Pflegemodell im Malteserstift St. Bonifatius

Zeche Zollverein“ im Malteserstift St. Bonifatius ist ein geschützter Wohnbereich, auf dem ausschließlich Bewohner mit Demenz leben. In einer Nische zeigen Schwarz-Weiß-Fotos Alltagssituationen und Familienbilder aus vergangenen Zeiten. Auch viele Einrichtungsgegenstände wie die rustikale Kommode und die Nähmaschine im Flur stammen aus den 1950er und 1960er Jahren. Die Pflegekräfte, Mitarbeiter aus dem sozialen Dienst und Alltagsbegleiter auf dem Wohnbereich haben eine Weiterbildung abgeschlossen.
Dass die Idee in die Tat umgesetzt werden konnte, ist dem Engagement vieler Mitarbeiter und Unterstützer zu verdanken. So haben die Essener Philharmoniker viele der Möbelstücke gespendet, die originalen DAB- und Stern-Biergläser stammen aus dem Bestand des Brauerei-Museums Dortmund.

Philharmoniker spendeten Ausstattung

Ein- bis zweimal im Monat öffnet die Zechen-Schänke auch für Bewohner anderer Wohnbereiche ihre Türen. „Es ist toll, sich ab und zu in einer Kneipe, wie ich sie aus meiner Jugend kenne, auf ein kühles Pils zu treffen“, betont Günter Schwerdtfeger, 83 Jahre alt und seit fast acht Jahren Bewohner auf dem Wohnbereich „Grugapark“. „Dafür in die Stadt zu gehen, wäre für viele von uns gar nicht möglich.“ Auf der Karte steht neben Bier und alkoholfreien Getränken natürlich auch die Kokoschinski Ruhrpott Plörre. „Und das beste an der Zechen-Schänke“, berichtet Schwerdtfeger lachend: „Die Getränke gehen aufs Haus.“

Autor:

Lokalkompass Essen-Süd aus Essen-Süd

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