An(ge)kommen! - Gemeinsam in der VHS Essen

Foto: Debus-Gohl
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Von Carmen Dluzewski
Was für ein Auftakt ins neue Herbstsemester an der Volkshochschule Essen. Zahlreiche Essener Bürger und Bürgerinnen strömten in den großen Saal, um den Eröffnungsworten von Michael Imberg, Leiter der VHS zu lauschen.
Die wichtigsten Worte der Menschheitsgeschichte, nämlich „Ich liebe dich“ wurden zu Beginn in vielen verschiedenen Sprachen in einem kurzen Film von Menschen aus aller Welt präsentiert.
„Das Wichtigste kennen Sie schon – den Rest lernen Sie bei uns“, versprach Michael Imberg den Gästen. Ganz im Zeichen von respektvollem Miteinander wird die Integration von Menschen, die in unserer Stadt angekommen sind, in der VHS zur Aufgabe gemacht. Füreinander sorgen, ins Gespräch kommen, Zusammenwachsen ist die Devise in der Zukunft. „Wir freuen uns sehr, dass im Rahmen unserer Semestereröffnung viele Menschen und Organisationen sich und ihre Arbeit vorstellen“, so Michael Imberg „so wird aus unserer Stadt Essen eine bunte und lebenswerte Stadt“.
Mit einer kleinen Bühnenshow ging es weiter: nach einem flotten Rap-Song zweier junger Roma-Männer, die seit Jahren gegen die Verletzung der Menschenrechte kämpfen, wurde es ruhig im Saal. Zwei junge Männer beschrieben in einem Kurzfilm ihre Heimat vor dem Syrien-Krieg mit sehnsuchtsvollen Erinnerungen an eine Kindheit in glücklichen Tagen. Still und aufmerksam hörte das Publikum den lyrisch vorgetragenen Beweggründen, die ein Leben in Syrien nicht mehr möglich machten, zu. Immer wieder ist der Satz „man konnte nicht mehr bleiben“ zu hören und machten so deutlich, wie schwer es den Menschen gefallen sein muss, ihr früher so schönes Land zu verlassen.
Mutig ging es weiter: „Mein Name ist Arrafat, ich komme aus Syrien, bin Elektriker und möchte Deutschland etwas zurückgeben und suche deshalb eine Arbeit“, so ein junger Mann, der sich zusammen mit anderen Menschen etwas zutraut, nämlich zum ersten Mal in einer für ihn noch fremden Sprache „deutsch“ auf einer Bühne zu sprechen. Auch Abdullah Gabis aus Syrien meldet sich zu Wort: „In Deutschland sind die Menschen nett, die Natur schön und allen wünsche ich Frieden“. Großer Applaus für diese ehrlichen Worte. Mehrere seiner Mitmenschen folgten ihm und stellten sich kurz vor. Darunter auch Nina Abraham: „Ich bin Opernsängerin“. Ihr Können bewies die Dame sofort mit einer solistischen Einlage – Applaus und Blumenstrauß war sofort der Dank für diese großartige Vorstellung.
Wer sich nun fragte, wieso am Eingang der VHS jeder Gast von einem Menschen ohne eine Erklärung ein buntes Armband umgelegt bekam, erfuhr nun die Auflösung. Die verschiedenen bunten Bändchen legten Menschen, die noch kein Wort Deutsch sprachen, den Gästen an, um zu demonstrieren: was geschieht nun mit mir, wohin werde ich geschickt und wozu diese Kennzeichnung mit diesem Armband? Für die heutige Aktion galt jedoch: jede Farbe war einer Etage in der VHS zugeordnet, so verteilten sich die vielen Menschen gleichmäßig, um sich zu informieren. Sehr gut gelungene Aktion! Das fanden auch Roswitha Thomas und Brigitte Böhm, die zwei Seniorinnen, deren Freundschaft hier in der VHS begann. „Seit 40 Jahren besuchen wir regelmäßig Kurse“, erklärt Brigitte Böhm „es begann mit einem Englisch-Zertifikat und ging über Psychologie und Kunstgeschichte, es ist einfach immer sehr interessant und lehrreich‘“. Auch Roswitha Thomas ist ihr Leben lang neugierig für interessante Themen geblieben: „Gesellschaft im Wandel – das war für mich eine tolle Herausforderung, mich gemeinsam mit anderen damit auseinander zu setzen“ erzählt sie.
Die erste Etage der VHS stimmte die Stabsstelle für Internationale Zusammenarbeit mit Bodenzeitung und Riesen-Scrabble ein. „Essen kann Europa“, so das Motto der Stabsstelle. Dicht umdrängt von Bürgern und Bürgerinnen war die Info-Ecke des Projektbüros der Stadt Essen. Intensiv laufen die Vorbereitungen für das nächste Jahr, denn die Auszeichnung „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ ist unserer Stadt von der Europäischen Komission verliehen worden. Zahlreiche spannende Entdeckungstouren durch die „Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017“ kommen auf uns zu.
In der 2. Etage stellten Mitarbeiter des Arche-Noah-Projektes ihre Arbeit vor. Das Gemeinschaftsprojekt des Religionen Initiativkreises Essen und weiterer kooperativer Partner setzt sich für Frieden, Völkerverständigung, Respekt und Toleranz zwischen den Religionen unserer Stadt ein. Wie vielfältig und spannend diese Arbeit ist, konnte man auf großen anschaulichen Plakaten, sowie Flyern entdecken.
Turgay Tahtabas begrüßte die Interessierten in der 3. Etage. „Wir vom Zukunft Bildungswerk und einige andere Organisationen setzen uns inzwischen mit nahezu 70 Mitarbeitern für Sprachförderung ein,“ freut sich Turgay Tahtabas, „denn in der Lernförderung liegt unsere Zukunft“. Gleich neben ihm drängten sich Besucher um den Stand der KAUSA Servicestelle Essen. Mit Postern machte die Servicestelle deutlich, worum es ihr geht: Informationen über das deutsche Schul- und Berufsbildungssystem allen Menschen neben deutsch und englisch auch in türkischer und arabischer Sprache anzubieten.
Die 4. Etage war ganz dem Thema „Ehrenamt“ gewidmet. Zahlreiche Stände mit Info-Flyern, kleinen Präsenten und Broschüren luden zum Stöbern ein. Die Essener Künstlerin Andrea Tils, Malschule JonArt, stellte Bilder aus, die Menschen des Flüchtlingscamps Volkswald gemeinsam mit ihr und einem großen Team gemalt haben. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer Initiative erwachsene Männer ans Malen herangeführt haben, die in ihrem Leben dafür noch keine Gelegenheit hatten. Die Zeiten von Armut und Krieg werden sehr beeindruckend mit ihren Bildern ausgedrückt“, so Andrea Tils.
Zum Ausklang des Eröffnungsfestes trat im Bistro GROSSTADTDELI der VHS die Initiative „BeOne – Musik für und mit Flüchtlingen“ auf. Musik ist die Sprache, die jeder versteht, so ist sicherlich so mancher ein Stück weiter in unserer Stadt Essen angekommen. Zum VHS Semesterprogramm steht die Seite www.vhs-essen.de bereit.

Autor:

Carmen Dluzewski aus Essen-West

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