Keine schnelle Abhilfe gegen Wasserpflanzen auf dem Baldeneysee

Der "grüne Teppich" wird sich im Laufe des Sommers noch weiter ausbreiten. (Photo: Ruhrverband)
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  • Der "grüne Teppich" wird sich im Laufe des Sommers noch weiter ausbreiten. (Photo: Ruhrverband)
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Die deutschen Jugendrudermeisterschaften auf dem Baldeneysee, die Mitte dieser Woche stattfinden sollten, wurden bereits trocken gelegt. Das ungewöhnlich früh einsetzende Wachstum der Wasserpflanzen macht dem Ruhrverband zu schaffen. Aus eigenen Mitteln kann das Unternehmen die Gewässer für Wassersportler nicht mehr freihalten.

Und dabei ist das verstärkte Aufkommen von Elodea und Co. eigentlich ein Segen für die Wasserwirtschaftler von der Kronprinzenstraße. Das im Volksmund unter den Namen Wasserpest firmierende und gerade bei den Wassersportlern verschmähte Froschbissgewächs ist wählerrisch: Elodea fühlt sich in gesunden, stickstoffarmen Gewässern mit hohem Nährstoffgehalt wohl. Professor Norbert Jardin, Vorstand für Technik und Flussgebietsmanagement des Ruhrverbandes, machte am Mittwochnachmittag zwei Hauptgründe für das frühe Aufkommen der Wasserpflanzen und die damit bereits jetzt schon hohe Verkrautung von den Ruhrgewässern aus.

Das Gleichgewicht zwischen Nutzbarkeit und ökologischem Zustand fehlt

Laut Jardin sei der Befall zum einen das Ergebnis der „hervorragenden Wasserqualität der Ruhr“. Zum anderen würde man 2016 das siebte Trockenjahr in Folge erleben. Die dadurch ausbleibenden Frühjahrshochwasser würden es den Wasserpflanzen einfach machen, sich in der Ruhr und im Baldeneysee zu halten. Oft ist die Ruhr nur drei Meter tief, somit wachsen die Pflanzen schnell an die Oberfläche. Neu hinzu gekommen ist die planktonfressende Körbchenmuschel, die das vermehrte Aufkommen von Elodea. Wasserstern und Laichkraut weiter begünstigt. Das Rudern und Segeln wird stark behindert. Das sind schlechte Nachrichten für die Wassersportler und Schwimmer, die sich an und auf der Ruhr tummeln (Der Süd-Anzeiger berichtete).

Wasserpflanzen hygienisch unbedenklich

Denn im Laufe des Sommers wird sich der Bewuchs der Wasserflächen noch weiter ausbreiten und somit ein noch größeres Hemmnis für den Wassersport auf Ruhr und Baldeneysee darstellen. Der Ruhrverband hat in den letzten Jahren alle Register gezogen, um der Verkrautung Herr zu werden: Nach der Ausschreibung eines Ideenwettbewerbes, rückte man den Wasserpflanzen mit Schleppketten und Tauchsensen zu Leibe. Doch die Wasserpflanzen zeigten sich auch nach der Einlassung von T-Trägern in den Gewässergrund unbeeindruckt. Laut Professor Jardin waren die Ergebnisse „ernüchternd“. Die letzte Waffe des Ruhrverbandes ist der Einsatz der „Manati“.

Mäh-Boot an Kapazitätsgrenze

Doch das Verbands-eigene Mäh-Boot schiebt jetzt schon zwischen Kemnade und Baldeneysee Doppelschichten. Das Vehikel, das in Aussehen und Funktionsweise einem schwimmenden Mähdrescher ähnelt, ist aber gegen die ebenfalls großen Bestände vom Igelkolben machtlos. Zudem müsse das Schneidewerk jede halbe Stunde von Pflanzenresten befreit werden. Norbert Jardin gab zu: „Der Einsatz des Mähbootes ist in seiner Wirkung begrenzt.“ Man könne nur Schneisen freischneiden, die ganze Verkrautung könnte das eine Boot jedoch nicht beseitigen.

Einzige Lösung: Ein Mäh-Boot-Geschwader

Dazu bedarf es gleich einer ganzen Flotte an Mähbooten. Der Ruhrverband schätzt, dass neun „Manati“-Schwestern der Lage Herr werden könnten. Die Anschaffungskosten würden sich auf insgesamt knapp zwei Millionen Euro belaufen. Norbert Jardin betont, dass der Einsatz, der an einem Tag 2.200 Euro verschlingenden Boote, nicht nachhaltig wäre. Diesen Versuch hatte man mit dem Besatz von Rotfedern unternommen. Doch die Knabberfische, die Elodea bevorzugt vertilgen, kommen mit der Verköstigung der Wasserpflanzen nicht mehr nach. Der Einsatz von mehreren Mähbooten sei laut Jardin die einzige realistische Lösung, den rund 2,6 Quadratkilometer umfassenden Baldeneysee von dem Wasserpflanzenbefall zu befreien. Ob bald mehrere „Manatis“ die Ruhr patrouillieren, darf aber bezweifelt werden.

„Einsatz technisch denkbar …“

Jedoch nicht mit den Mitteln des Ruhrverbandes allein. „Die Beitragszahler können das nicht mitfinanzieren.“, laut Jardin müssten sich Anrainerstädte und private Gewässernutzer mit einbringen, um die Wassersportausübung auf der Ruhr zu gewährleisten. Da der Einsatz von Chemikalien – wie er beispielsweise in den USA praktiziert wird – in der Ruhr ökologisch und rechtlich ausgeschlossen ist, bleibe nur noch der Mähbooteinsatz.

Ab 2017 im Baldeneysee geschwommen werden

Für das Grüne-Hauptstadt-Jahr gab Jardin Entwarnung: Die rund 300 Quadratmeter große geplante Badestelle am Seaside Beach wäre bis jetzt von der Wasserpflanzenproblematik nicht betroffen: „An dieser Stelle wird es schnell relativ tief, bislang sind hier nur in direkter Ufernähe Pflanzen sichtbar.“ Diese könnten problemlos zurückgeschnitten werden.

Droht langfristig eine „grüne Wasserfläche“?

Fakt ist, der Wassersport auf Ruhr und Baldeneysee erfährt aufgrund der Wasserpflanzen bereits jetzt schon starke Einschränkungen. Die kommenden Ruderschulmeisterschaften werden zwar stattfinden, eine eventuelle Verkürzung der Strecke von einem Kilometer auf 500 Metern, kann der Veranstalter aber nicht ausschließen. Eine Prognose, ob sich das rasante Wachstum der Wasserpflanzen und der Befall der Wasserflächen über die Jahre verschlimmern wird, wagte Norbert Jardin am Mittwoch nicht zu geben.

Autor:

Philipp Steinbrink aus Essen-Nord

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