Spendersuche für Sponsorenlauf oder Sammeln von Senioren-Adressen?

Nicht jede Unterschriftensammlung ist wirklich eine solche. Manche dient  in Wahrheit nur dazu, Adressen vor allem von älteren Menschen herauszufinden. | Foto: Stengl
  • Nicht jede Unterschriftensammlung ist wirklich eine solche. Manche dient in Wahrheit nur dazu, Adressen vor allem von älteren Menschen herauszufinden.
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Sie sammeln Unterschriften für Mensch oder Tier, jedenfalls für einen guten Zweck , und hinterlassen doch ein schlechtes Gefühl. Fremde, die einen auf der Straße ansprechen, wollen nicht unbedingt Geld, sondern Adressen. Diese Bedenken kamen jetzt auch einer Seniorin aus dem Essener Süden - hinterher.

Die 65-Jährige Nora P. (Name der Redaktion bekannt) wurde am 6. Oktober in einem Rüttenscheider Supermarkt von einem Jungen, ca. zehn bis dreizehn Jahre alt, angesprochen: „Er sagte, er suche Sponsoren für einen Lauf. Ein kleines Mädchen, angeblich seine Cousine, war auch dabei.“
Der Sponsorenlauf sollte am heutigen Samstag in Steele stattfinden - zugunsten seiner dortigen Schule und einer Einrichtung für Jugendliche, die auf der Straße leben. Mit Beträgen von 20 Cent bis 5 Euro pro Kilometer könnte man sich beteiligen. Unterlagen hatte der Junge nicht dabei: „Vergessen.“

Sponsorenlauf ist tatsächlich längst vorbei

Hier hätte Nora P. schon skeptisch werden können, aber in dem Moment vertraute sie dem angeblichen Sponsorensucher noch. Sie ließ sich seine Adresse geben und notierte für ihn ihre - vorsichtshalber nur Name und Telefonnummer, die Anschrift in Bergerhausen ließ sie weg. Der Junge versicherte, er werde sich wegen der Spende bei ihr melden.
Im Nachhinein stellte sich bei der 65-Jährigen ein ungutes Gefühl ein: Sponsorenlauf einer Schule - mitten in den Ferien? War es richtig, Name und Telefonnummer einem Fremden zu nennen, der jetzt mit Hilfe des Telefonbuches die Adresse herausfinden kann? Nora P. ist verwitwet, außer ihr wohnen noch drei alleinstehende Frauen im Haus. Für kriminelle Adressensammler ein Idealfall.

Da ihr Sohn ihre Bedenken teilte, entschloss sie sich, zur Polizei zu gehen: „Weil es keine Straftat war, konnten die Beamten nicht viel tun. Sie schauten aber für mich nach und fanden heraus, dass der Junge zwar in Essen gemeldet ist, aber unter einer anderen Adresse als der, die er mir gegeben hat.“ Und sie gaben den Rat, die Wohnung besonders gut abzusichern.

"Ich hätte meine persönlichen Daten nicht herausgeben sollen"

Nora P. ärgert sich über ihre Bereitschaft, persönliche Daten herauszugeben, auch wenn sie nachvollzieht, warum sie es tat: „Ich möchte nicht in jedem ausländisch ausschauenden Menschen einen Kriminellen sehen.“
In Zukunft aber wird sie vorsichtiger sein. Zumal auf der Homepage der Schule, die der Junge ihr nannte, zwar von einem Sponsorenlauf berichtet wird, doch der fand schon vor über drei Wochen statt.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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