Ein Verein gerät ins Schwimmen

Auch die Wassergymnastik-Kurse des VGSU sind gut besucht.
  • Auch die Wassergymnastik-Kurse des VGSU sind gut besucht.
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„Ich mach‘ ne Sitz­blockade“, erklärt eine alte ­Dame mit Gehhilfen resolut im Büro des VGSU - Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie - an der Henri-Dunant-Straße. Viele Menschen engagieren sich für den Erhalt ihrer Sportstätte, deren Schicksal, je nach Finanzlage bis Ende September, noch immer ungewiss ist.

von petra de lanck
und dirk bütefür

Ursula Timmers-Trebing ist Sportwissenschaftlerin und seit 18 Jahren beim VGSU. Sie kümmert sich um die Koordination von Reha, Behindertensport und Prävention. Allesamt Bereiche, in denen sich der VGSU in den vergangenen Jahren sogar landesweit einen Namen gemacht hat. Kernzelle des Vereins ist die Sportstätte an der Henri-Dunant-Straße, deren Erwerb beim VGSU und schon seit vielen Jahren ganz oben auf der Agenda steht.
Doch jetzt geht es ans Eingemachte. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW räumte als Eigentümer dem VGSU zwar ein Vorkaufsrecht ein, nach der Ausschreibung mit exakt der vom VGSU als Kaufpreis genannten Summe erhöhte sich der Preis dann allerdings um 135.000 Euro, die nun bis Ende September aufgebracht werden müssen, um sich gegen einen konkurrierenden Wohnungsbauinvestor durchzusetzen.
„Wir sind ein gemeinnütziger Verein und erhalten keine Zusatzkredite“, erklärt Ulla Timmers-Trebing. „Wir haben ein begrenztes Budget, 135.000 Euro mehr müssen wir erstmal aufbringen ...“ Hier sind Sponsoren gefragt, die bis Ende September dafür sorgen können, dass die Sportstätte, die 65 Prozent des VGSU-Kursangebotes beherbergt, auch weiterhin ihren Nutzern zur Verfügung steht.
„Es gibt keinen alternativen Standort“, erklärt Timmers-Trebing, „und der VGSU hat in Essen einen gesundheitspolitischen Auftrag, den er sehr gut erfüllt - von Angeboten für Kinder bis hin zu Senioren.“
Der VGSU, 2007 vom NRW-Innenministerium ausgezeichnet als Behindertensportverein des Jahres“, erfüllt diverse Funktionen im Rahmen der städtischen Gesundheitspolitik: Sport und Demenz zusammen mit dem Behindertensportverband NRW und dem Land, Bewegung und Sport bei onkologischen Erkrankungen, Bewegungsangebote in der Palliativmedizin. Zudem ist der VGSU Aus- und Fortbildungsstätte für andere Vereine.

"Wir stecken noch nicht den Kopf in den Sand"

„Die Sportstätte ist von morgens 8 Uhr bis abends um 21.30 Uhr durchgehend belegt“, betont Ulla Timmers-Trebing, die sich neben dem Rückhalt seitens der Stadt natürlich besonders über die große Unterstützung seitens der Kursteilnehmer freut. „Nichtsdestotrotz ist es natürlich schwer, gegen einen Wohnungsbauinvestor anzukommen“, gibt sie sich keinen Illusionen hin. „Wir stecken aber noch nicht den Kopf in den Sand!“
Besonders für die Senioren bedeutet die Sportstätte auch Lebensqualität. „Sie halten sich hier aktiv fit und entlasten damit auch die Pflegesituation“, so die Sportwissenschaftlerin.
„Vor Ort summieren sich hier monatlich 7200 Rehasportstunden und unsere älteste Teilnehmerin ist 96 Jahre alt.“
Turnhalle, Gymnastikhalle, Schwimmbad und Verwaltungsräume stehen nun für 450.000 Euro zum Verkauf. Wer über eine Sitzblockade hinaus etwas zum Erhalt der Sportstätte beitragen möchte, kann dies über eine Spende auf das Konto bei der
Spardabank West eG
Konto-Nr.: 529925,
BLZ: 360 605 91 oder
IBAN: DE 90360605910000529925
BIC: GENODED1SPE
Stichwort: „Erhalt der Sportstätte“ tun.

Auch viele Essener Politiker und Funktionäre sprechen sich für den Erhalt des VGSU aus:
Die grüne Bezirkspolitikerin und stellvertretende Bürgermeisterin des Bezirkes II, Irmgard Krusenbaum spricht von einem „Verlust, den man gar nicht kompensieren kann.“.
„Wir setzen uns schon lange dafür ein, dass der Standort bestehen bleibt“, so Krusenbaum als grüne Politikerin, „er ist sehr, sehr wichtig. Auch in der BV haben wir uns dafür stark gemacht.“
Persönlich macht Irmgard Krusenbaum beim VGSU seit vielen Jahren Unisport und ihre Kinder haben dort schwimmen gelernt.
Wolfgang Rohrberg, Geschäftsführer des Essener Sportbundes (ESPO) erklärt:
„Das Palaver um die Sportstätte des Vereins für Gesundheit- und Sporttherapie an der Henri-Dunant-Straße schwelt schon länger. Vor zirka vier Jahren sind der ESPO und die Stadt gemeinsam an den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW herangetreten, um eine Klärung herbeizuführen. Der VGSU leistet seit vielen Jahren eine bedeutende Arbeit. Durch den Rückbau der Sportstätten und Bäder sind Hallen- und Schwimmzeiten sehr kapp geworden. Wenn nun diese Sportanlage auch noch geschlossen wird, dann wird es mehr als knapp. Wir beten, dass das Gebäude in irgendeiner Form der Essener Sportfamilie erhalten bleibt!“
Der VGSU-Arbeitskreis will zum Thema in der nächsten Woche bei NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in Düsseldorf vorsprechen.

Autor:

Dirk Bütefür aus Mülheim an der Ruhr

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