Bilder im Kopf

Christina Brudereck und Ben Seipel sind beflügelt vom Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Saal im Haus Fuhr.
Foto: Bangert
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Ist es eine Lesung? Ist es ein Konzert? Nein, es ist „Kopfkino“ mit dem Duo „2Flügel“

Der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Saal im Haus Fuhr verfügt über eine ausgezeichnete Akustik. Der bedeutende Kirchenmusiker inspizierte seinerzeit die Orgel, was dem Saal seinen klingenden Namen eintrug.

Dort steht aber auch ein Flügel. Nun ist Ben Seipel nicht mehr zu halten. Schnell fliegen die Finger über die Tasten, er reißt ein Medley mit Hits der 80er an. Moment, das ist doch…ABBA! Das Wiedererkennen macht Spaß, nun klingt „Forever young“ von Alphaville durch. Das kann in einer bestimmten Altersklasse nun wirklich Jeder mitsingen. Oder besser gesagt Jede? Ben Seipel schmunzelt: „Unsere Zuhörer_innen wissen, wie das mit der Wassermelone war. Wer sie getragen hat.“ Hier hat offensichtlich Keiner Angst vorm Bedienen eines Klischees, natürlich darf zu seinem Dreißigsten auch der Film „Dirty Dancing“ nicht fehlen. Respekt zollt der Musikus aber den Männern, die sich damals nicht nur widerwillig ins Kino mitschleppen ließen, sondern sogar hingeguckt (und heimlich „Time of my life“ mitgeträllert, zumindest gaanz leise?) haben.

Kopfkino pur

Seipel erläutert seinen kleinen musikalischen Ausflug in die Vergangenheit: „Das erste Lied des Abends.“ Ein Abend, den man kaum fassen kann mit dürren Worten. Was ist „Kopfkino“? Einen Versuch startet Christina Brudereck: „Ein Abend mit 2Flügel ist kein Konzert, ist keine Lesung. Es ist beides zugleich. Musik kann etwas, was Sprache nicht kann. Das 80er-Medley ist ein prima Beispiel: Kopfkino pur.“ Sie ist die weibliche Hälfte des Duos, eine Frau der Worte. Christina Brudereck liebt es, Geschichten zu erzählen. Hier verbindet sie Schönheit und Politik, Kultur, Spiritualität und Theologische Poesie. Sie ist Autorin vieler Bücher, von Romanen, Gedichten, Biografien, Gebeten. Für eine Lesung suchte sie „damals“ einen Pianisten, der ihr die Pausen zwischen den Kapiteln füllt. Dr. Ben Seipel ist Pianist und Dozent an der Hochschule für Musik Köln. Er sagte für einen Abend zu. Daraus wurde - deuten wir es vorsichtig an - so einiges mehr. Zunächst dachte die Autorin: „Das hat Potenzial.“ Der Mann am Klavier dachte sich vor allem: „Die Frau hat Potenzial.“ Da das Leben und die Liebe so schön zusammenfielen, sind die beiden Flügel mittlerweile ein Ehepaar. Mit einer ganz bewussten Streitkultur: „Die Fallhöhe ist uns bewusst. Arbeitskonflikte bleiben nicht aus. Bei uns gibt es oft Zoff. Doch wir können uns auch gut versöhnen…“

Reformation und Ökumene

Apropos Streit: Wir schreiben 2017. Reformationsjahr. Luther allerorten. Auch in Werden, hier trifft Kirchenmann auf Kirchenmann. Der Reformator auf den Stadtgründer Liudger. Was im Abteistädtchen für eine wunderbare und warmherzige Ökumene sorgte. Doris Korpiun berichtet: „Wir durften die Beiden schon in der Erlöserkirche bewundern. Da dachten wir im Ökumene-Ausschuss: ‚Die gönnen wir uns.‘ Es scheint uns genau die richtige Mischung für einen schönen Abend als einen der Höhepunkte des Lutherjahres.“ Seit Januar 2017 ist das neue Programm „Kopfkino“ da: Der Flügel erzählt, die Buchstaben singen. Reiseerlebnisse, zauberhafte Begegnungen. Krieg und Frieden und Versöhnung. Die Flügel sind politischer geworden: „Man merkt schon, welches Geistes Kind wir sind.“ Das vierte Programm ist aber auch lustiger und bietet mehr Gänsehautmomente. Das Lachen könnte im Hals stecken bleiben, wenn „Es kommt ein Schiff geladen“ auf das Elend der Mittelmeerflüchtlinge anspielt. Beladen, vollgeladen, überladen, vor allem aber: gar nicht eingeladen. Ein Abend voller Filme, Gedanken zur Heimat in Europa, eine Femmage an die Muttersprache, Anspielungen zur Reformation, Miss Marple, Miss Piggy, das Million Dollar Hotel, musikalisch dazu Hans Albers, Amy Grant, Billy Joel, Chopin, U2 und Ben Seipels eigener Song „Mach aus Chaos einen Kosmos“. Der Kopf sitzt im Kino. Das Herz träumt.

Pippi Langstrumpf?

Doch Vorsicht, Spoilergefahr! Seipel verrät nach der Eröffnungsmusik auch den Schlussakkord: „Der letzte Ton des Abends ist dann Pippi.“ Wie bitte? Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf zieht sich durch alle bisher vier Programme des ungewöhnlichen Duos: „Wir finden, es müsste mehr Pippis als Annikas geben.“ Nun also kommt Kopfkino: Eine Theologin. Ein Pianist. Ein gespanntes Publikum. Was dabei rauskommt? Tja, um das zu erfahren, gibt es nur eine Lösung: Man muss am Mittwoch, 13. September, rechtzeitig im Haus Fuhr in der Heckstraße 16 sein. Einlass ist ab 19 Uhr, um 19.30 Uhr beginnt der spannende Abend mit Wortwitz und wunderbaren Melodien. Im Vorverkauf kosten Karten 16,50 Euro, an der Abendkasse 15 Euro. Tickets können unter 0201-494640 bestellt werden oder sind direkt bei der Buchhandlung Schmitz in der Grafenstraße zu erhalten. Dort wurde signalisiert: „Der Vorverkauf ist sehr gut angelaufen. Aber es sind noch Tickets zu haben.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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