Eröffnung der Ausstellung „In Visual Dialogue“ in den Räumen von kunstwerden
Der Moment des Augenblicks

Sally Stein und Ina Steiner im Gespräch.
Foto: Henschke
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  • Sally Stein und Ina Steiner im Gespräch.
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Ina Steiner und Sally Stein. Die eine schätzt die Ordnung, die andere ist offen für kleine Gelegenheiten. Zwei Frauen höchst unterschiedlich in Temperament und Stil. Und doch sind sie miteinander verbunden und lernen voneinander.

Die eine sagt „Let’s do it“ und die andere wehrt erschrocken ab: „Let’s wait.“ Das macht diese Zusammenarbeit auch so spannend, denn immer wieder gibt es diesen zweiten Blick. Vom Dokumentarischen lösen, hinter die tradierten Sehweisen blicken. Während die Deutsche sich perfekt organisiert ans Fotografieren macht, geht die Amerikanerin eher impulsiv vor. Ina Steiner begibt sich mit der Kamera planmäßig ans Werk. Sally Stein knipst mit dem Smartphone, was ihr vor die Linse kommt. Selbst hier bei der Eröffnung ihrer Ausstellung „In Visual Dialogue“ in den Räumen von kunstwerden scheint sie interessante Sujets zu finden. An den Wänden Aufnahmen aus Berlin, Los Angeles, New York und München.

Unterschiedliche Blickwinkel

Ulrike Leggewie-Brohm stellt dieses ungleiche Paar und ihr Arbeiten vor. Mehr als eine Generation auseinander und doch seit fast zwei Jahrzehnten befreundet. Im stetigen Austausch. Zwei unterschiedliche Blickwinkel moderner Fotografie. Ina Steiner lebt und arbeitet hauptsächlich in Berlin. Oft sind es Auftragsarbeiten, aber auch viele freie Arbeiten. Sally Stein stammt aus New York, lebt in Los Angeles. Genauer gesagt in Koreatown, einem Teil von Hollywood. Was jetzt glamourös klingen mag, doch wenig mit der dortigen Realität zu tun hat. Bevor ihr die ausgedehnten Spaziergänge mit dem Hund zu langweilig werden, nimmt die kürzlich emeritierte Professorin der Kunst- und Fotografiegeschichte ihr I-Phone mit und fängt den Moment des Augenblicks ein. Erkundet ihre Umgebung und hält kleine Veränderungen fest: „Everyone is a photographer in these days with these small phones.“ Mit ihrer „Street Photography“ fängt sie - oft ganz unbeabsichtigt und intuitiv - moderne Stillleben ein.

Eine spontane Idee

Beide sehen das alltägliche Leben, aber ihr künstlerischer Blick lässt sie die ein- und dieselben Dinge ganz anders darstellen. Die Hängung in den auch diesmal wie maßgeschneidert scheinenden Räumlichkeiten von kunstwerden ist da Programm. Jede Wand widmet sich einem anderen Sujet: Frauen am Arbeitsplatz, Kunst, Männer, Stühle, Mysteriöse Todesfälle. Die Fotografinnen und ihre Werke sprechen miteinander. Ein ständiger Dialog. Doch wie kam es zu dieser so ganz anderen Doppel-Ausstellung? Eine spontane Idee. Die Profi-Fotografin und die Foto-Historikerin sind über Sally Steins 2013 verstorbenen Ehemann Allan Sekula verbunden. Dieser politische Fotograf misstraute dem Einzelbild, arbeitete stets in Serien, oft von Texten begleitet. War mit seinen Arbeiten in der Ausstellung „Absage an das Einzelbild“ im Folkwang-Museum zu sehen. Sekula hinterließ ein großes Archiv an Dia-Positiven. Und da Sally Stein laut selbstbewusster Selbstauskunft über viele Fähigkeiten verfügt, aber Organisationstalent ganz gewiss nicht dazugehöre, engagierte sie ihre Freundin, um das Archiv zu sichten: „Ina ist da so viel besser…“ Die intensive Beschäftigung mit den Archiven anderer Fotografen ließ aber in beiden einen Wunsch aufkommen. Vielmehr eine Art Schlachtruf: „Jetzt sind wir auch mal dran.“ Zwei Frauen, zwei Arten von Fotografie, zwei Arten des Sehens. Vereint in einer Schau: Sally Stein und Ina Steiner.

Ausstellung bis 10. November

Die Öffnungszeiten der Ausstellung „In Visual Dialogue“ in den Räumen von kunstwerden in den Werdener Toren an der Ruhrtalstraße 19 sind freitags von 20 bis 24 Uhr, sonntags von 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei. Aufgrund begrenzter Terminmöglichkeiten ist die Ausstellung von ungewöhnlich kurzer Dauer und endet bereits am 10. November.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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