Endlager für Leichen gesucht

Die Himmelsstürmer in einer rasanten Kriminalkomödie

„Gestatten: Blond, Eva Blond.“ Die Hauptkommissarin der Kripo Werden hat es mit einem besonders gemeingefährlichen Serientäter zu tun. Denn so viel ist ihr klar: „Es geht ein Massenmörder um in Fischlaken!“ Doch zunächst muss sie kleinere Vergehen verfolgen.

Der kleine Julian wird verwarnt, weil er am Handy hängt: „Hier wird nicht telefoniert!“ Auch sein Vater zieht sich den Unmut des gestrengen Arm des Gesetzes zu, natürlich darf er sich keine Zigarette anstecken im proppenvoll besetzten Pfarrsaal von Christi Himmelfahrt in Fischlaken: „Ich möchte sie doch herzlichst bitten, nicht zu rauchen!“ Nach dieser ersten Schauspieleinlage wissen alle Zuschauer Bescheid, endlich kann sie beginnen, die Kriminalkomödie: „Oje, schon wieder eine Leiche!“ Die Tatort-Melodie stimmt kriminell ein, dann legen die Himmelsstürmer los. Die elfköpfige Schauspielertruppe rund um Christi Himmelfahrt ist eine Laien-Spielschar, sorgt im wahrsten und besten Sinne des Wortes für „Volksbelustigung“. Die Himmelsstürmer sind keine professionellen Schauspieler, sondern arbeiten in Büros, Kindergärten, Krankenstationen oder Gemeinden. Sie eint ihre große Leidenschaft: Das Theater! Nicht um eitle Selbstbeweihräucherung, sondern um die köstliche Unterhaltung des geneigten Publikums geht es den Bühnen-Stürmern, dies gelingt auch mit dem neuesten Stück aus der Feder von Brigitte Wiese und Patrick Siebler aufs Allerfeinste. So geraten die begeisterten Zuschauer dieser turbulenten Gaunerkomödie von einem Lachkrampf in den nächsten! Neben allem Wortwitz und großer Spielfreude belustigen die running gags wie das laute Knallen eines Kopfes auf die Tischplatte: „der ist mausetot!“ und das allgemeine Gelächter, wenn Pater Jörg Gabriel als Schürzenjäger Harry Hecht von seinen unglaublich großen Chancen beim schönen Geschlecht schwärmt. Geredet wird, wie die Schnauze gewachsen ist, der eingängige Ruhrpott-Dialekt wirkt nie aufgesetzt oder unangebracht. „Watt, du biss die Komplizin von mein beschmierten Schwaager?“ oder „Lass deine Griffel von mein Astralleib!“ sprechen halt dem Volk aus der Seele… Ort der Handlung ist das behagliche Wohnzimmer der Familie Meuchler. Dort tratschen Ilse und ihre Freundin Vreni auf das Allergemeinste. Frau Meuchler, Andrea Harbers gibt sie mit all´ dem Schmerz einer zu kurz kommenden Ehefrau, singt das hohe Lied auf ihren Göttergatten: „Nach mein Werner würden sich viele hier die Finger nach lecken!“ Doch schlechten Umgang hat er, der Werner: „Wenn ich schon seinen Freund Harry seh, den Windhund...“ Vreni ist das größte Klatschmaul des Dorfes, da läuft die Warnung ins Leere: „Tratsch ett ja nich in Fischlaken rum!“ Entree des Herren Räubers: „Für datt Mundwerk brauchse nen Waffenschein“ scheucht der grimmig dreinschauende Peter Ottner alias Toni Knast die Frauen davon. Der Vorstadtkriminelle ist Ilses missratener Bruder. Als erfolgloser Möchtegern-Gangster träumt er schon lange vom großen Wurf und plant, den Gianni vom „Schwatten“ erst bewusst- und willenlos zu machen und dann auszurauben. Dafür hat Ganoven-Azubi Susi Groß Ko-Tropfen besorgt und gewieft als Potenzmittel getarnt in eine Flasche mit der Aufschrift „Power Porn - für die Stärkung der Manneskraft“ umgefüllt. Ein erster Test mit Hauskatze Mauzi verläuft vielversprechend. Doch Toni Knast ist auf der Flucht, die Bullen waren schon am Schwarzen und sind hinter ihm her. Abgang durch die Hintertür. Aber, das ominöse Fläschlein haben sie vergessen, die wenig schlauen Gauner. Und genau um das geht es in diesem urkomischen Stück. Es wandert von Hand zu Hand, nach und nach häufen sich die vermeintlichen Leichen, immer neuen Komplikationen und große Verwirrung suchen die geplagte Familie Meuchler heim.
Der erste „Tote“ ist der Harry, brillant Pater Gabriel in einer Rolle, die ihm eigentlich nicht auf den Leib geschneidert ist, der natürlich seine „Griffel“ nicht von der Flasche lassen kann. Ilse und ihre heiratswillige Tochter Carmen, hier überzeugt Anja Graf als an den eigenen Eltern verzweifelnden Backfisch, verstecken ihn hinterm Sofa: „Liegter bequem?“ Das nächste Opfer ist der Schwiegersohn in spe, Thomas Thomitzek gibt den trotteligen Bräutigam mit gekonnter Balance zwischen feiner Nuance und Holzhammer-Humor: „Ob meine gewaltige Manneskraft noch zu steigern ist?“ Ein Schluck aus der Pulle, „ich spür so ein Rauschen in den Ohren…“ und schwupps, liegt der Nächste auf dem Teppich. Wohin mit all´ den Leichen, in Salzsäure auflösen, ins Gemüsebeet, in die 40-Liter-Mülltonne? Zunächst wird in der Garage, hinter den Winterreifen, zwischengelagert. So ziemlich jeder probiert von dem Stärkungsmittel, sogar der Pfarrer testet aus, womit sich seine Schäfchen der Hölle näherbringen. Selbst als vorsichtshalber die Ko-Tropfen in die Schnapsflasche umgeschüttet werden, kommt die immer flottere Spirale an Scheintoten, die später mit Brummschädel wieder aufwachen, nicht mehr zum Stehen. Mit rasanter Fahrt reißt das Theaterstück die Zuschauer in seinen Bann und mit, wirbelt dem turbulenten Ende entgegen. Die sich häufenden „Leichen“ im Hause Meuchler treiben die Familie fast zum Wahnsinn. Die völlig überforderte Polizistin und die verpeilte Lokalreporterin Steffi Kritzler, die die große Titel-Story wittert, sind Paraderollen für Beate Salomon-Bock, die wie ihre Mitstreiter große Freude am Chargieren zeigt. Lilli ist „datt Mäusken“ vom Harry und dem notorischen Lügner mit seiner Prahlsucht auf den Leim gegangen: „Abba der Harry hat doch Fotos gezeigt von sein Ferrari, seine Yacht, die Finca auf Malle und den Golfclub!“ Schließlich haben Alle vom Pülleken genippt, fallen reihenweise um. Der Pfarrer betritt die Szenerie, ist höchst erregt über diesen Sündenpfuhl: „Sodom und Gomorrha!“ Das Herz macht nicht mehr mit, der letzte noch Aufrechte sinkt auch danieder. Dann wachen die Anderen auf, selbst Mauzi lebt wieder, nur der Kirchenmann bleibt liegen: „Tatsächlich eine Leiche!“
Aufbrausender und lang anhaltender Applaus ist das Manna der Schauspieler, die im Fischlaker Pfarrsaal für vergnügliche Stunden sorgten. Danke dafür!

Das sind die Fischlaker Himmelsstürmer:
Eberhard Harbers: Werner Meuchler, Hausherr.
Andrea Harbers: Ilse Meuchler, seine Ehefrau.
Anja Graf: Carmen Meuchler, ihre Tochter.
Ulla Bergmann: Vreni Weiß, eine Nachbarin.
Peter Ottner: Toni Knast, Ilses Bruder und Kleinkrimineller.
Nicole Richtmann: Susi Groß, „Lehrling“ in Sachen Gaunerei.
Jörg Gabriel: Harry Hecht, bester Freund des Hausherrn.
Stephanie Derksen: Lilli, Harrys Freundin.
Thomas Thomitzek: Alexander, Carmens Bräutigam.
Michael Richtmann: Pfarrer des Ortes.
Beate Salomon-Bock: Steffi Kritzler, Reporterin, sowie Eva Blond, Hauptkommissarin.
Beate Thomitzek.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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